Der Missionsbasar der Süddeutschen Gemeinschaft in der Rappenbaumhalle lockt wie jedes Jahr zahlreiche Besucher an. Foto: /Anke Kumbier
Der Basar der Süddeutschen Gemeinschaft Dagersheim/Darmsheim ist fester Bestandteil des Veranstaltungskalenders. Nur eines trübt die Stimmung: die Frage nach der Zukunft des Rappenbaum-Areals.
Die Sonne strahlt vom blauen Himmel, Pommesduft liegt in der Luft, und die Biertischgarnituren vor der Rappenbaumhalle sind voll besetzt: Der Missionsbasar der Süddeutschen Gemeinschaft Dagersheim/Darmsheim an Allerheiligen hat auch dieses Mal wieder zahlreicher Gäste angelockt. „Es gibt gutes Essen und nette Leute“, bringt ein Besucher aus Darmsheim den Grund seiner Anwesenheit auf den Punkt.
Im Inneren der Mehrzweckhalle reiht sich Verkaufsstand an Verkaufsstand. Dort werden Bücher, Postkarten, selbstgehäkelte Körbe und Ziergegenstände, aber auch fair gehandelte Lebensmittel vom Eine-Welt-Laden und Schweizer Käse angeboten. Eine Besucherin, die mit ihren beiden Enkeln aus Bad Liebenzell hergekommen ist, schaut sich gerade Holzengel an. „Hier kann man sich schon Gedanken für Weihnachten machen“, stellt sie fest. Sie besuche den Basar jedes Jahr. Als besonderen Reiz nennt sie die Tombola, bei der es vom Grill über eine Gartenlaterne bis zum Tischtennis-Set alles mögliche zu gewinnen gibt. Doch vor allem sei sie hier, „weil ich gerne Geld für den guten Zweck ausgebe.“
Projekt in Sambia
Der Erlös des Basars geht an das Hilfsprojekt „Mushili“ in Ndola in Sambia, berichtet Rainer Roth von der Süddeutschen Gemeinschaft, der im Leitungsteam des Basars ist. „Wir wollen als Gemeinschaft ein Projekt unterstützen, in dem Menschen geholfen wird“, sagt er. „Mushili“ bietet, einer Projektbeschreibung zufolge, unter anderem Beratung zur Aidsprävention an, Sportprogramme für Kinder und die Möglichkeit, eine Ausbildung im landwirtschaftlichen Bereich zu machen. „Hilfe zur Selbsthilfe“ sei dabei das zentrale Anliegen, sagt Roth. Wie viel Geld dieses Jahr nach Sambia geht, kann er noch nicht sagen. Ausgehend von den vergangenen Basaren, rechnet er mit einer Summe von etwa 12 000 Euro.
Eine Besucherin aus Bad Liebenzell hat Gefallen am Holzschmuck gefunden. /Anke Kumbier
Bei Gesprächen mit den Besuchern wird deutlich: Der Basar, den es laut Roth seit mehr als 35 Jahren gibt und an dem rund 80 Helferinnen und Helfer mitwirken, ist fest etabliert. Dazu zählt auch der Veranstaltungsort: das Rappenbaum-Areal. Doch ausgerechnet über dieses Gelände geraten die Städte Sindelfingen und Böblingen immer wieder in Streit. Im Schulverband Rappenbaum sind beide Städte zusammen für das Areal verantwortlich. Zu tun gäbe es genug. Das Hallenbad, das zum Gelände gehört, ist marode, die Schule steht seit Jahren leer und verfällt.
Streit übers Rappenbaumareal
Aber monatelang kam der Zweckverband nicht mehr zu Sitzungen zusammen, konnte also auch keine Entscheidungen über die Zukunft des Areals treffen. So verpassten die Städte erst dringend benötige Fördermillionen für die Sanierung des Hallenbads und trugen dann den Streit, wer dafür verantwortlich sei, öffentlich aus. Inzwischen sind beide Städte anscheinend in Gesprächen. Im Bürgerinformationssystem ist für den 6. Dezember ein Sitzungstermin eingetragen, allerdings noch ohne nähere Informationen.
Die Uneinigkeit der Städte verursacht Unsicherheit – auch bei den Veranstaltern des Missionsbasars. „Wir sind auf dieses Gelände angewiesen“, sagt Roth. „Sollte es das nicht mehr geben, hätten wir ein Problem.“ Zwar ist in dieser Hinsicht nichts beschlossen, eine leise Sorge, dass es so weit kommen könnte, beschäftigt Roth trotzdem. Sein großer Wunsch lautet, dass das Areal bleibt – und die Mehrzweckhalle vielleicht sogar etwas aufgepäppelt wird. In der Küche beispielsweise sei aus Sicherheitsgründen der Strom abgeschaltet. Deshalb hätten sie zum Kochen und Kühlen im Hof ein Küchenzelt aufgebaut, was aber mehr Aufwand bedeute.
Die Stände laden zum Stöbern ein und sicher findet der eine oder die andere schon ein kleines Weihnachtsgeschenk. /Anke Kumbier
„Bad und Halle werden dringend gebraucht“
Zwei Mitarbeiterinnen des Eine-Welt-Ladens Dagersheim/Darmsheim, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen wollen, sprechen mit Blick auf die Streitereien der Städte von einem „Zirkus.“ Sie machen sich vor allem um den Fortbestand des Hallenbads Gedanken. „Ich habe Sorge, dass sich der Zwist aufs Hallenbad auswirkt und es schließen muss“, meint eine der beiden. „Man kann bloß hoffen, dass das Hallenbad bleibt, genauso wie die Mehrzweckhalle“, betont ihre Kollegin. „Beide werden dringend gebraucht.“ Viel Zeit, sich weiter Gedanken zu machen, bleibt allerdings nicht. Eine Kundin kommt an den Stand und möchte etwas kaufen. Der Basar ist in vollem Gange.
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Zweckverband Rappenbaum
Rappenbaum Der Schulverband Rappenbaum wurde 1969 für den Betrieb einer gemeinsamen Schule, einer Mehrzweckhalle und eines Schwimmbads gegründet.
Streit Ein Knackpunkt ist offenbar die Schule. Sindelfingen wollte auf dem Gelände eine gemeinsame Grundschule mit Böblingen in Trägerschaft des Zweckverbands. Das möchte Dagersheim nicht, weil es befürchtet das dann seine eigene Grundschule überflüssig werden könnte.