Am Herman Hollerith Zentrum wird eine Anlaufstelle für kleine und mittlere Unternehmen eingerichtet. Das Land gibt die Förderzusage über knapp eine Millionen Euro.

Böblingen - Claus Hoffmann ist ein eher zurückhaltender Mensch. Wenn der Geschäftsführer des Zentrums für Digitalisierung aber von den Zukunftsplänen erzählt, kommt er in Fahrt. 80 Workshops und Projektgruppen soll es in den nächsten drei Jahren geben, mindestens fünf neue Start-up-Unternehmen auf den Weg gebracht werden. Und die Marschroute ist klar: „Wir müssen vor allem die kleineren und mittleren Unternehmen besser auf die digitale Zukunft vorbereiten“, erklärt der 51 Jahre alte Wirtschaftswissenschaftler und IT-Experte. Am Herman Hollerith Zentrum (HHZ) wird eine Anlaufstelle für alle diejenigen geschaffen, die sich weiterbilden, neue Geschäftsabläufe in ihrem Unternehmen einführen und neue Einkommensquellen erschließen möchten.

 

Landrat: Technologische Entwicklung nicht verpassen

Die Aufbruchstimmung am HHZ war am Dienstagabend förmlich zu spüren, als ein Kooperationsvertrag zwischen dem Böblinger Landrat Roland Bernhard, dem Präsidenten der Hochschule Reutlingen, Hendrik Brumme, Vertretern des HHZ, des Softwarezentrums Böblingen-Sindelfingen sowie von drei Unternehmen unterzeichnet wurde. Und der gebürtige Ludwigsburger Hoffmann, der in Journalistik über das Thema Mitarbeiterkommunikation im Intranet promovierte, weiß, worauf es ankommt: Auf gegenseitiges Miteinander und den Austausch von Know-how.

Wie Studien belegen, ist der Grad der Digitalisierung besonders bei Mittelständlern jedoch bislang nur schwach ausgeprägt. „Das birgt das Risiko, die technologische Entwicklung zu verpassen und an Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren“, sagt der Böblinger Landrat Roland Bernhard. Das könne gerade für den wirtschaftsstarken Standort des Kreises Böblingen sowie auch für die Region krasse Konsequenzen nach sich ziehen. Statt die Firmenstrategie zu überdenken, „verhält sich die breite Masse der Unternehmen gegenüber dem Wandel eher beobachtend“, heißt es in einem Strukturbericht des Verbands Region Stuttgart. Ausschlaggebend dafür seien mangelnde Kenntnisse bei IT-Anwendungen sowie fehlende finanzielle und personelle Ressourcen.

Partner steuern etwa eine Million Euro bei

Hier will Claus Hoffmann ansetzen. Sechseinhalb Beraterstellen sollen für das Digital-Zentrum geschaffen werden, die sich insgesamt elf Mitarbeiter teilen. Jeweils zwei von ihnen sollen im Landratsamt Böblingen ihre Arbeit aufnehmen, sich am Digital-Zentrum um die Weiterbildung der Firmenvertreter kümmern, mit ihnen neue Geschäftsmodelle entwickeln und digitale Betriebsabläufe umsetzen helfen. Weitere Berater stellen Partnerfirmen ein, die von diesen bezahlt werden.

Rund eine Million Euro müssen die Partner des für das Digital-Zentrum gebildeten Konsortiums in den nächsten drei Jahren aufbringen. Das war die Bedingung, dass das Land nun einen Förderbescheid für denselben Zeitraum über knapp eine Million Euro erteilte. Der Konsortialführer, der Kreis Böblingen, steuert 333 000 Euro bei, die Hochschule Reutlingen und die kooperierenden Firmen ebenfalls jeweils rund ein Drittel an der Eigenleistung.

Das Zentrum soll eine feste Einrichtung werden

„Nach den drei Jahren soll sich das Zentrum selbst tragen“, sagt Hoffmann. In der Startphase sind sämtliche Projektgruppen und Workshops für die Unternehmen, die Hilfe suchen, kostenlos. „Für die Zeit danach arbeiten wir ein Konzept aus, das auch die Finanzierung unserer Angebote beinhaltet“, erklärt Hoffmann.

Der IT-Experte möchte jetzt Gas geben. Wenn alle Beraterstellen besetzt sind, plant er eine Kick-off-Veranstaltung, die spätestens im Dezember stattfinden soll. Bis dahin möchte Hoffmann auch sein neues Büro im HHZ bezogen haben.

Zusammenarbeit auf breiter Basis

Konsortialpartner
: Zum Konsortium des Zentrums für Digitalisierung (ZD.BB) gehören: Die Wirtschaftsförderung des Kreises Böblingen, die Hochschule Reutlingen mit dem Hollerith Zentrum, das Softwarezentrum Böblingen-Sindelfingen, die Firmen Star Cooperation Böblingen, die LGI Logistics Group International Herrenberg und die nuspiri mit dem Coworking Space für Herrenberg. Sie stellen Mitarbeiter für das ZD.BB ein.

Netzwerkpartner:
Das ZD.BB ist mit weiteren Unterstützern, die ihr Know-how einbringen, breit aufgestellt. Dazu zählen die Fachkräfteallianz Region Stuttgart, die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart, die Städte Böblingen und Sindelfingen, die Kreishandwerkerschaft, die Initiative START HAW mit Jürgen Münch in Böblingen, die Universität Stuttgart, die Industrie- und Handelskammer des Bezirks Böblingen sowie die Forschungs- und Entwicklungsabteilung von IBM.