„Wir sitzen auf einer Zeitbombe“ und „was hier passiert, ist abenteuerlich“ – mit deutlichen Worten haben Bürger in Rudersberg (Rems-Murr-Kreis) bei der jüngsten Informationsveranstaltung kritisiert, dass Risse durch Erdwärmebohrungen an ihren Häusern zunehmen, aber schnelle Hilfe nicht zu erwarten ist. 2007 und 2008 wurden in einem Neubaugebiet am Rande des Teilorts Zumhof gut 20 Erdwärmesonden verlegt. Dabei wurde eine 26 Meter dicke Schicht von Anhydrit angebohrt, die seitdem durch Wasser aufquillt. An manchen Stellen ist der Boden um fast einen halben Meter nach oben gehoben worden.

 

Die Sanierung ist noch immer nicht abgeschlossen. Fachleute des Waiblinger Landratsamts rätseln, wie die Erdwärmesonden aus dem Boden gezogen werden können. Das alles erinnere ihn an Unfälle mit Atomkraftwerken und Ölplattformen, kritisierte ein Rudersberger Gemeinderat. Dort habe man der Öffentlichkeit auch vorgespiegelt, dass man „alles im Griff“ habe – und im Unglücksfall stelle sich heraus, „dass es kein Konzept gibt, um etwas gegen Havarien zu tun“.

Die juristische Klärung, wer die zahlreichen Schäden bezahlen soll, steht noch bevor. Die Reparatur der defekten Bohrungen kommt nur langsam voran. Besonders kompliziert ist es, die Erdwärmesonden zu bergen, die ebenfalls als Verursacher infrage kommen. Eine Spezialfirma führt laut Landratsamt zurzeit Versuche durch, das Füllmaterial mit Salzsäure aufzulösen, damit sich die Schläuche leichter herauslösen lassen. Das Verfahren soll im Frühjahr zum Einsatz kommen. Zudem seien Tiefbaufirmen dabei, ein Handschachtverfahren auszuarbeiten. Damit solle die Erdwärmesonde ausgegraben und abgedichtet werden. Das alles stelle, wie das Landratsamt betont, eine große Herausforderung dar, denn jede Art der Sanierung berge Risiken. Auf ein Datum, wann die Sanierung abgeschlossen sein könnte, will man sich dort zurzeit nicht festlegen.