Die Preisspanne für die Aktien stand schon fest. Warum der Sprachlernanbieter Babbel seinen Börsengang kurz vor Start doch noch absagt.

Wirtschaft: Imelda Flaig (imf)

Berlin - Ursprünglich war die Erstnotierung der Aktien an der Frankfurter Börse für Freitag, den 24. September 2021, geplant, nun hat das Unternehmen seine Börsenpläne erst einmal auf Eis gelegt. „Die Babbel Group AG hat gemeinsam mit ihren Aktionären beschlossen, den geplanten Börsengang aufgrund der derzeit ungünstigen Marktbedingungen zu verschieben“, teilte das Unternehmen mit.

 

Vor knapp einer Woche hatte Vorstandschef Arne Schepker noch erklärt, er sei mehr als zufrieden mit der Resonanz der Investoren und der Zeitpunkt für den Börsengang sei richtig. Nun der Rückzieher, bei dem aber gleich versichert wurde: Babbel und die Aktionäre strebten weiterhin mittelfristig eine Notierung an der Frankfurter Börse an.

Erst vergangene Woche hatte der Berliner Sprachlernanbieter die Preisspanne für den Börsengang noch mit 24 bis 28 Euro je Aktie angegeben. Die Zeichnungsfrist sollte bis 22. September laufen. Der Vorstand rechnete damals mit einem Bruttoerlös in der Mitte der Spanne von rund 190 Millionen Euro.

Das mit dem geplanten Börsengang erlöste Geld sollte in Innovation und Wachstum fließen – und in die Expansion in den USA. Aktuell ist die App in neun Sprachen verfügbar, 15 Fremdsprachen können erlernt werden.

Online-Sprachprogramme sind gefragt

Vor allem seit der Coronakrise sind Online-Sprachprogramme gefragt. Babbel machte im letzten Jahr 147 Millionen Euro Umsatz und kam von Januar bis Juni auf 83 Millionen Euro, ein Plus von 18 Prozent. Unter dem Strich schrieb das Unternehmen 2020 aber einen Verlust von 23,6 Millionen Euro, wie aus dem Börsenprospekt hervorgeht.

Beim Börsengang wollten auch die Firmengründer und einige der früheren Babbel-Investoren Kasse machen. Die Firmengründer Markus Witte und Lorenz Heine sind mit je 13 Prozent bisher die größten Anteilseigner; sie wollten ihre Beteiligung mit dem Börsengang auf jeweils 9,4 Prozent abschmelzen. Nun schien den Beteiligten die Unsicherheit an den Börsen doch zu groß.

Der Deutsche Aktienindex (Dax) hat sich nach einem Kursrutsch zwar wieder stabilisiert, doch die Sorgen vor einer Ausweitung der Krise des chinesischen Immobilienkonzerns Evergrande, die weltweit die Börsen belasten, bleiben. Babbel geht beim Börsengang offenbar lieber auf Nummer sicher: aufgeschoben ist nicht aufgehoben.