Bei Tests mit neuen Werkzeugen sind Spezialisten in eine ausreichende Tiefe gelangt. Wann die vier noch schadhaften Erdwärmeanlagen repariert werden, ist dennoch ungewiss.

Böblingen - Die Arbeit an den noch nicht sanierten Fernwärmesonden im Böblinger Schliffkopfweg bleibt weiterhin unterbrochen. Das ist die schlechte Nachricht. Positiv ist jedoch, dass es den Spezialisten gelungen ist, mit neu entwickelten Werkzeugen tief in den Boden zu gelangen, wo die vier fehleraften Erdwärmebohrungen noch auf ihre Sanierung warten. 13 von 17 kaputten Bohrlöchern in den beiden Böblinger Wohngebieten sind bisher wieder dicht verschlossen. Bei den restlichen vier Löchern tauchte ein Problem auf: Es konnte kein Zement hineingepumpt werden. Das soll nun aber so bald wie möglich geschehen. Wann die Experten so weit sind, ist allerdings offen.

 

Die ebenfalls gute Nachricht ist, dass sich durch die Sanierung der 13 Bohrlöcher die Erde deutlich langsamer hebt. Im Norden wie im Süden Böblingens hebt sich die Erde nach den jüngsten Messungen nur noch um einen bis eineinhalb Millimeter im Monat. Die 13 Bohrlöcher, die ein Eindringen von Wasser in Gipskeuperschichten auslösten und den Boden dadurch zum Aufquellen brachten, sind mit Zement gefüllt. Die Wasserläufe wurden damit unterbunden – ganz zum Stillstand sind die Erdbewegungen aber noch nicht gekommen. Die Spezialisten nehmen an, dass das noch einige Zeit dauern kann.

Die Erde hob sich teilweise fast bis zu einem halben Meter

In dem betroffenen Wohngebiet im Norden Böblingens haben sich die Gebäude teilweise fast bis zu einem halben Meter gehoben, im Süden der Stadt zwischen 25 und 30 Zentimeter. Die Risse an den Häusern sind immer breiter und länger geworden, sie erstrecken sich oft vom Keller bis in den Dachstuhl und bilden teils mehr als fingerdicke Öffnungen.

Die vom Landratsamt beauftragte Sanierungsfirma Keller in Renchen (Ortenaukreis) hat spezielle Stanz- und Schneidewerkzeuge herstellen lassen, mit denen die Sondenschläuche durchtrennt werden sollen. Dies ist nötig, weil die Fachleute im Böblinger Schliffkopfweg in rund hundert Metern Tiefe in den vier noch zu sanierenden Bohrlöchern auf eine breiige Masse gestoßen sind, die verhindert, dass die Löcher mit Zement verschlossen werden können. Bei der Masse handelt es sich um Thaumasit, die sich im Erdreich gebildet hat und die zuerst nach oben gepumpt werden muss. Um dies zu bewerkstelligen, müssen Löcher in die Schläuche geschnitten oder gestanzt werden.

Die neuen Werkzeuge können tief hinabgelassen werden

Tests in der Böblinger Kniebisstraße, wo das Landratsamt Erkundungsbohrungen durchführte, haben gezeigt, dass die Werkzeuge dort in eine Tiefe von bis zu 140 Metern hinabgelassen werden können. „Wir haben den Versuch dort durchführen lassen, um die fehlerhaften Bohrungen im Schliffkopfweg nicht noch mehr zu strapazieren“, erläutert Dusan Minic, der Pressesprecher im Landratsamt.

Bevor sich die Spezialisten der Firma Keller dort ans Werk machen, seien noch weitere Versuche auf dem Kellerschen Betriebsgelände geplant. „Wir sind aber jetzt bei der Sanierung der restlichen Bohrlöcher einen Schritt vorangekommen“, berichtet Dusan Minic.