Die Spezialfirma Keller beginnt am Montag mit der Sanierung der restlichen Erdwärmebohrungen. Dazu musste ein neuartiges Verfahren entwickelt werden.

Böblingen - Nächste Woche beginnt die Firma Keller damit, jene Erdwärmesonden abzudichten, deren Sanierung bisher gescheitert war. Dazu musste eigens ein Spezialverfahren entwickelt und erprobt werden (wir berichteten). Von Montag an wird das Unternehmen die Baustelle einrichten. Die eigentlichen Arbeiten im Untergrund beginnen einige Tage später. Dann werden die Anwohner zu einer Baustellenbesichtigung eingeladen.

 

17 fehlerhafte Bohrungen hatte die längst insolvente Firma Gungl niedergebracht. 13 davon sanierte Keller mit einem herkömmlichen Verfahren. Bei den restlichen vier scheiterten die Spezialisten, weil das breiartige Mineral Thaumasit das Abdichten der Bohrungen mit Beton verhinderte. Auch diese Probleme hat offenkundig Gungl verursacht. Thaumasit ist ein Abbauprodukt von Zement, der von Sulfat aufgelöst wurde. Die Sanierer sind überzeugt, dass Gungl entgegen der Vorschriften einen nicht sulfatbeständigen Zement verwendet hatte.

Das Thaumasit muss aus dem Untergrund entfernt werden, damit die Abdichtung der restlichen Bohrlöcher gelingt. Anderthalb Jahre lang tüftelten die Sanierer an ihrem neuartigen Spezialverfahren dafür. Die Erdwärme-Rohre werden mit einem Messer aufgeschlitzt und gespreizt, damit das Mineral in sie hineinfließt. Dann wird das Thaumasit mit Druckluft an die Erdoberfläche befördert. Bei Versuchen in einem Bergwerk war diese Methode erfolgreich. In der Praxis ist sie unerprobt.

In dem Gebiet, in dem die Bohrlöcher bereits saniert wurden, sind die Erdhebungen nahezu zum Stillstand gekommen. Die Allianz will beginnen, die Eigentümer beschädigter Häuser zu entschädigen. Rund um die vier verbleibenden Bohrungen hebt die Erde sich in unvermindertem Tempo. Insgesamt sind rund 200 Häuser von den Erdhebungen betroffen.