Bei einer Attacke mit einer Autobombe auf UN-Blauhelme in Mali sind zwölf deutsche Soldaten verwundet worden. Es gibt drei Schwerverletzte. Der Einsatz in dem westafrikanischen Land stand bereits zuvor in der Kritik.

Berlin - Durch einen Selbstmordanschlag in Mali sind zwölf deutsche Soldaten und ein weiterer UN-Soldat zum Teil schwer verletzt worden. Die Attacke mit einer Autobombe gegen eine Patrouille ereignete sich am Freitagmorgen etwa 180 Kilometer nordöstlich der Stadt Gao. Die Soldaten sind im Rahmen der UN-Blauhelmmission Minusma zur Stabilisierung des westafrikanischen Krisenstaats im Einsatz. Zum Zeitpunkt des Anschlags hatten die Soldaten ein temporäres Camp nahe der Gemeinde Tarkint errichtet.

 

Drei Soldaten wurden nach Angaben von Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) schwer verletzt. „Zwei der Schwerverletzten sind in einem stabilen Zustand, ein dritter wird zur Stunde noch operiert“, sagte die Ministerin am späten Nachmittag. Die Verwundeten wurden demnach mit Hubschraubern von dem Ort des Anschlags nach Gao geflogen und dort von deutschen, französischen und chinesischen Medizinern behandelt.

In einem nächsten Schritt sollen die Verletzten so schnell wie möglich nach Deutschland ausgeflogen werden, sobald ihr Zustand dies zulässt. Ein Evakuierungsflugzeug vom Typ A400M werde dafür in der Nacht auf Samstag nach Gao fliegen, sagte Kramp-Karrenbauer.

Gefährlichster Auslandseinsatz

Die Bundeswehr unterstützt zwei Militärmissionen in Mali: Minusma soll das Land stabilisieren und den Friedensprozess zwischen verschiedenen Konfliktparteien unterstützen. Daran beteiligt sich Deutschland mit bis zu 1100 Soldaten, die meisten von ihnen sind im Camp Castor am Rande von Gao stationiert. Im Rahmen der EU-Ausbildungsmission EUTM Mali ist die Bundeswehr mit bis zu 600 Soldaten im Einsatz, um die Armee des fragilen Landes zu trainieren.

Der Einsatz in Mali gilt derzeit noch vor der bald endenden Präsenz in Afghanistan als der gefährlichste Auslandseinsatz der Bundeswehr. Der Wüstenstaat ist etwa dreieinhalb Mal so groß wie Deutschland und steht seit Jahren am Rande des Zusammenbruchs. Die Zentralregierung hat keine Kontrolle über das gesamte Staatsgebiet und wird von mehreren islamistischen Terrorgruppen bekämpft.

Nachdem in Mali kürzlich zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate das Militär putschte, gab es in Deutschland eine Diskussion über die weitere Präsenz der Bundeswehr. Nun stellten sich Fragen zu den Hintergründen des Anschlags, zu den Folgen für die militärische Situation und „möglicherweise“ auch für die Mission, sagte Kramp-Karrenbauer. Damit müsse man sich in den kommenden Tagen befassen. „Heute ist der Tag, an dem wir bei den verletzten Kameraden sind, bei ihren Familien.“ Sie werde, „sobald das die Situation vor Ort zulässt“, selbst mit dem Einsatzkontingent in Mali reden, kündigte die Ministerin an.

Linke kritisiert Militärpräsenz in Mali

„Der Anschlag erinnert uns daran, dass jeder Bundeswehreinsatz mit hohen Risiken für unsere Soldatinnen und Soldaten verbunden ist“, erklärte die Vizevorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Gabriela Heinrich am Freitag. „Gleichwohl ist die UN-Mission Minusma ein wichtiger Einsatz zur Stabilisierung Malis, das in den letzten Jahren und Monaten nicht zur Ruhe kommt.“ Die Linken-Politikerin Christine Buchholz hingegen kritisierte den Einsatz: „Die Sicherheitslage in Mali hat sich mit der Ausweitung der internationalen Militärpräsenz verschlechtert.“