„Wir haben keine Gäste, sondern Fans!“ So erklärt Yasemin Dogan von der kurdischen Gründerfamilie den Erfolg von Bona’me. Stuttgart ist die siebte Stadt der Gastrokette. Mit Promis wie Cassandra Steen und Kevin Kurányi wird am Mittwochabend Eröffnung gefeiert.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Döner steht nicht auf der Karte des Restaurants Bona’me, das sich zwischen Lifestyle und Tradition ansiedelt. Nein, die Familie Dogan will „gehobene Küche“ aus dem Orient servieren – und Döner sei doch Streetfood. Im früheren Vapiano an der Schlossstraße haben am Mittwochabend knapp 400 Gäste, darunter Promis wie Sängerin Cassandra Steen, die früheren Fußballprofis Kevin Kurányi und Timo Hildebrand sowie der deutsch-marokkanische Schauspieler und Musiker Yonii, bei einer „Influencer-Party“ Pide, Köfte, Meze, Makarna und andere frische Köstlichkeiten genossen. Dazu legte DJ Anrey auf.

 

Fast die gesamte Großfamilie Dogan ist aus Köln und Frankfurt zum Feiern nach Stuttgart gereist, einschließlich Kinder und Schwiegermütter. „Bei uns fliegen regelmäßig die Fetzen“, gesteht Yasmine Dogan, die sich als „Nummer drei“ vorstellt (sie ist die Drittgeborene der Dogans), „aber wir halten wie eine Eins zusammen.“ Die Leidenschaft für gutes Essen und für Gastfreundschaft verbinde sie mit ihren drei Geschwistern sowie die fünf Kinder der nächsten Generation, die bereits mit im Unternehmen arbeiten.

Bona’me expandiert bis nach Amsterdam

Yasmine Dogan hat Politik studiert – und ist dort gelandet, „wo man besonders viel Politik“ macht, also in der Gastronomie. Bona’me heißt „unser Haus“ auf Kurdisch. Wie im Wohnzimmer von Freunden soll man sich in den Restaurants mit diesem Namen fühlen. Vor 13 Jahren hat die Familie Dogan im Kölner Rheinauhafen ihr erstes Restaurant eröffnet, das auf die Vielfalt des Orients setzt. „70 Prozent unserer Gäste sind Deutsche“, sagt die „Nummer drei“. Die Expansion sei eigentlich nicht das Ziel gewesen. „Aber man hat uns dazu gedrängt“, erklärt Yasmine Dogan, „ob es Gäste waren oder Lieferanten.“ Vor wenigen Tagen war Eröffnung in Düsseldorf. Nach Stuttgart folgt Frankfurt. Auch nach Amsterdam wird Bona’me expandieren.

Im Restaurant wird digital bestellt

Die Dogans wollen den digitalen Fortschritt nutzen, um ihre Gäste schnell bedienen zu können. Am Eingang ihres Restaurants Bona’me erhält man eine Chipkarte, auf der Gerichte und Getränke verbucht werden, die man an offenen Showküchen dann über einen Bildschirm bestellt. Worte müssen nicht gewechselt werden. Dort zieht man sich ein Rufgerät, das man zur Bestellung einscannt, und kann entweder beim Kochen zuschauen oder zurück an den Platz gehen. Wenn’s vibriert, ist das Essen fertig, und man holt es sich ab. Vorteil des Selbstbedienungsrestaurants ist, sagt Yasmine Dogan, dass Mitarbeiter in der offenen Küche eingestellt werden können, auch wenn nur wenig Deutsch können. In der Gastronomie ist das Problem noch immer sehr groß, Personal zu finden.

„Wir sind eine klassische Migrantenfamilie“

Die Restaurants sind mit orientalischen Elementen dekoriert. An den Wänden hängen Bilder der Familie Dogan. „Wir wollen zeigen, wo wir herkommen“, unterstreicht Yasemin Dogan. Die Familie sei eine „klassische Migrantenfamilie“. In den 1960ern kam der Vater aus Anatolien zum Arbeiten nach Deutschland. Er habe es „nicht immer leicht gehabt“, aber die Kinder sind „sehr dankbar für unser Leben in Deutschland.“ Ihre kurdischen Wurzeln verleugnen die Dogans nicht. Aber auch türkische Gerichte gibt’s bei ihnen. Bei den Zutaten setzen sie überwiegend auf regionale Erzeugung.

„Wir stehen dafür, dass alle Menschen in Frieden zusammenleben“, sagt Hüseyin Dogan. Jeder wisse, dass Liebe durch den Magen geht – dies gelte auch für die deutsch-türkisch-kurdische Freundschaft. Ein bisschen ist’s, als feiere eine große Familie bei der Eröffnung am Mittwochabend. Der Zusammenhalt der Dogans steckt an. Phil Hagebölling, Manuel Ellwanger und Miguel Pinto von der Innovations Heroes GmbH haben eine Stuttgart-typische Vielfalt an Bloggern, Medienvertretern, Promis und Influencern eingeladen. Statt Geschenken bitten die Gastgeber um Spenden für die Stuttgarter Hilfsorganisation Stelp, deren Vereinsvorsitzender Serkan Eren eine Box am Eingang aufgestellt hat.

Die Dogans sind sehr angetan von der guten Stimmung ihrer Gäste. „Stuttgart steht für Offenheit“, lobt Hüseyin Dogan. Die Stadt sei also ganz genau richtig für eine internationale Küche.