Beim Thema Parkplätze sollte noch mal nachgebessert werden, bevor die neuen Radspuren kommen. Was ist daraus geworden?

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Die Meldung klingt unscheinbar. „Böblinger Straße wegen Belags- und Markierungsarbeiten zeitweise voll gesperrt“, ist zu lesen. Betroffen sei der Bereich zwischen den Stadtbahnhaltestellen Waldeck und Kaltental. Die Arbeiten sollen vom 8. bis 15. August dauern. Tatsächlich handelt es sich bei diesen um Vorbereitungen für den geplanten Pop-up-Radweg in Kaltental. Darunter versteht man eine eigene Spur für Radfahrerinnen und Radfahrer, die kurzfristig und mit wenig Aufwand umgesetzt werden kann und mehr Sicherheit bieten soll.

 

Geplant sind die beiden Spuren bergauf und bergab zwischen den beiden genannten Stadtbahnhaltestellen. Sie sollen im Vorgriff auf eine mögliche größere Umgestaltung der Böblinger Straße realisiert werden – denn die dauert. Die Verwaltung und verschiedene Interessenverbände wie der ADFC sind sich aber einig, dass möglichst schnell etwas für die Sicherheit für Radfahrerinnen und Radfahrer auf der viel genutzten Verbindung zwischen Vaihingen und S-Süd getan werden muss. So hatte eine Untersuchung im vergangenen Frühsommer gezeigt, dass Autofahrer beim Überholen oft zu dicht an den Radfahrern vorbeifahren – vor allem bergauf in Richtung Vaihingen.

Darum ist das Projekt umstritten

Doch der geplante Pop-up-Radweg hat einen Nachteil: Ihm fallen um die 100 Parkplätze zum Opfer. Darum ist das Projekt umstritten – insbesondere bei Anwohnern der Böblinger Straße. Der Gemeinderat stimmte seinerzeit zwar mehrheitlich zu, allerdings nur unter verschiedenen Maßgaben.

So soll ein Grundstück an der Böblinger Straße, auf dem in naher Zukunft ein Kindergarten entstehen soll, übergangsweise den Anwohnern als Parkplatz zur Verfügung gestellt werden. Zudem wurde die Verwaltung beauftragt, die Möglichkeiten sogenannter Pulk-Starts zu prüfen. Das bedeutet, dass die Radfahrenden an einer Ampel zuerst Grün bekommen und dann eine Zeit lang die Straße für sich haben, bis die Autofahrer nachfolgen. Auf diese Weise könnten die Pop-up-Radwege später beginnen und zumindest einige Parkplätze mehr erhalten bleiben. An der Haltestelle Waldeck gibt es einen solchen Pulk-Start bereits, er könnte jedoch zeitlich verlängert und die Aufstellfläche für die Radfahrer vergrößert werden. An der Haltestelle Kaltental bergab gibt es bisher keinen Pulk-Start.

Bezirksvorsteher pocht auf Erfüllung der Maßgaben

Raiko Grieb, Bezirksvorsteher im Stuttgarter Süden, drängt auf die Einhaltung dieser Maßgaben. Er betont: „Ich befürworte diesen Radweg, weil er mehr Sicherheit bringt.“ Aber er habe die große Befürchtung, dass Anwohner künftig auf der Suche nach einem Parkplatz die Böblinger Straße auf- und abfahren und dann auf der anderen Straßenseite parken. Das könnte dazu führen, dass sie, nachdem sie ihr Auto abgestellt haben, verbotswidrig die Gleise überqueren, die sich auf der Böblinger Straße in Mittellage befinden. Denn die Wege zum nächsten offiziellen Übergang sind mitunter weit. „Das würde wieder zu sehr gefährlichen Situationen führen“, befürchtet Grieb. Er wolle nicht, dass die vom Gemeinderat geforderten Prüfungen bezüglich des künftigen Kita-Grundstücks an der Böblinger Straße und bezüglich der Pulk-Starts immer weiter hinausgezögert werden. Eine Stellungnahme der Stadt lag bis Redaktionsschluss nicht vor.

Die Einführung eines Parkraummanagements in Kaltental wird bereits geprüft. Das würde bedeuten, dass das Parken an der Straße künftig Geld kostet. Anwohner können einen gebührenpflichtigen Anwohnerparkausweis beantragen. Das Ziel ist es, den Parkdruck zu mindern, so dass die Menschen vor Ort wieder leichter eine Abstellmöglichkeit für ihr Auto finden. Doch die Einführung eines Parkraummanagements ist an Bedingungen geknüpft.