An diesem Dienstag beginnt die US-Army, einen Schallschutz für die offenen Schießbahnen vier und fünf zu bauen. Damit endet ein mehr als 20 Jahre langer Kampf der Anwohner gegen die Beschallung durch die Übungen der Soldaten.
Böblingen - Was niemand mehr geglaubt hat, wird nun doch wahr: An diesem Dienstag rollen zur Schießanlage der US-Army bei der Böblinger Panzerkaserne die Bagger an. Sie sind das sichtbare Zeichen dafür, dass die Amerikaner nun Ernst machen mit dem Versprechen des Lärmschutzes. Damit geht ein mehr als 20 Jahre langer Kampf der Anwohner nun doch erfolgreich zu Ende. „Wir sind sehr beeindruckt, dass es nun plötzlich so zügig mit den Umbauarbeiten losgeht. Und wir hoffen, dass mit der Dämmung die Dezibebelzahl der Schießanlage deutlich geringer wird“, sagt Ulrich Durst, der nur 300 Meter entfernt von dem Schießstand lebt.
Jahrelang fühlte sich der 81-Jährige, der seit Jahrzehnten auf dem Rauhen Kapf in idyllischer Waldrandlage wohnt, „wie auf dem Schlachtfeld“. Manches Mal ballerten die Soldaten tagelang mit schweren Waffen. Es gab Zeiten, da dauerten die Schießübungen sogar bis in den späten Abend hinein. Ulrich Durst gehört im Wohngebiet zu den engagiertesten Kämpfern gegen diesen Dauerbelastung. Und er hat nie die Hoffnung auf eine vernünftige Lösung aufgegeben. Er ist einer der Mitbegründer der vor mehr als 20 Jahren ins Leben gerufenen Bürgerinitiative gegen den Schießlärm, und Durst fungiert noch immer als deren Sprecher.
Schallschutz kostet wohl 90 000 Euro
„Ja, es stimmt. Die Bauarbeiten gehen nun los“, bestätigt auch Elke Herberger, die Pressesprecherin der US-Army für Europa in Wiesbaden. Wie lange die Arbeiten dauern, kann sie nicht sagen. Installiert wird eine Mauer aus mit Steinen befüllten Drahtkörben. So soll die Dezibelzahl auf unter 60 gedrückt werden. Dass nun diese einfache und zudem kostengünstige Lösung kommt – mit 90 000 Euro rechnet die Army, die die Kosten übernimmt– ist vor allem ein Verdienst des Generals Markus Laubenthal. Der Brigadegeneral der Bundeswehr ist seit zwei Jahren Stabschef der US Army Europe. Und er wurde damit beauftragt, für die US-Army die schwierigen Verhandlungen zum Thema Schießlärm in Böblingen zu führen.
Schon zuvor hatte es jahrelang Runde Tische gegeben, an denen Vertreter der deutschen wie der amerikanischen Seite gesessen hatten. Dass die Lärmbelastung zu hoch ist, darüber waren sich alle einig. Auch ein Konzept zur Dämmung war gefunden – eine Kassettendecke sollte eingezogen werden. Am Ende aber hakte es am Geld. Mit drei Millionen Euro bezifferten Experten die Kosten – und die Parteien konnten sich nicht einigen, wer wie viel davon übernimmt.
Ein weiterer Runder Tisch in diesem Monat
Der Bundestagsabgeordnete Clemens Binninger verschaffte der Stadt dann Kontakt zum Bundesverteidigungsministerium, mit dem auch Laubenthal verhandelte. Laubenthal ging neue Wege, engagierte neue Experten. Zu diesen gehört auch Thorsten Breitfeld, der im Böblinger Gemeinderat sitzt und bei Daimler als Schallschutzexperte arbeitet. Er entwickelte das neue, kostengünstige Konzept. Im März gab es zudem eine Langzeitschallmessung über sechs Wochen. Sobald die neuen Dämmelemente stehen, will man mit einer erneuten Messung schauen, wie sich die Lärmbelastung reduziert hat.
Der Schießstand bei der Böblinger Panzerkaserne existiert bereits seit Jahrzehnten. Zum Problem für die Nachbarn wurde er Mitte der 1990er Jahre, als die Army das Areal zum Übungsplatz für ihre Einsätze im Nahen Osten erkor. Genutzt wird der Schießstand auch von Soldaten anderer Nato-Truppen. Alle Lärmmessungen ergaben, dass die Werte weit über den erlaubten liegen. Die Schießanlage sei aber für die US-Army unerlässlich, sagt diese.
Noch diesen Monat soll es einen weiteren Runden Tisch geben. „Dass nun sogar vor dieser Besprechung mit den Arbeiten begonnen wird, zeigt, dass es den Amerikanern wirklich ernst ist mit dem Schallschutz“, sagt Ulrich Durst sehr zufrieden.