Der Zweckverband Schönbuchbahn möchte möglichst nächstes Jahr mit dem Streckenausbau beginnen. Doch hängt dieser vom Zuschuss des Landes ab.

Böblingen - Der Zweckverband Schönbuchbahn sieht Licht am Ende des Tunnels. „Wir sind in guten und intensiven Gesprächen mit dem

 

Verkehrsminister. Es gibt Signale, dass wir noch in diesem Jahr die Förderzusage für den Ausbau der Schönbuchbahn auf dem Tisch liegen haben“, sagt der Landrat und Vorsitzende des Zweckverbands, Roland Bernhard. Die von Winfried Hermann (Grüne) geforderten Hausaufgaben seien gemacht. Der Minister hatte Einsparungen bei dem 82,2 Millionen Euro teuren Projekt gefordert. Acht Millionen Euro sind dabei herausgekommen – indem die Pläne für die Haltestelle Holzgerlingen-Nord, die verlegt werden soll, verändert wurden.

Ausbau könnte im Jahr 2018 fertig sein

„Damit stehen wir bei der Wirtschaftlichkeitsrechnung des Landes noch besser da als vorher “, so Roland Bernhard. Sodass nun der Landesförderung, die zunächst in einem sogenannten Letter of Intend festgehalten werden soll, laut dem Landrat eigentlich nichts mehr im Wege steht. Er hofft auf eine Landesförderung von 75 Prozent der Ausbaukosten.

Bernhard hat nach eigener Aussage „ein ehrgeiziges Ziel“ vor Augen: „Wir wollen im Jahr 2016 mit der Elektrifizierung und dem zweigleisigen Ausbau starten.“ Zwei Jahre sollen die Arbeiten dauern, sodass die Schönbuchbahn vielleicht schon im Jahr 2018 mit den neuen Wagen auf die Strecke zwischen Böblingen und Dettenhausen gehen kann. Das allerdings hängt davon ab, ob der Zweckverband einen Hersteller findet, der bis dahin die geeigneten Fahrzeuge baut. „Die in Frage kommenden Firmen verfügen zurzeit nicht über Fahrzeuge, die für uns passen“, berichtet der Geschäftsführer des Zweckverbands und Kreisverkehrsdezernent Andreas Wiedmann.

Von Böblingen nach Holzgerlingen im 15-Minuten-Takt

Laut den neuen Zulassungsvorschriften gelten verschärfte Crash-Normen im Bereich des Fahrerkabine, die stabiler konstruiert werden muss für den Ernstfall von Zusammenstößen. „Das macht die Wagen schwerer und auch langsamer“, erklärt Wiedmann. Dies stellt ein enormes Problem für das anvisierte Ziel dar, die Bahn schneller zu machen und zwischen Böblingen und Holzgerlingen im 15-Minuten-Takt fahren zu lassen. „Wir verhandeln zurzeit mit den Herstellern, ob es möglichst, einen geeigneten Wagentyp zu entwickeln“, berichtet Wiedmann.

Noch nicht vom Tisch sei deshalb der Plan, auf Fahrzeuge mit Brennstoffzellen umzusteigen. „Vielleicht bekommen wir bei dieser Variante einen Landeszuschuss“, sinniert der Landrat. Schließlich handele es sich um eine Alternative, die der grün-roten Landesregierung als Vorzeigemodell dienen könne. „Es würde uns als hochtechnologisierter Landkreis gut zu Gesicht stehen, wenn wir hier die Vorreiterrolle übernähmen“, sagt Bernhard. Jedoch sei für solche Wagen, die bisher mit einer Länge von 54 Metern geplant sind, die Reparaturwerkstatt zu klein. Außerdem könne nur jeweils ein solcher Triebwagen eingesetzt werden, weil für zwei die Bahnsteige zu kurz seien. Aber ein Fahrzeug reiche nicht aus, um genügend Fahrgäste zu befördern, erklärt der Landrat weiter.

Zehn neue Elektrowagen geplant

Weil nicht klar ist, ob die favorisierten Elektrowagen rechtzeitig geliefert werden können, erwägt der Zweckverband eine Zwischenlösung mit gebrauchten Dieselfahrzeugen. Zu den bisher acht Wagen müssten sieben weitere angeschafft werden, wenn mehr Bahnen auf der Strecke der Schönbuchbahn verkehren sollen. Für ein gebrauchtes Dieselfahrzeug kalkuliert der Zweckverband mit Kosten von 1,6 Millionen Euro. Wenn später dann Elektrowagen eingesetzt werden, würden enorme zusätzliche Ausgaben anfallen.

Dabei muss der Zweckverband wohl selbst für die Anschaffung der geplanten Elektrowagen aufkommen. Diese Kosten kommen noch zu den Ausgaben für den Ausbau dazu. Zehn neue Fahrzeuge, die gebraucht werden, würden rund 40 Millionen Euro kosten. Weil der Zweckverbandspartner, der Landkreis Tübingen, weitaus weniger von der Elektrifizierung profitiert, ist der Kostenschlüssel nun geändert worden. „Der Landrat Joachim Walter wollte sich an den Kosten des Zweckverbands künftig nur mit zehn Prozent beteiligen. Wir haben uns nun aber darauf geeinigt, dass Tübingen 15 Prozent trägt und der Kreis Böblingen 85 Prozent“, berichtet Bernhard.