Roland Bernhard schreibt an den Bundesgesundheitsminister Jens Spahn: Er will, dass Mitarbeiter im Gesundheitsdienst geimpft werden müssen.

Böblingen/Berlin - Der Böblinger Landrat Roland Bernhard fordert in einem Brief an den Bundesgesundheitsminister Jens Spahn eine Impfpflicht für Beschäftigte im Gesundheitsdienst. In seiner Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender der Klinikverbund Südwest GmbH wandte sich Bernhard mit einem Schreiben an den Minister. Das Masernschutzgesetz aus dem Jahr 2020 könnte als Blaupause für eine Impfpflicht gegen Corona dienen, heißt es in dem Schreiben.

 

„Eine Bürgerpflicht im Sinne des Solidargedankens“

„Impfen ist eine moralische und gesellschaftliche Verantwortung, eine Bürgerpflicht im Sinne des Solidargedankens sowie im Bereich der Gesundheitsberufe mit Patientenkontakt eine Frage des Patientenschutzes“, sagt Bernhard und verweist auf eine Studie des Robert-Koch-Instituts, basierend aus Daten bis Ende April 2021. Danach hatten bis zu diesem Zeitpunkt vom befragten Klinikpersonal mit besonderem Expositionsrisiko oder Kontakt zu vulnerablen Patientengruppen 90 Prozent eine Impfung erhalten, 68 Prozent waren vollständig geimpft. Mit Blick auf die Berufsgruppen und Einsatzorte unterschied sich die Impfquote aber deutlich: Während 61 Prozent des Pflegepersonals angab, vollständig geimpft zu sein, wies die Ärzteschaft eine Quote von 78 Prozent auf. Im OP-Bereich waren 94 Prozent vollständig geimpft, auf den Normalstationen nur 54 Prozent. Eine zweite, aussagekräftigere Erhebung lief bis Ende Juli. Die Ergebnisse werden noch erwartet und seien richtungsweisend, so Bernhard.

Laut dem statistischem Bundesamt arbeiten aktuell rund 5,7 Millionen Menschen im Gesundheitswesen, mehr als 3,6 Millionen davon im direkten Patientenkontakt. „Sollte es uns nicht im Dialog und mit stichhaltigen Argumenten gelingen, mittelfristig eine adäquate Durchimpfungsrate beim medizinisch-pflegerischen Personal auch in Alten- und Pflegeheimen, Kliniken, Reha-Einrichtungen, ambulanten Pflegediensten oder auch Arztpraxen zu erzielen, müssen wir zwangsläufig über eine Impfpflicht dort nachdenken“, fordert Roland Bernhard in seinem Schreiben.

Um in der Bevölkerung die Impfquote nach oben zu bringen, will der Landkreis die Information und Angebote rund um die Corona-Impfung so niederschwellig wie nur möglich anbieten. Mit einer eigenen Kampagne und Multiplikatoren soll verstärkt geworben werden.