Der Oberbürgermeister Wolfgang Lützner und der CDU-Bundestagsabgeordnete Marc Biadacz wenden sich mit Hilferufen nach Berlin.

Böblingen - Am 8. Januar war es mal wieder besonders schlimm. Dauerbeschuss verstörte die Bewohner des Böblinger Wohngebiets Rauher Kapf. Und der Schießlärm von der Shooting Range der US-Army im Stadtwald war sogar im Büro des Oberbürgermeisters Wolfgang Lützner im Böblinger Rathaus in der Innenstadt zu hören, immerhin 2,5 Kilometer Luftlinie vom Schießstand entfernt. Der Grund: eine Sonderübung für die Special Forces war eingeschoben worden.

 

Besonders verärgert sind die Bewohner des Rauhen Kapfs, dass es trotz dieses extremen Belästigung nicht vorangeht mit den Gesprächen im Ringen um eine Lösung. „Eigentlich war für den 20. November ein Gespräch mit Vertretern der Stadt und der US-Army vereinbart. Aber der Termin ist immer wieder von den Amerikanern verschoben worden“, klagt Ulrich Durst, der Sprecher der Bürgerinitiative. Zunächst sei der 17. Januar anvisiert gewesen, dann der 31. Januar, nun soll der Termin Anfang Februar sein. Ulrich Durst zweifelt mittlerweile an der grundsätzlichen Gesprächsbereitschaft der Amerikaner. „Sie beteuern immer, dass sie auf eine gute Nachbarschaft Wert legen. Aber das kann ich ihnen nicht mehr abnehmen.“

Lützner hat ans Verteidigungsministerium geschrieben

Der OB Lützner versteht den Ärger der Bürger, geht aber davon aus, dass der Termin Anfang Februar klappt. „Die letzten Termine wurden verschoben, weil meines Wissens die Experten der Bundeswehr, die die Emissionswerte gemessen haben, nicht so weit waren.“ Diese Messergebnisse aber bräuchten die Amerikaner für die Kostenberechnung der Dämmung. Er selbst jedenfalls habe am 8. Januar sofort einen Brief an die US-Army ans Verteidigungsministerium in Berlin geschrieben, „dass das im Moment offenbar gar nicht funktioniert und die Spezialgruppen nicht in die Besonderheiten des Schießstands eingewiesen sind.“ Auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Marc Biadacz hat Kontakt zum Bundesverteidigungsministerium in Berlin aufgenommen. Die Ministerialdirektorin Alice Greyer-Wieninger habe ihm versichert, dass der Termin am 7. Februar stattfinden werde. „Und danach soll es in Berlin noch einmal ein Treffen mit hochrangigen Army-Vertretern geben, bei dem auch ich dabei sein werde.“ Biadacz ist zuversichtlich, dass man bald eine Lösung finden wird. „Es liegt ja bereits ein Konzept zur Dämmung des Schießlärms vor.“

Bürger kämpfen seit mehr als 20 Jahren gegen Schießlärm

Ein strittiger Punkt war bisher die Finanzierung gewesen. Nun gibt es einen Beschluss des Böblinger Gemeinderats, sich mit 300 000 Euro an den Kosten zu beteiligen. Auf ein solches Signal hatte die US-Army gewartet. Seit mehr als 20 Jahren kämpft die Bürgerinitiative gegen den Schießlärm der Shooting Range, wo US-Soldaten für ihre Einsätze in Nahen Osten trainieren. Bewegung in die zähen Verhandlungen war 2015 mit dem deutschen Brigadegeneral Markus Laubenthal gekommen, der, eingebettet in die US-Army, die Verantwortung für die Lärmdämmung übernommen hatte. Erste Baumaßnahmen am Schießstand folgten, die Bewohner von Schönaich wurden entlastet, nicht jedoch die Böblinger. Laubenthal ist nicht mehr zuständig. „Wir bedauern, dass sein Nachfolger General Rohrschneider nicht die Aufgabe übertragen bekommen hat, weiter zu machen“, sagt Ulrich Durst.