Vom Flughafen zum Reparaturwerk zum modernen Stadtviertel: das Flugfeld, das auf Böblinger und Sindelfinger Gemarkung liegt, hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich, die nur wenige im Detail kennen.

Böblingen/Sindelfingen - Wenn man heute am Langen See auf dem Böblinger Flugfeld entlangschlendert und den lauen Sommerabend genießt, kann man sich kaum noch vorstellen, dass früher Flugzeuge mit laut aufheulenden Motoren hier vorbeidonnerten. Und doch ist das Flugfeld, das auf Böblinger und auf Sindelfinger Gemarkung liegt, eines der außergewöhnlichsten Areale in den beiden Städten.

 

Im Jahr 1915 als Militärflughafen gegründet, wurde der spätere „Landesflughafen Stuttgart-Böblingen“ von 1925 an für die zivile Luftfahrt genutzt. Damals hob hier die erste Linienmaschine von einer holprigen Startbahn ab, im Jahr 1926 ging der erste Linienflug der Lufthansa von Berlin nach Zürich unter anderem über Böblingen. Von 1938/1939 an übernahm dann das Militär auf dem Flughafen wieder die Macht.

Drei Böblinger sammeln alte Dokumente

Im Jahr 1915 als Militärflughafen gegründet, wurde der spätere „Landesflughafen Stuttgart-Böblingen“ von 1925 an für die zivile Luftfahrt genutzt. Damals hob hier die erste Linienmaschine von einer holprigen Startbahn ab, im Jahr 1926 ging der erste Linienflug der Lufthansa von Berlin nach Zürich und unter anderem über Böblingen. 1938/1939 wurde der Flughafen nach Echterdingen verlegt, im Zweiten Weltkrieg übernahm das Militär auf dem Flugfeld die Macht.

Wilfried Kapp, Reinhard Knoblich und Hans-Jürgen Sostmann aus Böblingen sind stolz auf diese Geschichte. Deshalb haben sie sich daran gemacht, die Vergangenheit des Flugfelds aufzuarbeiten und alles darüber zu sammeln. 38 Gigabyte ist etwa das digitale Foto- und Dokumentenarchiv groß, auf der Webseite flughafenbb.wordpress.com kann man sich durch die historischen Zeugnisse klicken. Die Fotos, Dokumente und Filme stammen sowohl aus öffentlichen Archiven als auch von Privatleuten. „Wir digitalisieren die Fotos und Dokumente und übergeben die Originale an das Böblinger Stadtarchiv“, sagt der 72-jährige Knoblich, der begeistert von diesem Teil der Böblinger und Sindelfinger Geschichte erzählen kann. Und so kennen sich die drei auch mit der Geschichte des Flugfelds in den 1950er Jahren aus, aus denen die historische Luftaufnahme stammt.

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Der Flugverkehr war nach dem Krieg eingestellt und das Areal von den amerikanischen Streitkräften übernommen worden. Diese lagerten dort zunächst allerhand Material und richteten schließlich ein Reparaturwerk ein. „Deshalb sind auf dem Luftbild viele Fahrzeuge zu sehen, die in Reih’ und Glied stehen“, erklärt Knoblich, während er sich über die Aufnahme beugt. Konnten die Fahrzeuge noch repariert werden, wurden sie auseinandergenommen, in dem extra eingerichteten Sandstrahlwerk gereinigt, wieder zusammengesetzt und an die US-Armee zurückgeben. Die Ersatzteile lagerten in überdachten Regalen, die in langen Reihen auf dem Feld direkt vor den Werkhallen aufgebaut worden waren.

Erst im Jahr 1975 wurde das Reparaturwerk, das seit 1956 von Daimler betrieben wurde, geschlossen. Bis 1992 war das Flugfeld im Besitz der amerikanischen Streitkräfte, dann ging es in den Besitz der Bundesrepublik über. 2003 begannen die Sanierung und die Umwandlung in ein neues Stadtviertel, in dem mittlerweile 2700 Menschen leben. Viele Gebäude des ursprünglichen Flughafens stehen allerdings noch immer. Erhalten ist beispielsweise das hölzerne Empfangsgebäude des Flughafens aus dem Jahr 1925, in dem sich jetzt Teile des Restaurants Check In befinden. Das zweite, für seine Zeit hochmoderne Empfangsgebäude aus dem Jahr 1928, das im Bauhausstil gebaut wurde und in dem unter anderem die Gepäckabfertigung und der Zoll untergebracht waren, beherbergt heute das V8-Hotel. Und in den alten Flugzeughallen hat sich die Motorworld angesiedelt.

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