Polizei, Rettungsdienst und Feuerwehr verstärken in Stuttgart das Personal zum Jahreswechsel. Auch in der Leitstelle sitzt mehr Personal. Was die Einsatzkräfte befürchten.

Einsatzkräfte, die mit Blaulicht und Martinshorn durch die Landeshauptstadt rasen, gehören wohl zur Silvesternacht wie Neujahrsvorsätze, Raclette und der TV-Klassiker „Dinner for One“. Polizeisprecher Thomas Ulmer rechnet vor allem zwischen 23 und 2 Uhr mit deutlich mehr Arbeit als im Vergleichszeitraum an einem „normalen“ Samstag. Eine große Rolle könnte das Wetter spielen.

 

„Es soll ja sehr warm werden, dementsprechend könnten mehr Personen unterwegs sein. Aber das ist bisschen wie der Blick in die Glaskugel“, sagt Ulmer. Um vorbereitet zu sein, hat das Polizeipräsidium Stuttgart weiteres Personal vom Polizeipräsidium Einsatz aus Göppingen und Bruchsal angefordert. Genaue Zahlen nennt er nicht. „Wir werden ähnlich aufgestellt sein wie am Jahreswechsel 2019/2020, also vor Corona, und im gesamten Stadtgebiet verstärkte Präsenz zeigen.“ Ein Hauptaugenmerk wird natürlich auf der Innenstadt liegen, rund um die Silvesterfeier am Schlossplatz.

Johanniter mit zwei zusätzlichen Fahrzeugen unterwegs

Der Rettungsdienst wird in der Landeshauptstadt indes vom Deutschen Rotes Kreuz (DRK), der Johanniter Unfallhilfe, dem Malteser Hilfsdienst und dem Arbeiter Samariter Bund durchgeführt. An Silvester werden 19 Rettungswagen – fünf mehr als sonst – und vier Notärzte der Leistungsträger im Einsatz sein. Unterstützung erhalten sie im Rettungsdienst zudem von der Berufsfeuerwehr Stuttgart und der Werksfeuerwehr von Mercedes-Benz.

Sven Rausch, stellvertretender Sachgebietsleiter Rettungsdienste der Johanniter in Stuttgart, befürchtet, dass nach den „pandemiebedingten Schließungen in den vergangenen beiden Jahren manche eventuell etwas nachholen wollen“. Dementsprechend rechne er wieder mit einem deutlich höheren Einsatzaufkommen, auch aufgrund von Alkohol. „Das ist typisch in der Silvesternacht“, so Rausch. „Wir halten daher je einen zusätzlichen Rettungswagen und Krankentransportwagen, mit jeweils zwei weiteren Einsatzkräften wie an durchschnittlichen Wochenenden vor.“

Viele Sanitäter in Rufbereitschaft

Beim DRK sind an Silvester rund 50 Mitarbeiter am Start, sie werden zum Teil in der Notfallrettung, zum Teil in der Integrierten Leitstelle eingesetzt. „Kurzfristig könnten wir mehrere 100 Kolleginnen und Kollegen aktivieren. Sie sind im Rufdienst und stehen bei Sonderlagen bereit“, sagt Rettungsdienstleiter Ralph Schuster. Für Extremsituationen könnte man sogar noch Kräfte aus ganz Baden-Württemberg zusammenziehen. Er geht jedoch nicht davon aus, dass dieser Schritt notwendig ist. „Wir hoffen auf einen insgesamt ruhigen Jahreswechsel.“ Die Dauerbelastung in den vergangenen drei Jahren habe Spuren hinterlassen. „Es wird dringend Zeit, dass die Leute mal durchschnaufen können.“ Zurzeit habe man zudem einen hohen Krankenstand. „Und unsere Ressourcen sind auch endlich“, sagt Schuster, der kritisiert, dass man häufig zu Notfällen gerufen werde, die dann letztlich keine seien. „Die Fehleinsatzquote liegt bei 30 Prozent.“

Zahlreiche Kleinbrände

Auch die Feuerwehr Stuttgart bereitet sich schon intensiv auf die Silvesternacht vor. Vor dem pandemiebedingten Feuerwerksverbot zählte sie zur „arbeitsreichsten Nacht des Jahres“, sagt Daniel Anand, Sprecher der Branddirektion Stuttgart. Am Jahreswechsel 2019/2020 wurden die Feuerwehrleute zu 53 Einsätzen gerufen. „Grund hierfür waren insbesondere die zahlreichen Kleinbrände, beispielsweise von Müllcontainern oder Grünflächen.“ Ein Jahr später wurden sie nur noch 15-mal gerufen, vergangenes Silvester 21-mal. „Weil dieses Jahr Feuerwerkskörper wieder im Handel erhältlich sind, werden wir gewiss auch wieder häufiger ausrücken müssen.“ Auch das möglicherweise trockene Wetter spreche eher für höhere Einsatzzahlen. Anand ist aber überzeugt, dass die Feuerwehr gut für die Silvesternacht gerüstet ist. „Damit wir im Ernstfall schnell Hilfe leisten können.“

An einem normalen Tag hat die Feuerwehr Stuttgart 99 Einsatzkräfte im Dienst. Aufgrund des Jahreswechsels werde 15 weitere eingesetzt. Hier durch werden drei zusätzliche Löschfahrzeuge und ein weiterer Einsatzleitwagen vorgehalten. Sie sind auf den fünf Feuerwachen im Stadtgebiet Stuttgart und der Integrierten Leitstelle, die somit ebenfalls verstärkt wird, eingesetzt und ständig abrufbereit.

„Zusätzlich sind unsere 23 Abteilungen der Freiwilligen Feuerwehr Stuttgart wie an jedem Tag im Jahr einsatzbereit“, sagt Anand. Mit mehr als 1000 ehrenamtlichen Einsatzkräften sei sie ein unverzichtbarer Bestandteil der Gefahrenabwehr in Stuttgart. „Die Kolleginnen und Kollegen verbringen Silvester bei ihren Familien beziehungsweise Freunden und sind im Einsatzfall innerhalb weniger Minuten an ihren Feuerwehrhäusern einsatzbereit.“