Ohne Ehrenamtliche läuft kein Urnengang. Die Städte im Kreis haben Listen mit Freiwilligen. Diese sind meistens Wiederholungstäter.

Böblingen - Wahltage haben für Matthias Bauer immer ein besonderes Flair. Egal ob Kommunal-, Landtags-, Bundestags- oder Europawahl – der 38-Jährige ist stets dabei, nicht als Wähler, das erledigt er bereits vorab per Brief, sondern als Helfer im Wahllokal. Seit dem Jahr 2002 ist Matthias Bauer dabei – acht Abstimmungen und den Volksentscheid zu Stuttgart 21 hat er mitgemacht. Selbstverständlich wird er auch am 22. September wieder vor Ort sein – in seinem Stammwahllokal Kindergarten Taunusstraße auf dem Rauhen Kapf in Böblingen. „Mittlerweile kennt man so die Stammwähler, hält hier und da ein kleines Schwätzchen.“

 

Für den Diplom-Verwaltungswirt ist es eine Selbstverständlichkeit, sich als ehrenamtlicher Wahlhelfer zu betätigen. „Jeder hat eine soziale Verantwortung. Deshalb engagiere ich mich bei den Wahlen und beim Roten Kreuz.“ Die Arbeit im Wahllokal mache aber auch Spaß. „Wir sind eine eingeschworene Truppe in unserem Wahlteam. Alle ein bis drei Jahre treffen wir uns bei einer Wahl“, erzählt Bauer. Einer bringe immer einen Kuchen mit, der andere organisiere Brezeln für die Frühschicht. „Das ist sehr familiär bei uns. Wir freuen uns immer schon auf die nächste Wahl.“

Bauer ist einer von rund 400 Wahlhelfern in 43 Wahllokalen und sieben Briefwahlbezirken in Böblingen. Die Stadtverwaltung habe keine Probleme, genügend Freiwillige zu finden, sagt der Stadtsprecher Wolfgang Pfeiffer. „Wir haben einen festen Stamm, den wir aktivieren können. Wenn einer ausscheidet, sucht sich das Wahlteam meist selbst einen Nachfolger.“ Viele Mitarbeiter der Stadtverwaltung sind darunter, aber auch andere interessierte Bürger. Matthias Bauer hat einst als Beschäftigter des Böblinger Rathauses angefangen. Obwohl er seit drei Jahren nun beim Stuttgarter Sozialgericht arbeitet, macht er seinen Job als Wahlhelfer weiter.

Die Arbeit erfolgt in zwei Schichten zu je fünf Stunden. Beim abendlichen Auszählen sind alle dabei. 80 Euro Aufwandsentschädigung erhalten die Freiwilligen, die in den Briefwahlbezirken die Hälfte – der Satz gilt auch für die auch die städtischen Beschäftigten. „Auch diese tun ihren Dienst ehrenamtlich“, betont der Stadtsprecher Pfeiffer.

Böblingen zahlt die höchste Aufwandsentschädigung

Damit zahlt die Stadt Böblingen im Kreis die höchste Helferpauschale. Nur 40 Euro erhalten die gut 400 Wahlhelfer in Sindelfingen (30 Euro in den Briefwahlbezirken), ebenso deren Herrenberger Kollegen. In Leonberg gibt es ein kompliziertes Berechnungssystem. „Wir zahlen für zwei Stunden Zeitaufwand zehn bis elf Euro“, sagt die Stadtsprecherin Undine Binder-Farr. Bei durchschnittlich sieben bis acht Stunden Engagement kommen die Freiwilligen Helfer so auch auf rund 40 Euro für ihren Einsatz. Die Suche nach Leuten sei nicht ganz einfach, sagt der Leonberger Wahlleiter Peter Höfer. Er benötigt für 39 Wahllokale plus acht Briefwahlbezirke ebenfalls rund 400 Helfer.

Keinerlei Probleme genügend Freiwillige zu finden, hat man hingegen in der kleinsten Kommune im Kreis – in Deckenpfronn. „Bei uns machen traditionell die Gemeinderäte mit, und dann rufen wir im Amtsblatt zum Mitmachen auf“, sagt der Bürgermeister Daniel Gött. „Jetzt haben wir sogar mehr als wir brauchen.“ Dabei musste die Gemeinde dieses Jahr die Anzahl der Helfer verdoppeln, da sie erstmals zwei Wahllokale hat. 25 Ehrenamtliche leisten dort Dienst. Als Dankeschön gibt es voraussichtlich 30 Euro pro Person.