Als einzige Stadt in der Region Stuttgart beteiligt sich Böblingen an einer Erhebung der Universität Dresden.

Böblingen - Wie viele Autos hat der durchschnittliche Böblinger Haushalt? Wie fahren die Menschen täglich zur Arbeit: mit dem Rad, dem Auto oder mit Bus und Bahn? Wie weit entfernt von der Wohnung ist die nächste Haltestelle des Öffentlichen Nahverkehrs? Solche und andere Fragen sollen in den kommenden Monaten 1000 Böblinger Bürger beantworten. Denn die Stadt nimmt – übrigens als einzige in der Region Stuttgart – an einem Forschungsprojekt der Technischen Universität Dresden teil. Diese untersucht deutschlandweit in 129 Städten und Gemeinden – von der 15 000-Einwohner-Kommune bis zur Großstadt Berlin - die Mobilität der Bürger.

 

Bundesweit werden 150 000 Bürger in 129 Städten befragt

„Wir haben 1000 Städte angeschrieben und um Beteiligung geworben“, sagt der Projektleiter Frank Ließke, Professor für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik. „129 Städte haben sich zurückgemeldet“. Auch Sindelfingen hatte Post aus Dresden erhalten. „Auch für uns wäre die Studie interessant. Aber die Anfrage war sehr kurzfristig“, sagt die Stadtsprecherin Nadine Izquierdo. Innerhalb von drei Wochen hätte man Zahlenmaterial liefern müssen. Deshalb habe man auf die Teilnahme verzichtet. Die Nachbarstadt Böblingen lässt sich diese Verkehrserhebung 40 000 Euro kosten, die im Zuge der Haushaltseinbringung 2017 von der Grünen-Fraktion beantragt und vom Gemeinderat beschlossen worden war. „Wir erhoffen uns davon detaillierte Informationen für unsere Verkehrsplaner“, sagt der Pressesprecher Wolfgang Pfeiffer. Zudem unterstütze es die Klimaschutzkonzeption der Stadt.

Die Teilnehmer der Studie werden nach dem Zufallsverfahren aus dem Einwohnermelderegister gezogen und schriftlich informiert. Die Teilnahme an der Befragung ist für die Bürger freiwillig. Diese beginnt in Böblingen im Februar und zieht sich über zwölf Monate hin. Die Befragung erfolgt telefonisch und schriftlich, zudem werden die Teilnehmer gebeten, an einem Stichtag genau zu notieren, wie alle Haushaltsmitglieder unterwegs sind.

Der Trend geht weg vom Auto

Insgesamt werden deutschlandweit in diesem Jahr etwa 150 000 Personen zu ihrem Mobilitätsverhalten befragt. Seit 20 Jahren leitet Ließke dieses Projekt. Alle fünf Jahre erhebt er mit seinem Team neue Daten. Dabei zeichne sich ein Trend ab, sagt der Professor: „Wir beobachten seit 2008 eine leichte Abnahme des Autoverkehrs und eine leichte Zunahme des Radverkehrs“. Dafür sorge die Verbreitung des E-Bikes sowie Konzepte zum Ausbau der Radschnellwege. Vor allem die jüngeren Menschen unter 30 Jahren würden weniger Auto fahren sowie die Städter, während im ländlichen Raum das Auto dominiere. Zugenommen habe das Auto auch als Fortbewegungsmittel bei Senioren „Eine Auswirkung der demografischen Entwicklung“, sagt Ließke.

Wie weit sich dieser Trend auf die Verkehrssituation in der Region Stuttgart auswirken werde, sei schwer zu sagen. „Wir sprechen hier von Prozentzahlen, die sich zwischen 0,5 und eins bewegen. Ob die Bewohner in Ballungsräumen wie Stuttgart das bei der Verkehrssituation spüren, ist fraglich.“

Eine Prognose für die Zukunft der Mobilität der Bürger in Deutschland gibt er aber: „Die Menschen werden nicht mehr wie bisher auf überwiegend ein Verkehrsmittel setzen, sondern es je nach Tag und Situation wechseln.“ Also beispielsweise an manchen Tagen mit dem Auto, an anderen mit dem Rad zur Arbeit fahren und Urlaubsreisen mit der Bahn antreten.