Sie hätten ihrem Trainer so gerne den DFB-Pokal zum Abschied geschenkt. Doch die Spieler von Borussia Dortmund und Jürgen Klopp stehen nach dem verlorenen Finale am Ende mit leeren Händen da.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Berlin - Nachdem längst klar war, dass das Sonntagsfahrverbot für Lastwagen am Dortmunder Borsigplatz auch an diesem Wochenende eingehalten werden würde, da wusste Jürgen Klopp nicht mehr, wie er sich verhalten sollte. Sollte er seine Gefühle von der Leine lassen, die Tränen nicht länger unterdrücken? Immerhin stellt der Abschied nach sieben unter dem Strich ja überaus erfolgreichen Jahren bei seinem Herzensclub Borussia Dortmund, diesem „einfach nur geilen Club“, eine tiefe Zäsur für den 47-jährigen Tausendsassa dar. Oder überwog bei ihm etwa der Frust über den verpatzten letzten Akt, dieses mit 1:3 klar verlorene Pokalfinale, durch das es den Abgang mit Tusch vor den Hunderttausend Fans rund um den Borsigplatz nicht geben wird? Immerhin versicherte Klopp, dass „ich inzwischen auch Erfahrung mit Niederlagen habe und das verarbeiten kann. Es braucht nur etwas Zeit“.

 

Als das 318. Pflichtspiel des Chefcoachs für den BVB abgepfiffen war, da hatte Jürgen Klopp zunächst die Einsamkeit gesucht. Um ein wenig Ordnung in sein Gefühlschaos zu bringen, schlenderte der „Kloppo“ auf dem Rasen des Olympiastadions allein in Richtung der Kurve mit dem Marathontor, wo auf den Tribünen alles nur ein Farbenmeer in Schwarz und Gelb war. Er winkte verhalten hinauf zu seinem Publikum, das seinen „Jürgen Klopp, Jürgen Klopp!“ zwar begeistert, aber nicht frenetisch feierte. Der Trainer zog vor der BVB-Fangemeinde nicht den Hut, in seinem Fall ist dies eine gelbe Mütze, obwohl ihm vermutlich danach war. Die große Pose ließ Klopp aber diesmal lieber aus. „Ich spüre langsam, wie der Abschiedsschmerz kommt. Und das tut total weh“, sagte er.

Der Kampf mit den Tränen

Später in der Nacht, bei seiner wirklich letzten Rede im Berliner „Kraftwerk“ vor der Mannschaft und einem erlesenen Publikum, da hatte Klopp oben auf dem Podium für jeden ersichtlich mit den Tränen zu kämpfen. Erst stockte die Stimme, ehe er sagte: „Es ist nicht wichtig, wie du einen Menschen findest, wenn er kommt, sondern wenn wer geht.“

Im vorerst letzten Spiel seiner BVB-Ära hatte der Coach zuvor vor allem bei der Auswahl des Torhüters wenig Glück gehabt: Auch im Pokalfinale hatte Klopp seine langjährige Nummer eins, Roman Weidenfeller, auf der Bank gelassen. An dessen Stelle spielte wieder Mitchell Langerak – und machte entscheidende Fehler. Zunächst ließ der Australier einen zwar harten, aber mäßig platzierten Freistoß von Naldo (Klopp: „Der hat einen Schuss wie ein Gaul“) nach vorne abprallen, sodass Luiz Gustavo zum 1:1 abstaubte. Beim zweiten VfL-Tor durch De Bruyne kam der Ball zwar platziert – doch bei Gegentreffern in die kurze Ecke hat ein Torhüter selten alles richtig gemacht. „Es lag nicht an der Torwartleistung“, sagte Klopp dennoch, denn er weiß längst, wann man sich als Trainer schützend vor das Personal zu stellen hat.

Und Kehl ist auch noch weg

Vor Spieler also, die wie ihr Chef „diesen extremen Wunsch“ verspürten, mit dem Pokalsieg das Ende ihre sportliche Liaison feierlich zu begießen. „Wenn man sich etwas so sehr wünscht, und es dann nicht erreicht, ist das extrem hart“, sagte Klopp, während gerade die alten Hasen im Team wie der Pole Jakub Blaszczykowski traurig waren, „dass es uns nicht gelungen ist, dem Trainer mit einem Titel einen tollen Abschied zu bereiten“. Wie für den Chef war das Spiel auch für Sebastian Kehl das letzte einer Ära. Nach 14 Spielzeiten im BVB-Dress beendet der Sechser und langjährige Kapitän seine Karriere. „So ein Finale ist eben kein Wunschkonzert“, befand Kehl.

Zum Abschied gab es immerhin eine Umarmung vom Trainer. „Ich habe jedem Einzelnen Danke gesagt“, erzählte Jürgen Klopp nach dem verpassten großen Finale: „Und es fiel mir verdammt schwer, die Jungs loszulassen.“