Böllern in Böblingen CDU-Antrag zu Silvester-Feuerwerk verpufft
Soll Böblingen ein zentrales Silvester-Feuerwerk veranstalten, um die Bürger von privaten Raketen abzubringen? Obwohl CDU und SPD das Projekt vorantreiben wollten, scheitert es.
Soll Böblingen ein zentrales Silvester-Feuerwerk veranstalten, um die Bürger von privaten Raketen abzubringen? Obwohl CDU und SPD das Projekt vorantreiben wollten, scheitert es.
Der Himmel über Böblingen bleibt auch kommenden Silvester von privaten Feuerwerken illuminiert. Die große Idee eines städtisch organisierten Zentral-Feuerwerks, eingebracht von der CDU-Fraktion, ist in der jüngsten Gemeinderatssitzung vom 20. Mai nach einer intensiven Diskussion verpufft. In einer lebhaften Debatte rangen Verwaltung und Stadträte um Grundsatzfragen: Wie viel Feuerwerk braucht eine Stadt? Wie viel Rücksicht ist realistisch – und wie viel dürfen Symbolpolitik und Appell an das Gemeinwohl eigentlich kosten?
Der CDU-Antrag hatte aufhorchen lassen: Die CDU wollte, dass die Stadt ein zentrales Silvester-Feuerwerk organisiert als Lenkungsinstrument. Durch ein attraktives Angebot sollte die Bevölkerung dazu bewegt werden, freiwillig auf eigene Raketen und Böller zu verzichten. Eine Informationskampagne sollte das Vorhaben flankieren, um die breite Masse zum Umdenken zu bewegen. Der Gedanke dahinter: Weniger Lärm, weniger Müll, weniger Feinstaub.
Doch was auf dem Papier gut klang, zerbröselte in der Praxis an harten Fakten. Kulturamtsleiter Sven Reisch ließ keinen Zweifel: „Wir teilen das Anliegen, aber sehen aktuell keine umsetzbare Möglichkeit, das mit vertretbarem Aufwand zu stemmen.“ Schon jetzt laufe die Verwaltung am Limit – vor allem rund um den Jahreswechsel. Und: Ein echtes Böllerverbot könne nur der Bund verhängen. Alles andere bleibe Appell an die Allgemeinheit. Insbesondere bei den privaten Silvesterfeiern in den Stadtteilen.
Die Grobkalkulation sprach für sich: Allein das Feuerwerk schlüge mit rund 15 000 Euro zu Buche. Hinzu kämen Eventtechnik, Sicherheit, Logistik sowie ein Rahmenprogramm, das die Menschen tatsächlich aus ihren privaten Feiern auf einen zentralen Platz lockt. Mindestens 50 000 Euro stünden im Raum – für ein Projekt, dessen Wirkung ungewiss ist. „Wenn wir am Ende öffentliches und privates Feuerwerk parallel haben, ist nichts gewonnen“, sagte Reisch.
Auch Ordnungsamtsleiterin Gisa Gaietto warnte: Verbotszonen müssten kontrolliert, abgesperrt und von der Polizei begleitet werden. „Das verursacht hohe Kosten und birgt rechtliche Hürden.“ Und doch: Die Idee ließ viele im Rat nicht los. SPD-Stadtrat Lukas Häberle plädierte für einen einmaligen Testlauf. „Wenn wir das private Feuerwerk nur um 20 Prozent reduzieren, ist schon viel gewonnen. Der Aufwand wäre es wert.“ Grünen-Stadträtin Hannah Behm warnte vor der zunehmenden Dauerbelastung für Mensch und Tier: „Der Zeitraum des Geböllers wird immer größer – das ist eine Zumutung.“
CDU-Rat Thomas Heiling sah im Antrag ein Zeichen. „Wir wollen Alternativen aufzeigen – nicht verbieten, sondern begeistern.“ Fraktionskollege Frank Wolf brachte eine Beteiligung an bestehenden Events wie dem Bootshaus-Feuerwerk ins Spiel. Auch AfD und Freie Wähler signalisierten Zustimmung – wenngleich mit offenen Fragen zur praktischen Umsetzung. Angelika Brotschi (AfD) brachte sogar eine Drohnenshow ins Spiel: „Ich weiß, dass es teurer ist, aber vielleicht ist es die Zukunft?“
Die FDP sah das kritischer. Martina Sieber sprach von einem „Kulturwandel, der noch nicht stattgefunden hat“. Wenn die Stadt ein Feuerwerk mit veranstalte und etwas passiere, „hängen wir mit drin“. Oberbürgermeister Stefan Belz brachte es schließlich auf den Punkt: „Natürlich ist die Idee sympathisch. Aber wir haben Zweifel, ob ein solcher Appell zu Verhaltensänderung führt – der Umsatz mit privaten Böllern in Deutschland steigt seit Jahren.“ Der städtische Haushalt lasse ohnehin kaum Spielräume zu. „In dieser Abwägung raten wir ab.“
Mit acht zu sechs Stimmen wurde der Antrag abgelehnt. Kein Paukenschlag, aber doch ein deutliches Signal: Der Wille, etwas zu verändern, ist da. Doch die Umsetzung bleibt an der Realität hängen. Die Stadtverwaltung hält das Thema für „nicht angezeigt“, zumindest im aktuellen Rahmen. Was bleibt, ist ein Reigen an Argumenten – und ein Funken Hoffnung, dass sich noch etwas bewegt. Das letzte Wort hat das Hauptgremium.
Im Kreis Böblingen
besteht kein generelles Verbot beim Abfeuern von Silvesterraketen. Allerdings verbietet ein Bundesgesetz das Böllern vor Kirchen, Kliniken oder Fachwerkhäusern – also auch auf dem Schlossberg-Plateau.
In Herrenberg
gelten beispielsweise strengere Regeln. Ein Verbot gilt in der gesamten Herrenberger Altstadt samt Vorplatz der Stiftskirche und Hofscheuer-Areal und unmittelbar angrenzender Grundstücke.
In Holzgerlingen
will man genau das versuchen, was in Böblingen jetzt vom Ausschuss abgelehnt wurde. Die Freien Wähler hatten dort einen ähnlichen Antrag in den Gemeinderat eingebracht, der Anfang April einstimmig abgesegnet wurde. Die Verwaltung soll nun ein Konzept ausarbeiten, um ein großes Feuerwerk der Stadt Holzgerlingen zu organisieren und gleichzeitig bei der Bevölkerung zu werben, auf private Böllerei zu verzichten.