Christoph Wandratsch aus Bayern und der Eidgenosse Bruno Baumgartner wollen die Bodenseelängsquerung von Bodman nach Bregenz packen. Das Duell ist pikant, Baumgartner hat seinem Idol 2012 einen Rekord abgejagt.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Bodman - Christoph Wandratsch (46) aus dem oberbayerischen Haiming will unbedingt als erster den Bodensee der Länge nach durchschwimmen – etwa 64 Kilometer weit, von Bodman in Deutschland bis nach Bregenz in Österreich, ohne schützenden Neoprenanzug. Das hat bisher noch kein Schwimmer geschafft, jedenfalls nicht nach dem strengen Reglement der Bodenseequerung, die der schwimmsportbegeisterte Veranstalter Oliver Halder aus Winnenden (Rems-Murr-Kreis) aufgestellt hat. In die Wertung der Königsklasse dieser Längsquerung kommt nur, wer ohne Neoprenanzug schwimmt, nicht ein einziges Mal das Begleitboot berührt und von einem Beobachter des Veranstalters oder von einem Notar begleitet wird. Vorbild für die Regeln sind die strengen Vorschriften des legendären Schwimmens durch den Ärmelkanal.

 

Der Ausnahmeschwimmer Wandratsch strebe eine Zeit zwischen 14 und 17 Stunden an, sagt Halder, „das ist der Wahnsinn“. Er ist indes nicht der einzige, der jetzt den Bodensee ins Visier genommen hat. Auch der Schweizer Bruno Baumgartner (43) hat sich laut Halders Auskunft bereits fest angemeldet. Die Konstellation ist pikant, Baumgartner hat seinem eigenen Idol Wandratsch im Sommer vorigen Jahres nämlich einen Rekord abgejagt.

Das schwäbische Meer ist tückisch

Der Schweizer benötigte für die Beltquerung in der Ostsee von der deutschen Insel Fehmarn zur dänischen Insel Lolland 4 Stunden und 53 Minuten. Mit dieser Fabelzeit unterbot er die Bestmarke des Deutschen um 18 Minuten. Die Beltquerung ist indes Luftlinie „nur“ 18 Kilometer weit, also kaum zu vergleichen mit der Längsquerung des Bodensees. Denn das schwäbische Meer ist tückisch. Diese leidvolle Erfahrung mussten bereits mehrere Schwimmer machen. Der 53-jährige Stuttgarter Langstrecken- und Kaltwasserschwimmer Bruno Dobelmann scheiterte 2012 zweimal bei dem Versuch, die 64 Kilometer zu packen.

Beim ersten Versuch am 21. Mai 2012 war selbst dem „Orca“ das Wasser zu kalt, ein paar Wochen später hatte er Pech mit dem Wetter und den Strömungsverhältnissen und gab schließlich entnervt auf. Dobelmann ist eine Größe, der einzige Schwimmer, der die Doppel-Beltquerung geschafft hat. Er ist nicht sonderlich schnell, hat aber einen unglaublich starken Willen. Auch der 22-jährige Student Maximilian Melyarki aus Altötting musste die Längsquerung im August 2012 aufgeben, wegen Bauchkrämpfen.

Auch Hamza Bakircioglu hat sich angemeldet

In der Szene wird bereits über ein Duell zwischen Deutschland und der Schweiz gesprochen. Doch vielleicht macht den beiden Schwimmern ja ein dritter Sportler einen Strich durch die Rechnung: Auch Hamza Bakircioglu (41) aus Sonthofen hat sich angemeldet für die Längenquerung in der Wertung „ohne Neoprenanzug“. Er will Anfang August schwimmen. Bakircioglu sei der große Unbekannte, sagt Halder. Er trainiere sehr viel, habe einen Sponsor, schaffe 64 Kilometer in rund 24 Stunden – allerdings im Becken – und wolle die Mammutstrecke bis August noch zweimal am Stück schwimmen.

Kirsten Seidel aus Dresden hält nicht viel von der aktuellen Diskussion: „Ich habe die 64 Kilometer im Bodensee von Bodman nach Bregenz am 18. August 2012 ohne Neoprenanzug geschwommen.“ Ein Beobachter des Veranstalters oder ein Notar war nicht dabei. „Aber die Wasserwacht, die DLRG und das Fernsehen“, sagt sie. Auf der Internetseite von Oliver Halder wird Kirsten Seidel jedenfalls nicht gelistet. Der Veranstalter sagt, in dem Fernsehbeitrag sei eindeutig zu sehen, dass Kirsten Seidel das Begleitboot berührt hat.