Von Bombenfunden bis zu Sturmschäden: beim Richtfest für das neue Kreistierheim erinnert der Landrat an zahlreiche Widrigkeiten, die das Projekt verzögert haben.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Böblingen - Tiere sind dem Landkreis Böblingen viel wert: 4,9 Millionen Euro kostet das neue Kreistierheim, auf dessen Baustelle am Mittwoch Richtfest gefeiert worden ist. Die Bauherren hat das Projekt auch viele Nerven gekostet. „Es waren 365 herbe Tage mit vielen Hiobsbotschaften“, sagte Roland Bernhard über die Zeit seit dem Spatenstich am 10. Mai im vergangenen Jahr. Der Erdaushub war stärker verunreinigt als erwartet, es gab Sturmschäden am Gerüst und umgestürzte Bäume, zwei Phosphorbomben und eine scharf gegemachte Flakgranate wurden auf dem Grundstück an der Herrenberger Straße ausgegraben. Und im Januar starb überraschend der Architekt Michael May.

 

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Aber bei Böblingen handle es sich um einen tierfreundlichen Landkreis, betonte der Landrat. Kosten und Mühen werden also nicht gescheut. Die Bilanz der Baustelle fällt auch trotz der vielen Probleme gar nicht so schlecht aus: Der Rückstand im Zeitplan beträgt nur drei Monate, und die Kosten sind um sieben Prozent gestiegen. Eröffnet werden soll das Kreistierheim Ende des Jahres. In dem zweistöckigen Ensemble haben dann 50 Hunde, 80 Katzen und 100 Kleintiere Platz. Bei der Planung hätten die Funktionalität und das Tierwohl im Vordergrund gestanden, erklärte Roland Bernhard. „Es ist an alles gedacht und alles vom Besten“, ergänzte Wolf Eisenmann, der Vorstand des Kreistierheims. Unter anderem verfügt der Neubau über eine Quarantänestation und kann neben Haustieren auch Wildkatzen aufnehmen.

„Heute freut sich jeder Hund“

Nach Angaben des Landrats ist Böblingen der einzige Landkreis, der sich eine solche Einrichtung in eigener Regie leistet. Bereits 1978 hatte sich das Landratsamt am Bau des ersten Kreistierheims mit Übernahme von einem Drittel der Kosten beteiligt. Bisher bestand eine Kooperation mit dem Tierschutzverein, der sich für einen Zuschuss von 60.000 Euro jährlich um die Aufgabe kümmerte. Als der Verein in finanzielle Schwierigkeiten geriet, habe die Kreisverwaltung ihn vor der Insolvenz gerettet, blickte Roland Bernhard zurück. Seither sei das Verhältnis gespannt und abwechslungsreich gewesen. Im Dezember 2015 folgte der einstimmige Kreistagsbeschluss für den Neubau. „Inzwischen haben wir wieder zu einer guten Zusammenarbeit gefunden“, sagte Roland Bernhard. Der Landkreis übernimmt für die Kommunen in dem neuen Heim die Unterbringung der Tiere. Der Tierschutzverein betreibe nebenan in den alten Räumlichkeiten eine Pensionstierhaltung und eine Hundetagesstätte, erläuterte Wolf Eisenmann.

„Heute freut sich jeder Hund“, reimten der Landrat und der Tierheimvorstand anschließend beim Richtspruch, „über diese Feierstund’. Statt Autoschrott und Reifen werden Wellensittiche hier pfeifen“, nahmen sie Bezug auf die Kreisautoverwertung, die sich vorher auf dem Grundstück befand. „Die Hälfte ist geschafft“, erklärten Roland Bernhard und Wolf Eisenmann und weihten den Bau dem Tierwohl.