Konzernchef Christian Sewing sieht sich zu einer Klarstellung gezwungen: Die Finanzstärke des Geldhauses stehe außer Frage. Immerhin lobt die Ratingagentur S&P die Umbaupläne des neuen Vorstandsvorsitzenden – der Aktienkurs erholt sich ein wenig von seiner jüngsten Talfahrt.

Korrespondenten: Barbara Schäder (bsa)

Frankfurt - Ein wenig Frust schwingt mit in der jüngsten Mitteilung von Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing. „Liebe Kolleginnen und Kollegen, die vergangenen Jahre waren hart, und viele von Ihnen haben die schlechten Nachrichten satt. Mir geht es genauso“, schrieb der 48-Jährige am Freitagmorgen in einem Offenen Brief an seine Mitarbeiter. Eine Stunde zuvor hatte die mächtige Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) der Deutschen Bank die bisherige Bonitätsnote „A-“ entzogen und das Rating auf BBB+ gesenkt. Auf der Notenskala der Ratingagentur entspricht das nur noch einem Befriedigend. Die Herabstufung war ein weiterer Tiefschlag, nachdem Medienberichte über Probleme der US-Töchter der Bank deren Aktienkurs am Donnerstag auf ein Allzeittief gedrückt hatten.

 

Sewing sah sich angesichts der Hiobsbotschaften gezwungen, auf die in den vergangenen Jahren gestärkten Sicherheitspuffer der Bank hinzuweisen: „Auf Konzernebene steht unsere Finanzstärke außer Frage.“ Eigentlich sollte das größte deutsche Geldhaus derartige Einlassungen nicht nötig haben. Doch vorerst scheint dem Bankchef die Gratwanderung gelungen zu sein, mit seiner Reaktion nicht noch mehr Panik hervorzurufen: Die Deutsche-Bank-Aktie legte am Freitag wieder zu und zählte zu den größten Gewinnern im Deutschen Aktienindex Dax.

Dabei half wohl die Einigung auf eine neue Regierung in Italien, die auch anderen Finanztiteln Kursgewinne bescherte. Hinzu kam, dass S&P die Herabstufung der Deutschen Bank mit Lob für Sewings Umbaupläne kombinierte: Zwar komme die Umstrukturierung im Vergleich mit wichtigen Wettbewerbern zu spät. Die Ankündigungen des erst Anfang April angetretenen neuen Vorstandsvorsitzenden wiesen aber in die richtige Richtung: Der Vorstand habe „eine logische Strategie vorgeschlagen, um die Bank mittel- bis langfristig zu einer solideren und nachhaltigeren Profitabilität zu führen“ , schrieb die Ratingagentur. Erfolge dürften sich allerdings frühestens 2019 „und vollständig erst 2021“ einstellen. Bis dahin werde die Deutsche Bank wohl weiter der Konkurrenz hinterherhinken. Zudem sei die Strategie mit „bedeutenden Umsetzungsrisiken“ behaftet.

Probleme in den USA

„Wir müssen liefern- und zwar schnell und konsequent“, erklärte Bankchef Sewing dazu. „Wir werden beweisen, dass wir eine andere Bewertung an den Finanzmärkten verdient haben.“ Diese Einschätzung begründete der Bankchef unter anderem damit, dass die am Donnerstag vom „Wall Street Journal“ vermeldeten Probleme mit der amerikanischen Bankenaufsicht schon seit einem Jahr bekannt seien. Man habe auf die Kritik der US-Notenbank Federal Reserve an den internen Kontrollen reagiert. „Wir sind zwar noch nicht da, wo wir sein wollen, aber kommen allmählich dahin“, sagte Sewing.

Das „Wall Street Journal“ hatte berichtet, die Federal Reserve stufe drei Tochtergesellschaften der Deutschen Bank in den Vereinigten Staaten als „Problemfall“ ein. Sewing verwies in diesem Zusammenhang auf mehrere 2017 verhängte Bußgelder, mit denen Defizite im Kampf gegen Geldwäsche und bei Devisengeschäften geahndet wurden.

Der Vorstandschef hat bereits angekündigt, das Investmentbanking in den USA deutlich zu verkleinern. Weltweit sollen bei der Deutschen Bank von derzeit 97 000 Vollzeitstellen bis Ende 2019 weniger als 90 000 übrig bleiben. Wie viele Mitarbeiter in Deutschland von dem Stellenabbau betroffen sein werden, ist noch unklar. Sicher ist aber, dass die Zusammenlegung von Privat- und Firmenkundengeschäft der Deutschen Bank und der Postbank Arbeitsplätze kosten wird.