Wohnungseinbrüche belasten die Geschädigten noch Monate nach der Tat. In Sindelfingen kommt ein Paar nach Hause und begegnet einem Einbrecher. Drei Jahre später wird er gefasst.

Sindelfingen - Am 18. März 2016 kehren Alexander und Elfriede Hagen (Namen geändert) gegen 22.15 Uhr von einem Geburtstag nach Sindelfingen nach Hause. Der damals 80-Jährige steckt den Schlüssel in die Wohnungstür und spürt beim Aufstoßen einen Widerstand. „Da ist jemand drin“, sagt er zu seiner Frau. Die will ihn noch zurückhalten, da stemmt sich ihr Mann erneut gegen die Tür, stößt diese auf – im Dunkeln ihrer Wohnung erblicken sie eine Gestalt, die vom Wohnzimmer auf die Terrasse läuft, über den Balkon in den Garten springt und schließlich verschwindet. Das Haus ist durchwühlt, Papiere liegen auf dem Boden, Schränke sind umgestoßen. Den beiden ist sofort klar: Es wurde eingebrochen, sie wurden im eigenen Haus beraubt.

 

Das erzählt Alexander Hagen am Mittwoch im Amtsgericht Böblingen, seine Stimme bebt. Er hatte auch Monate nach dem Einbruch Angst, die Wohnung zu betreten, die „dunkle Gestalt“ habe er immer wieder vor Augen, sagt er.

Es geht um knapp 2000 Euro

Auf der Anklagebank rechts von ihm sitzt ein 32-Jähriger aus Rumänien, er sieht deutlich älter aus. Der Mann trägt einen Jogginganzug, er spricht kein Wort Deutsch, ein Dolmetscher übersetzt für ihn. Die Anklageschrift: Zusammen mit einem Komplizen soll er das Ehepaar ausgeraubt haben, dabei 600 Euro Bargeld, einen Ehering, eine Halskette, einen Koffer mit Sondermünzen und eine Nivea-Dose voller Münzen entwendet haben. Gesamtwert etwa 2100 Euro.

Der Angeklagte will sich zu dem Fall nicht äußern, macht aber Angaben zu seiner Person. Diese beschreiben einen Mann auf der Suche nach einem besseren Leben im Westen Europas. Als Automechaniker kommt er von 2014 an immer wieder nach Deutschland, arbeitet in verschiedenen Werkstätten, zuletzt in Saarbrücken. Das Geld ist für seinen Sohn und die Freundin in Rumänien.

DNA-Spuren verraten den Einbrecher

Im April dieses Jahres nehmen Polizisten ihn bei der Einreise nach Deutschland fest. Seine DNA stimmt mit der auf einem Schraubenzieher überein, mit dem die Einbrecher das Fenster der Sindelfinger Wohnung aufgebrochen haben. Den Schraubenzieher findet eine Nachbarin der Hagens einen Tag nach der Tat bei sich auf der Wiese, neben der leeren Nivea-Dose. Die DNA-Informationen des 32-Jährigen waren in der Datenbank wegen kleinerer Delikte gespeichert: Fahren ohne Führerschein, Ladendiebstahl.

Es sei nicht ausgeschlossen, dass sich die Spuren des Angeklagten zufällig auf dem Schraubenzieher befinden, sagt der Verteidiger. Für den Richter ist das kein Argument. Der Angeklagte hätte sich ja dazu äußern können. Das Urteil: Der 32-Jährige muss ohne Bewährung für ein Jahr und drei Monate hinter Gitter.