Bis zuletzt klammerte sich Johnson an die Macht fest. Doch nun ist der konservative Politiker offenbar am Ende seiner Karriere angelangt. Noch am Donnerstag wird mit dem Rücktritt gerechnet.

Der britische Premierminister Boris Johnson will Medienberichten zufolge von seinem Amt als Parteichef der britischen Konservativen zurücktreten. Er wäre damit in Kürze auch sein Amt als Regierungschef los, wie die BBC am Donnerstag unter Berufung auf Regierungskreise berichtete. Der Regierungssitz 10 Downing Street erklärte, Johnson wolle sich noch am Donnerstag an die Nation wenden.

 

Johnson war in den vergangenen Tagen massiv unter Druck geraten. Mehrere Kabinettsmitglieder waren zurückgetreten. Zuletzt hatte ihn sogar der erst am Dienstag ins Amt berufene Finanzminister Nadhim Zahawi zum Rücktritt aufgefordert.

Affäre um Johnsons Parteikollegen Chris Pincher

Noch am Abend zuvor hatte ein enger Johnson-Vertrauter verkündet, der Premier werde nicht aufgeben. „Der Premierminister ist in einer optimistischen Stimmung und wird weiterkämpfen“, sagte Johnsons parlamentarische Assistent James Duddridge dem Sender Sky News. Johnson habe bei der vergangenen Parlamentswahl das Mandat von 14 Millionen Wählern bekommen und „so viel zu tun für das Land“.

Doch am Donnerstag drehte sich der Wind. Johnson wolle noch bis zur Wahl eines Nachfolgers als Regierungschef im Amt bleiben, berichtete der Nachrichtensender Sky News unter Berufung auf Regierungskreise.

Ausgelöst wurde die jüngste Regierungskrise in Westminster durch eine Affäre um Johnsons Parteikollegen Chris Pincher, dem sexuelle Belästigung vorgeworfen wird. Zuvor war herausgekommen, dass Johnson von den Anschuldigungen gegen Pincher wusste, bevor er ihn in ein wichtiges Fraktionsamt hievte. Das hatte sein Sprecher zuvor jedoch mehrmals abgestritten.