Es ist bereits der vierte Vorfall in vier Tagen im Kreis Ludwigsburg: Unbekannte schlagen in Bönnigheim mit Ästen auf Pferde und bewerfen sie mit Steinen.

Bönnigheim - Nokia und Mäxi sind verstört. Hebt man die Hand, um die beiden Pferde zu streicheln, weichen sie zurück. „Ich glaube, das ist normal nach so einem Vorfall“, sagt Sina Reichenbach, ihre Besitzerin. Am Montagnachmittag verschafften sich Unbekannte Zutritt zur Koppel im Bönnigheim-Hofen im Gewann Höhe, rissen den Wallachen die Fliegenhauben vom Kopf, übergossen die Tiere mit Wasser, schlugen sie mit Ästen und bewarfen sie mit Steinen. Dann banden die Täter die Pferde in ihrem Unterstand fest und schnitten ihnen Teile ihrer Mähne und ihres Schweifes ab, um die verstörten Tiere danach in die Weinberge zu jagen. Zuletzt zerschnitten die Täter den Weidezaun und zerstörten das Hochspannungsgerät. Laut einer Zeugenaussage handelt es sich bei den Tätern um fünf junge Männer.

 

Es ist nun schon der vierteVorfall von Gewalt gegen Pferde innerhalb einer Woche im Landkreis, auch wenn er vom Tathergang in keinem Vergleich steht zu den anderen Fällen. Am Freitagabend ist auf einem Gehöft im Lauffener Feld in Bönnigheim ein verletztes Pferd entdeckt worden. Auf dem Nasenrücken hatte das Tier eine stark blutende Wunde, die nach Angaben der Polizei vom Projektil einer Schusswaffe stammen könnte.

In Poppenweiler wird eine Stute brutal getötet

Weitaus mehr Bestürzung und Beunruhigung verursachten ein oder mehrere Unbekannte, die eine Stute im Poppenweiler Gewann Schefenäcker in der Nacht auf Sonntag brutal töteten. Das Tier wurde an Rücken und Bauch der Länge nach aufgeschlitzt und hatte mehrere Stichwunden, unter anderem ein ausgestochenes Auge. Die oder der Täter schnitt dem Pferd anschließend Fleisch aus dem Rücken. Ein weiteres Pferd auf der Koppel überlebte eine kaum weniger grausame Attacke trotz mehrerer Stichwunden.

Für Sina Reichenbach ist wichtig, diese Fälle nicht mit dem gleichen Täterkreis zu verbinden. „Das hier sieht eher nach einer dummen Mutprobe aus. In Poppenweiler wurde das Pferd ja regelrecht abgeschlachtet“, sagt die 23-Jährige. Sie ist froh, dass ihre Pferde äußerlich nicht verletzt sind. Trotzdem schmerze es sie, die Pferde leiden zu sehen. Panikmache, wie sie jetzt teilweise in den sozialen Medien geschehe, sei aber fehl am Platz.

Die Polizei sieht keinen Zusammenhang

Sie habe kurz überlegt, ob sie, wie viele ihrer Freundinnen, ihre Pferde jetzt im Stall unterbringen soll. Dann hat sie sich aber dagegen entschieden und Nokia und Mäxi einfach auf eine andere Kuppel gebracht. Denn bereits am Sonntag waren Unbekannte in die Koppel eingedrungen und hatten sie verwüstet. Sina Reichenbach hat nun Anzeige gegen Unbekannt erstattet wegen Sachbeschädigung und des Verdachts auf Tierquälerei.

Die Ludwigsburger Polizei geht nicht davon aus, dass zwischen den vier Fällen ein Zusammenhang besteht und spricht von einer „ungewöhnlichen Häufung“ der Vorfälle. Eine Untersuchung der getöteten Poppenweiler Stute durch das Veterinäramt liefert bisher keine Hinweise auf den Täter. Die Polizei hofft jetzt auf Beobachtungen aus der Bevölkerung und rät Pferdebesitzern, erhöhte Wachsamkeit in der Nähe von Pferdekoppeln zu zeigen. Unterdessen wurde von privater Seite eine Belohnung von 3 500 Euro für Hinweise ausgesetzt, die zur Ermittlung oder Ergreifung des oder der Täter von Poppenweiler führen.