Noch in diesem Jahr sollen die neuen Fahrzeuge für die Schönbuchbahn bestellt werden, und im Oktober ist der erste Spatenstich für das neue Betriebsgebäude geplant. Vorher muss der Zweckverband aber noch das Gelände von der Bahn erwerben.

Böblingen - Der Zeitplan ist sportlich: Bereits Ende 2018 sollen die ersten Elektrofahrzeuge auf einer Teilstrecke der Schönbuchbahn eingesetzt werden. Davor jedoch müssen der zweigleisige Ausbau und die Elektrifizierung abgeschlossen sein. Der Baubeginn ist auf das Frühjahr nächsten Jahres

 

terminiert. Bereits in diesem Oktober will der Zweckverband mit den Arbeiten an einem neuen Betriebsgebäude in Böblingen beginnen und hat den Rohbau für 2,7 Millionen Euro schon an die Firma Züblin vergeben - noch bevor er das Gelände von der Bahn erworben hat. Die Verhandlungen laufen derzeit noch und sollen so rasch wie möglich abgeschlossen werden. Im Raum steht eine Kaufsumme von drei Millionen Euro.

Der zeitliche Druck, so bald wie möglich mit dem Ausbau fertig zu sein, ist entstanden, weil die bisher geltende Landesförderung im Jahr 2019 ausläuft. Aus Stuttgart kam das Signal, dass bei einer rechtzeitigen Kostenabrechnung rund 37 Millionen Euro in den Topf des Zweckverbands fließen werden. Wie hoch die Unterstützung später tatsächlich sein wird, steht noch in den Sternen. Doch der Zweckverband muss sich beeilen. Zumal die neuen Elektrofahrzeuge erst noch gebaut werden müssen.

Die Bau- und Lieferzeit der neuen Wagen dauert 44 Monate

„Den Auftrag dazu wollen wir noch in diesem Jahr erteilen“, erklärt Reinhold Bauer, der Geschäftsführer des Zweckverbands Schönbuchbahn. Aber auch hier würden noch die Verhandlungen laufen. Allerdings zeichne sich bereits ab, dass die neun Wagen, die man bestellen wolle, wohl mehr kosteten als bisher veranschlagt wurde. Die kalkulierten 40 Millionen Euro würden kaum reichen, auch weil zwei weitere Elektrofahrzeuge in Reserve geordert würden. „Wir wissen schließlich nicht, wie hoch das Fahrgastaufkommen künftig noch wird“, sagt der Zweckverbandschef. Die Nachfrage sei sehr hoch. Die Bau- und Lieferzeit der neuen Wagen dauere 44 Monate, so viel stehe bereits fest.

Der Zweckverband hofft, für die neuen Wagen vom Land ebenfalls einen Zuschuss zu erhalten. „Die neuen Koalitionspartner haben sich festgelegt, dass da was geht“, sagt Bauer. Vor Jahren schon hatte jedoch die damalige CDU-Landesregierung die finanzielle Unterstützung beim Kauf von neuen Bahnfahrzeugen aus dem Förderkatalog gestrichen. „Es gibt mündliche Versprechungen gegenüber kommunalen Verbänden, dass das geändert wird“, berichtet der Zweckverbandschef. Mit dem Einsatz der modernen Elektrofahrzeug betrete man Neuland. Deshalb kann sich Bauer eine 15-prozentige Innovationsförderung vorstellen. Zudem sei es durchaus opportun, wenn das Land weitere 35 Prozent am Kaufpreis übernehme: „Für Busse gibt es eine Förderung, für Bahnen bisher nicht. Das ist ungerecht.“

Alte Dieselwagen als Übergangslösung

Falls die Strecke wie geplant im letzten Quartal 2018 ertüchtigt ist, sollen dann mindestens drei gebrauchte Elektrowagen gemietet werden, die in einer Übergangszeit im 15-Minuten-Takt zwischen Böblingen und Holzgerlingen verkehren.

Die alten Dieselfahrzeuge sollen dann wie bisher alle 30 Minuten auf die Strecke gehen. Sie sind mehr als 20 Jahre alt und brauchen eine technische Untersuchung. „Um sie zu überarbeiten, müssten wir pro Wagen bis zu zwei Millionen Euro in die Hand nehmen“, sagt Bauer. Das müsse berücksichtigt werden, wenn man die Kosten für die Neuanschaffung moderner Elektrofahrezuge betrachte. Die Lösung mit den alten Dieselwagen und den gebrauchten Elektrofahrzeugen soll für eine Übergangszeit von zwei Jahren gelten.

An der Zugstrecke muss gerodet werden

Wenn die gemieteten Elektrowagen auf die Strecke gehen, soll auch das neue Betriebsgebäude funktionsfähig sein. Alles in allem sollen rund 20 Millionen Euro investiert werden, die in den Gesamtkosten für den Ausbau enthalten sind. Den Kaufpreis des 24 000 Quadratmeter großen Bahngrundstücks will der Zweckverband noch drücken. „Unser Gutachter bemisst einen Wert, der unter den bisher veranschlagten drei Millionen Euro liegt“, verrät Bauer.

Die Rodungsarbeiten zum Ausbau der Zugstrecke sollen ebenfalls bald in Angriff genommen werden. Um sicherzustellen, dass keine Vögel und Fledermäuse beeinträchtigt werden, sollen vorab in Abstimmung mit der Forstverwaltung Brutkästen eingerichtet werden. Ausgleichsmaßnahmen in der Natur sind laut Bauer durch die Pflege von Streuobstwiesen sowie im Holzgerlinger Wald geplant. „Beim Umweltschutz sind wir durch“, erklärt er, „für den Ausbau haben wir grünes Licht.“