Die Oper „Boris“ verlangt viel von allen Beteiligten – auch vom Publikum, denn Werk und Inszenierung sind hochkomplex.

Manteldesk: Mirko Weber (miw)

Stuttgart - Bei der Einführungsveranstaltung zu „Boris“, der Verzahnung von Mussorgskis Urfassung seiner Oper „Boris Godunow“ von 1869 und der neuen Komposition „Secondhand-Zeit“ von Sergej Newski, stehen zwei Dramaturgen nebeneinander (und man sollte da auf jeden Fall hingehen!). Der Produktionsdramaturg, Miron Hakenbeck, sagt, das Werk sei „komplex“. Der Chefdramaturg, Ingo Gerlach, sagt, es sei sogar „sehr komplex“. Und das ist alles noch stark untertrieben, denn in der Regie von Paul-Georg Dittrich und seinem Team wird das Stuttgarter Große Haus mit der Geschichte und Geschichten von Verlust, Vertreibung, Verrücktheit und Vereinsamung auf unterschiedlichen Ebenen und von verschiedenen Perspektiven aus gesehen auf eine Art und Weise in Szene gesetzt, die es so auch noch nicht gegeben hat. Das verlangt viel von allen Beteiligten, vor allem vom Zuschauer und Hörer, der sich aus Übergängen, Schichtmodellen und Projektionen dann aber doch analog durchläutern kann, denn es gibt, unter anderen, den überragenden Boris von Adam Palka. Reichlich Buhs und doch respektvoller Beifall in der Staatsoper. Morgen mehr.