Der Zoll ermittelt beim Abbruch des Nordflügels Verstöße wie Schwarzarbeit und illegale Beschäftigungsverhältnisse.

Stuttgart - Nicht nur die Gegner des Projekts Stuttgart 21, auch die Beamten des Hauptzollamts interessieren sich für die Abbrucharbeiten am Nordflügel des Hauptbahnhofs: Gestern haben Zollbeamte eine Razzia auf der Baustelle durchgeführt, um Schwarzarbeit und illegale Beschäftigungsverhältnisse aufzudecken. Elf Personen wurden bei Abbrucharbeiten angetroffen und von den 30 Zöllnern kontrolliert; bei neun gab es Unregelmäßigkeiten.

Bei zwei Männern besteht laut Zoll der dringende Verdacht der Scheinselbstständigkeit. Zwei Firmen sollen zudem illegal Arbeitnehmer überlassen haben, ohne die notwendige Verleiherlaubnis zu haben. Vier Arbeiter der Verleihfirma waren vor Beginn der Arbeitsaufnahme nicht bei der Sozialversicherung angemeldet worden.

Drei Abbrucharbeiter gaben bei der Befragung an, Arbeitslosengeld II zu beziehen. Die Zöllner müssen jetzt prüfen, ob den Sozialkassen gemeldet wurde, dass die Männer eine Beschäftigung aufgenommen haben. Zwei Arbeiter wurden unter dem im Baugewerbe gültigen Mindestlohn bezahlt.

Auch sechs Arbeitnehmer der Sicherheitsfirmen, die im Rahmen des Bauprojekts am Stuttgarter Hauptbahnhof tätig sind, wurden überprüft. Einer von ihnen hatte keine Anmeldung zur Sozialversicherung. Ein anderer Wachmann übte laut Zoll die Tätigkeit ohne den erforderlichen Sachkundenachweis aus.

"Die Quote der Beanstandungen ist auffällig hoch", erklärte Thomas Böhme, der Pressesprecher des Hauptzollamts Stuttgart. Daraus dürfe aber kein Rückschluss auf das gesamte Projekt Stuttgart 21 gezogen werden. Die Bahn erklärte, sie werde den beauftragten Firmen gegenüber entsprechende rechtliche Schritte einleiten, wenn sich der Verdacht der illegalen Beschäftigung bestätige. Mit dem Abbruch ist das Unternehmen Wolff & Müller beauftragt, das die Arbeiten weitervergeben hat. Der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Werner Wölfle, kommentierte, schon bei den Vorarbeiten von Stuttgart 21 zeige sich "das wahre Gesicht des Jobwunders".