Die beiden Leiter der Privatschule Prisma wehren sich gegen den immer wiederkehrenden Vorwurf, die Lehren des islamischen Predigers Fetullah Gülen würden in den Unterricht einfließen.

Böblingen Ein Brief der Integrationsministerin Bilkay Öney an den CDU-Landtagsabgeordneten Paul Nemeth, der unserer Zeitung zugespielt worden ist, löste Unruhe in der privaten Prismaschule in Böblingen aus. In diesem Brief hatte Öney erklärt, dass sie die Prismaschule nicht besuchen wolle, da diese im Verdacht stehe, der islamischen Gülen-Bewegung nahezustehen. In einem Interview nehmen dazu Gert Knödler und Ismail Temel, der pädagogische und der geschäftsführende Schulleiter, Stellung.
Herr Knödler, Herr Temel, was sagen Sie zu der Absage der Integrationsministerin Bilkay Öney, Ihre Schule zu besuchen?
Knödler: Wir hatten Frau Öney ja gar nicht eingeladen. Das war offenbar eine Aktion des Böblinger Landtagsabgeordneten Paul Nemeth, der uns etwas Gutes tun wollte, von der wir aber nichts wussten. Wir wissen nicht, wie ihre Reaktion gewesen wäre, wenn wir sie direkt eingeladen hätten.

Frau Öney hat abgelehnt, weil sie Ihre Schule offenbar als der Gülen-Bewegung nahestehend einordnet.
Temel: Sie hat nicht mit uns darüber gesprochen. Deshalb können wir uns nicht dazu äußern. Offenbar aber hat sie Ihre Meinung bezüglich Schulen und Gülen-Bewegung mittlerweile differenzierter dargestellt. Das habe ich zumindest in einer türkischen Zeitung gelesen.

Nun, der Vorwurf, Sie stehen der islamischen Gülen-Bewegung nahe und wollen ihre Schüler entsprechend unterrichten, kommt immer wieder auf.
Knödler: Wir sind eine ganz und gar deutsche Schule. Wir unterrichten nach dem baden-württembergischen Bildungsplan. Wir haben deutsche Lehrerinnen und Lehrer. Religionsunterricht gibt es an unserer Schule nicht. Wir unterrichten von Klasse fünf an Ethik für alle.
Temel: Wir wollen auch eine Schule für alle sein. Im Kreis Böblingen haben etwa 40 Prozent der Jugendlichen einen Migrationshintergrund, 60 Prozent nicht. Dies würden wir gerne auch in unserer Schule widerspiegeln. Momentan haben wir leider nur zehn Prozent Schüler ohne Migrationshintergrund, die anderen sind Kinder aus Zuwandererfamilien, vorwiegend aus der Türkei.

Träger Ihrer Schule ist der Schüler- und Studentenverein. Welche Motive haben die Mitglieder, Ihre Schule zu unterstützen?
Temel: Die meisten stammen selbst aus kleinen Verhältnissen und wollen deshalb Kindern eine bessere Chance geben, eine gute Bildung zu erhalten. Deshalb spenden sie viel Geld für die Schule.
Knödler: Natürlich gibt es auch Mitglieder, die aus religiösen Gründen spenden. Aber das ist ja nichts Schlechtes. Diese Menschen wollen etwas Gutes für die Gesellschaft tun und sich engagieren. Das ist genau das, was unsere grün-rote Landesregierung mit der Bürgergesellschaft fordert: sich von unten an der Lösung gesellschaftlicher Probleme beteiligen. Das verdient Respekt und Anerkennung.

Wie viel Einfluss haben die Mitglieder auf die Schule?
Temel: Sie haben keinerlei Einfluss auf die Pädagogik oder die Inhalte des Unterrichts. Der Verein ist der Träger, unterstützt uns finanziell, mehr nicht.
Knödler: Wenn es anders wäre, würde ich mich nicht ehrenamtlich als pädagogischer Schulleiter engagieren.