Die Entschärfung des 50 Kilogramm schweren Sprengkörpers war nicht einfach, weil der Zünder total verrostet war. Dennoch waren die Kampfmittelbeseitiger nach 20 Minuten fertig.

Böblingen - Böblingen - Der Teufel steckte wie immer im Detail. Zunächst waren die Experten davon ausgegangen, dass die Bergung der Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg problemlos über die Bühne gehen würde. Sie war am Montagnachmittag auf einem zurzeit nicht bewirtschafteten Acker in unmittelbarer Nähe eines Wohngebiets im Böblinger Westen gefunden worden. Kurz vor halb elf Uhr abends konnten Daniel Kuhn und Sven Denneler aber Entwarnung geben. Sie hatten den total verrosteten Zünder vorsichtig abmontiert. 830 Menschen durften wieder zurück in die evakuierten Wohnungen und Häuser.

 

„Wir haben den Zünder nicht so einfach lockern können“, berichtet der 42 Jahre alte Kuhn, seit 16 Jahren in Diensten der Kampfmittelbeseitiger, die dem Regierungspräsidium Stuttgart unterstellt sind. Ein wirksames Rostlösemittel hat geholfen. „Es hat gedauert, bis wir den Zünder herausgeschraubt hatten.“ Dennoch war die Arbeit nach 20 Minuten beendet. Das gefährliche Relikt mit einem Durchmesser von 30 Zentimetern und einer Länge von 1,20 Meter luden die beiden Experten auf ihr Fahrzeug und transportierten es ab. Das war dann kein großer Kraftakt mehr, denn oft haben die Spezialisten auch 200-Kilogramm-Bomben zu beseitigen. Der Böblinger Sprengkörper auf dem Acker, auf dem im vergangenen Jahr noch Weizen angebaut wurde, wog lediglich 50 Kilo.

Experte: Die Bombe hätte detonieren können

„Die Bombe befand sich 40 Zentimeter tief im Boden. Wenn der Bauer mit seinem Pflug drübergefahren wäre und den Zünder abgerissen hätte, wäre das Ding wohl in die Luft gegangen“, erklärt Kuhn. Nicht auszudenken, was dann passiert wäre. Zum Glück war der Böblinger Hobby-Archäologe Frank Marino mit seinem Metalldetektor auf den Sprengkörper gestoßen. „Er sucht nach Relikten aus den Weltkriegen“, sagt Mario Schnepf, der Sprecher der Böblinger Feuerwehr, „auch nach Patronenhülsen und Gürtelschnallen.“ Marino, der unweit des Bombenfundorts lebende, gebürtige US-Amerikaner, habe das Gelände mit seinem Spürgerät wohl mehrmals schon abgetastet. „Jetzt wird dort wohl kein Sprengkörper mehr liegen“, vermutet der Feuerwehrsprecher.

Notfalls wird ein Dolmetscher gerufen

Dessen Kollegen waren zur Evakuierung von der Polizei hinzugezogen worden. Die Aktion begann gegen 19 Uhr. Die Polizisten klingelten an jeder Wohnungstüre. Der Einsatz dauerte länger als geplant. Ursprünglich war man von eineinhalb Stunden ausgegangen. „Unser Zeitplan wurde gesprengt“, sagt Schnepf, „manche wollten ihre Wohnungen zunächst nicht verlassen.“ Das betraf vor allem alte und kranke Menschen, aber auch Bürger mit ausländischem Pass. Die Einsatzkräfte mussten ihnen erst erklären, worum es geht. „Manche verstanden es anfangs gar nicht, was man von ihnen wollte“, erklärt der Feuerwehrsprecher, das sei aber nicht ungewöhnlich. Für ausländische Einwohner müsse im Notfall ein Dolmetscher gerufen werden. Am Montagabend seien die Einsatzkräfte aber auch ohne einen solchen ausgekommen und hätten sich „mit Händen und Füßen“ verständlich gemacht.

Weil einige Bewohner des Gebiets im Urlaub weilten, waren es letztlich doch keine tausend Menschen – wie beim Einwohnermeldeamt registriert –, die die Evakuierungsmaßnahmen über sich hatten ergehen lassen müssen. Wer nicht bei Verwandten oder Bekannten unterkam, konnte in der Kongresshalle darauf warten, bis das Ganze vorbei war. Bevor die Bombenentschärfung kurz nach 22 Uhr begann, wurde das Gebiet noch mit einer Drohne kontrolliert, die mit einer Wärmebildkamera ausgerüstet war. Sie sollte sicherstellen, dass sich auch wirklich niemand mehr in der Gefahrenzone aufhält. Der Bombenfundort war im Umkreis von 200 Metern abgesperrt worden. Um 22.30 Uhr durften die Bewohner wieder zurück nach Hause.

In Böblingen sind Bombenfunde nichts Ungewöhnliches. Zuletzt wurde im vergangenen November im Wald bei Schönaich eine Fliegerbombe entdeckt. Dort war dann aber eine Woche Zeit, um die Bevölkerung zu informieren und die Evakuierung vorzubereiten.