An der einstigen Akademie für Datenverarbeitung soll der neue Studiengang Services and Computing eingerichtet werden. Das Land will aber keinen Zuschuss geben.

Böblingen - Wenn es um die geplante Außenstelle der Hochschule Reutlingen an der ehemaligen Akademie für Datenverarbeitung (ADV) in Böblingen geht, spricht der Böblinger Landrat Roland Bernhard treffend vom „Bohren dicker Bretter“. Zwar sind sich die Kooperationspartner weitgehend einig: die Hochschulen Reutlingen, Stuttgart und Esslingen auf der einen Seite, die Stadt und der Kreis Böblingen auf der anderen. Sie wollen den neuen Masterstudiengang Services and Computing im nächsten Herbst starten. Doch die IT-Unternehmen, die als dritter Partner mit ins Boot sollen, üben sich noch in Zurückhaltung. Das Vorhaben hängt daher in der Luft.

 

Unternehmen zögern noch, ob sie sich finanziell beteiligen

Die Firmen erwarten nämlich, dass sich auch das Land an der Finanzierung beteiligt. Zumal das Wissenschaftsministerium jüngst erklärt hat, Masterstudiengänge mit fast 40 Millionen Euro zu unterstützen. Der Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Böblingen, Walter Kübler, kann das Zögern der Unternehmen nachvollziehen: „Manche Firmen sind verschnupft, weil keine Landesmittel fließen.“ Denn immerhin hatte die Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) den geplanten Studiengang für gut befunden. Bauer lässt jedoch nach wie vor verlauten: „Der federführenden Hochschule Reutlingen und dem unterstützenden Netzwerk muss es gelingen, das Projekt aus eigenen Kräften zum Erfolg zu führen, da die Landesregierung hierfür vorerst keine institutionelle Förderung leisten kann.“ Bauers Haltung basiert auf einer Empfehlung des Wissenschaftsrates, aus Effektivitätsgründen neue Hochschulstandorte nur ab einer Größe von 1000 Studierenden zuzulassen.

Hendrik Brumme, der Präsident der Hochschule Reutlingen, will das Vorhaben dennoch weiter vorantreiben und weist darauf hin, dass es sich bei der geplanten Einrichtung um eine Außenstelle handele, die kostensparend von Reutlingen aus verwaltet werden könne. Er geht davon aus, dass das Konzept, „das bei Frau Bauer auf Begeisterung gestoßen ist“, vom Wissenschaftsministerium genehmigt wird. Nun liege es also nur noch an den Firmen, die als Kooperationspartner für rund ein Drittel der jährlichen Kosten aufkommen sollen. In zahlreichen Gesprächen haben diese ihr Interesse bekundet, sagt Brumme. Dazu gehörten neben mittleren und kleineren IT-Firmen auch namhafte Unternehmen wie Hewlett-Packard und IBM. „Wir erwarten von ihnen einen Beitrag von 250 000 bis 300 000 Euro im Jahr“, sagt Brumme.

Manche haben ihre Bereitschaft mehrfach betont. Dazu zählt Albrecht Stäbler, der Geschäftsführende Gesellschafter der IT- und Softwarefirma Nova Tec. Er unterstreicht: „Wir brauchen dringend mehr Nachwuchs für unsere Unternehmen.“

Brumme strebt an, sowohl mit den Firmen als auch mit den Hochschulen sowie mit der Stadt und dem Kreis Böblingen Zehnjahresverträge abzuschließen. Letztere haben zugesagt, jeweils ein Drittel der Kosten zu tragen. Die Verhandlungen mit den Firmen hingegen sollen fortgeführt werden. Das Grundstück sowie die Räume der einstigen ADV, die größtenteils an die Gottlieb-Daimler-Schule nach Sindelfingen verlegt wurde, wollen die Stadt und der Kreis kostenlos zur Verfügung stellen und zudem einen jährlichen Beitrag von 400 000 Euro leisten. Damit könnten drei bis vier Professuren sowie der wissenschaftliche Unterbau finanziert werden.

Vereinbart ist, dass die Hochschulpartner Esslingen und Stuttgart für weitere Professuren und Lehrende sorgen. Zunächst soll mit 25 Studierenden pro Semester begonnen werden. „Wenn das Angebot gut angenommen wird, wollen wir es auf 100 Studienplätze ausbauen“, kündigt Brumme an. Dann habe man auch gute Karten für einen Landeszuschuss.