Die geplante Elektrifizierung der Schönbuchbahn mit zweigleisigen Streckenabschnitten belastet auch die kommunalen Kassen.

Böblingen - Das ist hart, aber wir werden das Geld aufbringen“, sagt der Holzgerlinger Bürgermeister Wilfried Dölker. Wenn die Schönbuchbahn elektrifiziert und zwischen dem Böblinger Bahnhof

 

und der Haltestelle Danziger Straße auf 1,5 Kilometer sowie zwischen dem Halt Böblingen-Zimmerschlag und Holzgerlingen-Nord auf 4,2 Kilometer zweigleisig ausgebaut wird, muss Holzgerlingen mit Kosten in Höhe von rund 3,3 Millionen Euro rechnen. Neben den Holzgerlingern werden auch die Böblinger tief in die Stadtkasse greifen. Dort wird eine Straße unter die Bahnstrecke verlegt. Zudem sind weitere Sicherheitsmaßnahmen auf der Route erforderlich, sodass für die Stadt Böblingen wohl Kosten von rund 4,5 Millionen Euro anfallen. Darüber hinaus fürchten die Böblinger Stadtplaner den Baulärm, wenn im nächsten Jahr die Arbeiten beginnen.

Ausbau der Bahnstrecke: Weniger Autoverkehr?

Dass die Strecke zwischen Böblingen und Dettenhausen (Kreis Tübingen) ausgebaut werden muss, darüber ist man sich einig. „Die Schönbuchbahn ist ein Erfolgsmodell mit gegenwärtig rund 8000 Fahrgästen täglich“, stellt Dölker fest. Laut den Prognosen könnten nach dem Ausbau noch mindestens 2000 Passagiere mehr das Angebot nutzen. Wenn die elektrifizierte Bahn wie geplant in drei bis vier Jahren verkehrt, soll sie zwischen Böblingen und Holzgerlingen-Nord im 15-Minuten-Takt fahren. Dölker hofft, dass dann der Autoverkehr abnimmt. Zurzeit quälen sich laut dem Schultes 10 000 bis 12 000 Fahrzeuge durch die Ortsdurchfahrt. Rund 30 000 seien es pro Tag auf der B 464, die Holzgerlingen durchschneidet.

Weil künftig mehr Züge fahren sollen, sind jedoch die Bahnübergänge in Holzgerlingen an der Tübinger Straße sowie in Böblingen an der Herrenberger Straße nicht mehr praktikabel. „Bei uns würden 22 Minuten lang pro Stunde die Schranken unten sein“, sagt Dölker. In Holzgerlingen soll deshalb die Straßenführung verändert werden. Dölker geht davon aus, dass die Kommune dafür bis zu 300 000 Euro aufbringen muss. Zudem wird im Zuge der Beseitigung des Bahnübergangs an der Böblinger Straße in Holzgerlingen auch der dortige Haltepunkt Nord neu gestaltet. Kosten: insgesamt 18 Millionen Euro. Auch hier hat die Kommune ein Drittel zu bezahlen. Die Landesförderung abgezogen, bleiben an der Stadt Holzgerlingen noch drei Millionen Euro hängen.

Straßenunterführung wird teuer

Auch die Tieferlegung der Herrenberger Straße in Böblingen auf einer Länge von 800 Metern, über die künftig die Schönbuchbahn fahren soll, wird teuer. Laut dem Kreisverkehrsdezernenten Andreas Wiedmann werden rund sechs Millionen Euro veranschlagt. Böblingen hat ebenfalls ein Drittel der Kosten zu tragen. Nach Abzug der Landesförderung fällt dort noch rund eine Million Euro an. Weil außerdem an den anderen Bahnübergängen auf Böblinger Gemarkung wie etwa an der Danziger Straße Umbaumaßnahmen und eine neue Fußgängerunterführung geplant sind, kommen für Böblingen noch einmal rund 3,5 Millionen Euro hinzu.

In Böblingen herrscht deshalb ebenfalls nicht nur Freude. „Aus den Beschreibungen des Eisenbahnübergangs in der Herrenberger Straße wird nicht klar, in welcher Art und Weise das Bauwerk erstellt wird“, heißt es aus dem Baurechts- und Bauverwaltungsamt der Stadt. Wiedmann erwidert, dass alle Pläne vorgelegt worden seien. Was den Baulärm betrifft, den die Böblinger befürchten, sei man bemüht, „ihn im erträglichen Rahmen zu halten“.

Elektrowagen sind leiser

Auch an den Lärmschutz nach dem Ausbau werde gedacht, so Wiedmann. Ein solcher sei wegen der leiseren Elektrowagen in Böblingen nicht erforderlich. In Holzgerlingen jedoch sei eine Lärmschutzwand geplant. Der Zweckverband Schönbuchbahn rechnet nach Abzug der kommunalen Anteile mit Ausbaukosten von 42,2 Millionen Euro. Die Anschaffung neuer Elektrowagen kalkuliert er zudem mit 40 Millionen Euro. Kommenden Montag erörtert der Kreisverkehrsausschuss das Thema.