Mit diesem Coup haben nicht einmal Karla Borger und Britta Büthe selbst gerechnet. Als erstes deutsches und europäisches Beach-Team bei den Damen zogen die Stuttgarterinnen in ein WM-Finale ein. Ihren spanischen Trainer fanden die WM-Neulinge nur per Zufall.

Stare Jablonki - Mit diesem Coup haben nicht einmal Karla Borger und Britta Büthe selbst gerechnet. Als erstes deutsches und europäisches Beach-Team bei den Damen zogen die Stuttgarterinnen in ein WM-Finale ein.

 

„Wirklich? Krass! Cool!“ Karla Borger konnte es nicht fassen. Gemeinsam mit ihrer Partnerin Britta Büthe schaffte es die 24 Jahre alte Stuttgarterin nicht nur überraschend ins Endspiel der Beachvolleyball-Weltmeisterschaft. Die beiden WM-Debütantinnen schrieben auch Beach-Geschichte: Sie holten die erste WM-Medaille der deutschen Frauen und sind zugleich das erste europäische Damen-Team in einem WM- oder Olympia-Finale. „Unglaublich. Wir hatten keinen Druck und konnten locker aufspielen“, sagte die 25-jährige Büthe nach dem Halbfinal-Krimi gegen die USA.

Die Aufsteigerinnen der Saison

Mit einem fast perfekten ersten Satz und einer Energieleistung im zweiten Durchgang nach Drei-Punkte-Rückstand setzten sich Borger/Büthe im polnischen Stare Jablonki gegen die an Rang drei gesetzten US-Amerikanerinnen April Ross und Whitney Pavlik mit 2:0 (21:15, 21:19) durch. Die Stuttgarterinnen waren vor dem WM-Turnier auf Rang 17 eingestuft worden. „Ich habe versucht, klaren Kopf zu behalten“, schilderte die Sportsoldatin Borger die Aufholjagd.

Bisher haben die deutschen Aufsteigerinnen der Saison alle sechs WM-Spiele gewonnen. Im Finale, das für Samstagabend (18.00 Uhr) angesetzt wurde, treffen Borger/Büthe auf Chen Xue/Xi Zhang aus China. 45 000 Dollar (35 000 Euro) Preisgeld haben beide schon sicher. „Wir hatten keinen festen Rückflug gebucht, irgendwie war das ein Zeichen“, meinte Borger. Seit 2010 bildet sie mit Büthe ein Team.

Die Beste der Welt düpiert

Aber erst seit dieser Saison treten Borger/Büthe, die seit November des Vorjahres vom spanischen Trainer Guillermo Hernandez gecoacht werden, als eines von drei deutschen Frauen-Nationalteams an. Jeweils Rang fünf bei der EM und den nationalen Meisterschaften im Vorjahr sowie ein vierter Platz auf der Welttour in Rom waren vor dem WM-Finale ihre besten Platzierungen.

Die Verbindung zum neuen Coach kam eher zufällig zustande. Hernandez war mit seiner argentinischen Frau Silvana Olivera, die beim Volleyball-Bundesligisten MTV Stuttgart in der Halle spielt, nach Schwaben gekommen. Bundestrainer Jörg Ahmann, olympischer Bronzemedaillen-Gewinner von 2000 in Sydney, hatte Borger und Büthe lange im Jugendbereich gefördert und den Tipp Hernandez gegeben: Jetzt konnte der Spanier schon jubeln: „Das ist eine Riesenüberraschung. Karla und Britta haben ihre Stärken genutzt.“

Vor allem, wie das Duo durch eine Schwächephase von Büthe kam und mit einem spektakulären letzten Punktgewinn die derzeit wohl perfekteste Beachvolleyballerin der Welt, April Ross, düpierte, sorgte für Erstaunen bei den 5000 Zuschauern auf dem Centre Court. „Karla hat genau die richtige Ansprache gefunden. Das ist unsere Stärke, dass jeder genau weiß, was der andere braucht“, betonte Büthe. „Das hat viel mit Teamspirit zu tun“, sagte Borger zur neuen Erfolgsgeschichte im deutschen Beachvolleyball.