Der Präsident der baden-württembergischen Ärztekammer, Wolfgang Miller, geht fest davon aus, dass die teils langen Wartezeiten auf einen Corona-Impftermin nur temporär sind.

Stuttgart - In vielen Arztpraxen ist das Telefon dauerbelegt. Booster-Termine gibt es oft erst in etlichen Wochen. Und einige Mediziner haben aus Kapazitätsgründen noch gar nicht mit Auffrischungsimpfungen angefangen haben – sie sind vor allem mit der Grippeimpfung beschäftigt. All dies ist dieser Tage im Land gang und gäbe. Die Coronalage spitzt sich zu, aber viele Praxen kommen nicht hinterher. So stellen sich 70-Jährige und Ältere in die Warteschlangen der mobilen Impfteams oder suchen sich einen neuen Arzt, um so schnell wie möglich einen Coronapiks zu erhalten.

 

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Miller impft auch selbst in seiner Facharztpraxis in Echterdingen

Wolfgang Miller, Präsident der baden-württembergischen Ärztekammer, hält es trotz der Probleme für richtig, auf die Impfkapazitäten in den Praxen zu setzen. „Ich bin relativ sicher, dass der Stau bald wieder verschwunden ist“, das werde sich regeln. „Noch vor zwei Wochen wurde der Impfstoff wie Sauerbier angeboten“, sagt Miller, die Warnstufe motiviere viele, sich nun doch impfen zu lassen. Unglücklicherweise seien die Praxen momentan durch die Grippewelle zusätzlich belastet. Auch Miller selbst, Unfallchirurg in Echterdingen, bietet Impfungen an. „Dort erleben wir regelmäßig, dass Leute mit Termin nicht kommen“, sagt er.

Johannes Fechner ärgert sich über die Politiker

Johannes Fechner, der stellvertretende Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung, sieht die Schuld für das Chaos bei den Politikern und ihrem Appell an alle, sich eine Booster-Impfung abzuholen. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt die Auffrischung bisher nur für Risikogruppen und Menschen über 70. „Ich bin sicher, wenn wir uns alle mit Verstand und Rücksicht an die Empfehlung der Stiko halten, werden die Arztpraxen gemeinsam mit den mobilen Impfteams des Landes in der Lage sein, die Menschen schnell und unaufgeregt zu impfen.“ Im Übrigen impften die Arztpraxen zurzeit mehr als 100 000 Menschen pro Woche.