Bei der Bundestagswahl stimmt die gebürtige Ungarin und neue deutsche Staatsbürgerin erstmals mit ab. „Da freue ich mich schon sehr darauf“, sagt die 34-Jährige. Sie ist eine von 83 frisch Eingebürgerten im Kreis Böblingen.

Böblingen - Eigentlich hat Csilla Szönyi nur eine Sprachreise machen wollen und für ein Jahr als Au-Pair bei einer deutschen Familie arbeiten. „Ich wollte mit 20 Jahren die Freiheit genießen und ein fremdes Land kennenlernen“, erzählt sie. Zuvor hatte die gebürtige Ungarin, die in Rumänien aufgewachsen ist, ihr Abitur gemacht und ein einjähriges Pressekollegium beim Verband der ungarischer Journalisten absolviert. Eine genaue Berufsvorstellung hatte sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht, konnte sich aber vorstellen in Richtung Tourismus zu gehen. Das war 1999.

 

Rund 14 Jahre später sitzt sie in einem Böblinger Immobilienbüro, für das sie seit drei Jahren als Maklerin tätig ist. Vor sich auf einem Tisch hat Csilla Szönyi ihre Einbürgerungsurkunde sowie die Urkunde zum bestandenen Einbürgerungstest und diverse Zertifikate von Sprachkursen ausgebreitet.

Aus dem geplanten einjährigen Aufenthalt in Deutschland wurden zunächst zwei Jahre. „Nachdem ich erste Sprachkurse bei der Volkshochschule gemacht hatte, stand für mich fest, dass ich Deutsch noch intensiver lernen wollte“, berichtet Csilla Szönyi in fließendem Deutsch. Die Familie, bei der sie als Au-Pair gearbeitet hatte, habe ihr angeboten, während dieser Zeit weiterhin bei ihr zu wohnen. Ein glücklicher Umstand für die junge Frau, die ganz alleine ohne Familie in die Fremde gezogen war. Denn außer ihrer Tante, die in Stuttgart lebte, kannte sie anfangs niemanden und konnte auch nur wenige Brocken Deutsch. Doch das änderte sich rasch. Über ihre Cousine lernte sie deutsche Freunde kennen, legte Sprachprüfungen ab und schrieb sich mit den erworbenen Zertifikaten in der Tasche an der Universität Stuttgart für Literaturwissenschaften und Geografie ein, immer noch mit der Idee im Kopf, in die Tourismusbranche zu gehen.

Immobiliengeschäfte ihr Metier

„Aber das Studium war nicht das, was ich mir vorgestellt hatte“, sagt die heute 34-Jährige. Durch Bekannte, die im Immobilienbereich tätig waren, habe sie festgestellt, dass ihr das Metier mehr lag. So wechselte sie an die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen-Geislingen, um Immobilienwirtschaft zu studieren. Im Jahr 2010 schloss sie ihr Studium dort ab, und fand nur ein halbes Jahr später eine Stelle in ihrem Traumberuf.

Sie habe einen guten Job, eine feste Partnerschaft und wolle dauerhaft in Deutschland leben. „Der Antrag zur Einbürgerung war dann nur die logische Konsequenz“, erklärt Csilla Szönyi ihre Entscheidung. Nun hat sie beide Staatsbürgerschaften: die deutsche und die ungarische.

Was ihr an Deutschland gefällt? „Das geordnete System“, antwortet Csilla Szönyi auf die Frage. „Wenn man viel arbeitet und viel macht, hat man auch die Möglichkeit, etwas zu erreichen.“ Zudem komme sie mit der deutschen Mentalität gut zurecht. „Das ist der Hauptgrund.“ Immer pünktlich und genau seien die Deutschen, meint die junge Frau. „Diese Eigenschaften schätze ich und habe sie mir zu eigen gemacht.“ Deutschland sei zu ihrer zweiten Heimat geworden. „Wenn ich zu meinen Eltern nach Rumänien fahre, dann sage ich, dass ich nach Hause fahre, und wenn ich wieder zurückreise auch“, erklärt Csilla Szönyi.

Freunde über die halbe Welt verstreut

Und wie hat ihre Familie ihre Entscheidung aufgenommen, die doch ein klares Zeichen dafür ist, dass die Tochter nicht mehr dauerhaft nach Rumänien zurückkehren wird? „Total positiv“, sagt Csilla Szönyi. Ihrer Mutter sei schon länger klar gewesen, dass sie sich für ein Leben in Deutschland entschieden habe. „Sie sagt, sie freue sich, dass es mir gut geht.“ Das sei die Hauptsache für ihre Mutter, die ihre einzige leibliche Tochter hat ziehen lassen. Csilla Szönyi hat – väterlicherseits – noch eine Halbschwester. Szönyi gehört zu einer Auswanderergeneration. „Die Hälfte meiner Freunde in Rumänien sind ausgewandert und über die halbe Welt verteilt – von Schweden bis Kanada“, sagt die 34-Jährige.

Nun fiebert Csilla Szönyi ihrer ersten Bundestagswahl entgegen. „Da freue ich mich schon sehr darauf“, meint die Erstwählerin. Das werde für sie ein ganz besonderer Moment sein, wenn sie zum ersten Mal ihren Stimmzettel in eine Urne werfen dürfe, ist Csilla Szönyi überzeugt. Die junge Frau weiß genau, wen sie am 22. September wählen wird. An welcher Stelle sie die Kreuzchen macht, verrät sie nicht.