Dagersheim er wehren sich gegen den tosenden Verkehr im Ort.

Böblingen - Seit Jahren können die Anwohner an der Hauptstraße und der Böblinger Straße in Dagersheim nicht mehr ruhig schlafen. „Wenn die Autos nachts durchrauschen, meinen Sie, man sei direkt an der Autobahn“, sagt die Geschäftsführerin des Hotels Waldhorn, Margot Theurer. Die letzte Verkehrszählung hat ergeben, dass fast 25 000 Fahrzeuge pro Tag durch den Ortskern rollen.

 

Mit dem Verkehrsproblem befasst sich inzwischen nicht nur der Ortschaftsrat. Auch im Böblinger Gemeinderat steht das Thema immer wieder auf der Tagesordnung. Passiert ist bisher fast nichts. Die Lastwagen werden per Schild zwar auf die Umgehung über die Bundesstraße 14 hingewiesen. Die meisten fahren dennoch durch den Ort. Die CDU-Kreistagsfraktion will nun weitere verkehrsberuhigende Maßnahmen prüfen lassen.

Dazu gehören ein Nachtfahrverbot für Lastwagen und die Schaffung einer Tempo-30-Zone. „Das würde uns sehr helfen“, stellt Margot Theurer fest. Das schlimme seien die Motorradfahrer, die in den Nachtstunden auf das Gas treten würden. „Es wird immer schlimmer“, sagt die Chefin des 35-Betten-Hotels. Wenn ein Gast lärmempfindlich sei, bekomme er ein Zimmer auf der Rückseite. Aber auch die Räume zur Straße hin muss sie vermieten, um auf eine einigermaßen gute Auslastung zu kommen.

Jutta Jach (Freie Wähler) sagt, es gebe genügend Umgehungsmöglichkeiten, darunter die neue Bundesstraße 464. „Doch die Navis lenken die Fahrzeuge immer durch den Ortskern“, sagt Jach. Deshalb helfe nur eines: „Die Durchfahrt darf den Autofahrern keine Freude mehr machen.“ Jach denkt an verengte Fahrbahnen und an breitere Verkehrsinseln – nicht aus reiner Schikane, sondern zur Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer. „Wenn ein Radler die Straße überqueren will und auf der Mittelinsel einen Stopp einlegen muss, ist dieser nicht breit genug für das Rad.“

Bei dem dichten Pendlerstrom kommt es morgens und abends regelmäßig zu Staus. „Dann bewegt sich der Schleichverkehr durch die Wohngebiete“, kritisiert Helmut Noë, der CDU-Fraktionschef im Kreistag. Er fordert die Verwaltung auf, zu prüfen, ob das Busangebot verbessert werden könnte, um der Zunahme des Individualverkehrs entgegen zu wirken. Schließlich geht es auch um die Einhaltung der Lärmvorschriften. Wie zuletzt ermittelt wurde, werden an der Kreuzung der Aidlinger Straße, der Haupt- und der Schulstraße die Lärmgrenzwerte tagsüber und auch in der Nacht überschritten. Laut einer Schalluntersuchung treten am Tag bis zu 74 Dezibel auf – zwei Dezibel mehr, als in einem Mischgebiet zulässig sind. Und nachts waren 66 Dezibel gemessen worden. Das ist ein Dezibel mehr, als das gesetzliche Limit vorgibt.

Die Stadt Böblingen, zuständig für den innerörtlichen Verkehr der Kreisstraßen, hat sich beim Regierungspräsidium erkundigt, ob ein nächtliches Durchfahrtsverbot für Lastwagen möglich ist. Da die Werte überschritten würden, sei das nicht ausgeschlossen, hieß es. Demnächst befassen sich der Böblinger Gemeinderat und der Kreistag mit dem Thema – und auch mit der Frage, ob Tempo 30 in Frage kommt.