Die Krise in der Türkei weckt jetzt Sorgen um die wirtschaftliche Stabilität von anderen Schwellenländern.

Korrespondenten: Barbara Schäder (bsa)

Frankfurt - Der September ist für Börsianer traditionell keine gute Jahreszeit. Seit vor 30 Jahren der Deutsche Aktienindex (Dax) ins Leben gerufen wurde, habe er den September nur 13-mal mit einem Plus abgeschlossen, rechnet die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) vor. So schlecht sei das Verhältnis zwischen Chance und Risiko „in keinem anderen Monat“ gewesen. Die zurückliegenden Handelstage lassen befürchten, dass auch dieser September für Dax-Anleger kein goldener wird: In der vergangenen Woche sank der deutsche Leitindex um mehr als drei Prozent.

 

Neben dem Handelsstreit, der gegenwärtig vor allem zwischen den USA und China tobt, belastet die Sorge um die Türkei und andere Schwellenländer die Stimmung. Ähnlich wie die türkische Lira hat auch der argentinische Peso seit Jahresbeginn massiv an Wert verloren. Obendrein wurde vergangene Woche bekannt, dass die südafrikanische Wirtschaft im zweiten Quartal das zweite Mal in Folge geschrumpft ist – das Land steckt damit in einer Rezession.

Türkische Zentralbank kann der EZB die Show stehlen

Die türkische Zentralbank hat für Donnerstag Schritte zur Eindämmung der Inflationsrate angekündigt. Damit könnten die Währungshüter in Ankara sogar ihren Kollegen von der Europäischen Zentralbank (EZB) die Show stehlen, die zeitgleich in Frankfurt tagen. Nachdem die EZB bereits im Juni signalisiert hatte, ihre umstrittenen Geldspritzen zum Jahresende einstellen zu wollen, könnte auf der aktuellen Sitzung ein genauer Ausstiegsplan festgelegt werden. Die Analysten der Dekabank zumindest erwarten einen Beschluss, dass die EZB ihre Anleihekäufe im Volumen von derzeit 30 Milliarden Euro pro Monat im Oktober halbiert.

Gleichzeitig dürfte die Notenbank allerdings bekräftigen, dass ihre Nullzinspolitik „mindestens über den Sommer 2019“ unverändert bleibt. Bis Sparer wieder höhere Zinsen auf ihre Bankeinlagen erhalten, dürfte also noch viel Zeit vergehen. Aktien bleiben für langfristig orientierte Anleger damit eine interessante Alternative – auch wenn die nächsten Wochen turbulent werden könnten.