Die Amtsstuben müssen dringend saniert werden. Doch bei der Vergabe der Architektenleistungen hakt es. Das Honorar kommt erneut auf den Prüfstand.

Böblingen - Die Stadt Böblingen muss in den nächsten Jahren viel Geld in die Hand nehmen, um das Alte und das Neue Rathaus zu sanieren. Geplant sind Ausgaben in Höhe von 20 Millionen Euro. Demnächst beginnt die Renovierung am Alten Rathaus. Die Kosten werden dafür auf 7,6 Millionen Euro veranschlagt. Auch die Sanierung des Neuen Rathauses für 8,1 Millionen soll so bald wie möglich in Angriff genommen werden. Die Mitarbeiter sollen rasch ausziehen, weil Büros mit Formaldehyd belastet sind. Sie werden in Containern untergebracht. Die Übergangslösung kostet 4,3 Millionen Euro. Doch nun regte sich im Technik- und Umweltausschuss am Mittwoch Widerstand: Den Räten ist das Architektenhonorar für die Schadstoffsanierung und den Umbau zu hoch.

 

Angesichts der enormen Summen schauten sich zwei Stadträte die Beschlussvorlage für die Vergabe der Planung genauer an. Der Grüne Stefan Belz bemängelte: „Aus dem Papier geht nicht hervor, weshalb die Verwaltung das Architektenbüro h4a Gessert und Randecker aus Stuttgart damit beauftragen will, die Sanierung des Neuen Rathauses vorzubereiten.“ Weder würde das Prozedere des Auswahlverfahrens erläutert, noch würden Angaben über die Kriterien gemacht. Der Beschlussvorlage, diesem Büro den Auftrag zu geben, fehle die Substanz, kritisierte Stefan Belz.

CDU-Stadtrat: Das ist nicht das übliche Honorar

Brigitte Klink, die Leiterin des Amts für Gebäudemanagement und selbst Architektin, klärte auf: Von vier ausgewählten Büros, deren Vorschläge genau geprüft worden seien, habe man das ausgesucht, das „sich am besten präsentierte“. Die vier seien im Übrigen von insgesamt elf Bewerbern in die engere Auswahl gekommen. Das Büro h4a solle den Zuschlag erhalten, weil es die meiste Erfahrung bei Sanierungen von kommunalen Gebäuden habe, die besten Referenzen und auch über genügend Mitarbeiter verfüge, um die Aufgaben zu lösen.

Als zweiter Stadtrat meldete Friedrich Ruoff (CDU) Bedenken an. Seiner Meinung nach sei mit 650 000 Euro die falsche Honorarstufe angesetzt worden. Ihm gehe es nicht darum, dass die Kollegen weniger verdienten, sagte Ruoff, der in Böblingen ein eigenes Architektenbüro hat. „Öffentliche Auftraggeber zahlen hier den Mindestsatz, der auf einer niedrigeren Stufe liegt“, erklärte er. Das bedeute: „Fünf bis zehn Prozent weniger.“ Im Sinne der Gleichbehandlung aller sei das zu berücksichtigen, forderte Friedrich Ruoff. Worauf der CDU-Stadtrat Willi-Reinhart Braumann feststellte: „Dann können wir nicht abstimmen.“

Baubürgermeisterin prüft das Honorar nochmals

Der Baubürgermeisterin Christine Kraayvanger blieb nichts anderes übrig, als den Rückzug anzutreten: „Wir werden die Sache nochmals überprüfen.“ Welches Honorar gezahlt werden soll, will sie nächste Woche in der Gemeinderatssitzung ausführen.

Wegen des als krebserregend geltenden Formaldehyds in Bürowänden im Neuen Rathaus und der dringenden Sanierung des alten Verwaltungsgebäudes hatte der Oberbürgermeister Wolfgang Lützner beim Neujahrsempfang voriges Jahr einen Neubau vorgeschlagen. Nach ersten Schätzungen hätte dieser 20 bis 25 Millionen Euro gekostet. Weil sich die Standortsuche aber als schwierig erwies und eine spätere Nutzung der Rathäuser viele Fragen aufwarf, wurde Lützners Vorschlag verworfen. Stattdessen beginnt nun die Sanierung des Alten Rathauses, wo zuerst die Fenster ausgetauscht werden. Danach soll binnen vier bis fünf Jahren das Gebäude aus dem Jahr 1951 innen grundlegend erneuert werden. Für die Sanierung sämtlicher Büros im Neuen Rathaus, die auch einen neuen Zuschnitt erhalten sollen, rechnen die Planer mit einer Bauzeit von zwei bis drei Jahren.