Böblingen hat an einer Verkehrsstudie teilgenommen. Danach werden auch viele kurze Wege mit dem Auto gemacht. Das soll sich bis 2030 ändern.

Böblingen - Böblingen ist eine räumlich sehr kompakte Stadt. Nimmt man den Elbenplatz als Mittelpunkt, liegen alle Ziel im Kernsiedlungsgebiet in einem Radius von drei Kilometern. Trotzdem nutzen die Bürger für Wege innerhalb der Stadt meist das Auto. 47 Prozent aller Wege im Binnenverkehr werden mit dem Auto, Motorrad oder einem anderen motorisierten Gefährt absolviert. Das ist ein Ergebnis eines Forschungsprojekts der Universität Dresden aus dem Jahr 2018, an dem Böblingen teilnahm.

 

Die Stadt gehörte gemeinsam mit 14 anderen Kommunen, darunter auch die Nachbarstadt Sindelfingen, zur Gruppe „Mittelzentrum – hügelig“. Die Forscher befragtenmehr als 1000 Personen mit Erst- oder Zweitwohnsitz in Böblingen zu ihrem Mobilitätsverhalten. Welche Wege legen die Bürger zu Fuß zurück, welche mit dem Rad? Wie häufig nutzen sie das Auto und den Öffentlichen Nahverkehr. Dazu gaben die Leute Auskunft.

Viel zu viele kurze Wege werden mit dem Auto zurückgelegt

Die Ergebnisse wurden jetzt im Ausschuss für Technik, Umwelt und Straßenverkehr vorgestellt. Bis einen Kilometer Entfernung überwiegt die Fortbewegung zu Fuß. Bei weiteren Wegen wird aber meist das Auto genutzt. Im Gegensatz zur Nachbarstadt Sindelfingen – immerhin Standort des Autobauers Daimler – wird in Böblingen deutlich weniger Fahrrad gefahren.

Dies möchte die Stadtverwaltung nun ändern. Zehn Prozent weniger Autos und Motorräder auf Böblinger Straßen, jeder vierte Weg innerhalb der Stadt soll mit dem Rad absolviert werden, deutlich mehr Car- und Bike-Sharing-Nutzer soll es geben , die Reduzierung des motorisierten Verkehrs in den Stoßzeiten am Morgen sowie 20 Prozent weniger Autofahrten zu Schule und Kindergarten – diese Ziele will die Stadt Böblingen bis zum Jahr 2030 erreichen.

Nicht alle Räte im Ausschuss fanden diese Ziele gut. Der CDU-Rat Pascal Panse empörte sich darüber, „dass das Auto in dieser Studie nur als Übel dargestellt wird. Das können wir uns als Autobauerstandort nicht erlauben.“ Statt Autofahrer zu verteufeln solle man über andere Antriebstechniken zur Verringerung des CO2-Ausstoßes nachdenken.

Auch Autobauer klagen über verstopfte Straßen

Baubürgermeisterin Christine Kraayvanger erklärte, dass gerade die großen Unternehmen wie die Autobauer auf die Stadt zukämen, weil der enorme Verkehr ihren Betrieb gefährde. „Die Mitarbeiter kommen nicht rechtzeitig zur Schicht, die Transporter kommen zu spät und gefährden die Produktion.“ Eine Entlastung der Straßen sei nur möglich, wenn Wege im Binnenverkehr häufiger per Rad oder zu Fuß erledigt würden.

Dies könne geschehen zum Beispiel durch Fahrgemeinschaften zur Arbeit oder zum Kindergarten oder der häufigeren Nutzung des Rads zur Fortbewegung und mehr Homeoffice, um Arbeitswege zu sparen. Vor allem in der morgendlichen Spitzenstunde um 7 Uhr herum müsse der motorisierte Verkehr reduziert werden, um die momentanen täglichen Staus aufzulösen. Auch die Busse, die jetzt häufig im Stau steckten, würden so pünktlicher fahren können.

Ziele bis 2030
Böblingen möchte die Car-sharing-Nutzung um sechs Prozent auf 15 Prozent steigern, die des Fahrradverleihs von jetzt drei Prozent auf ebenfalls 15 Prozent. Die Spitze im motorisierten Verkehr morgens um 7 Uhr soll von 36 auf 30 Prozent gesenkt werden, der Anteil motorisierter Fahrzeuge im Binnenverkehr insgesamt um zehn Prozent weniger werden. Im Gegenzug definierten die Ziele eine Steigerung des Radverkehrs bei Entfernungen zwischen einem und fünf Kilometer auf 25 Prozent. 20 Prozent weniger Fahrten zu Kindergärten und Schulen sind ein weiteres Ziel.

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