Der VfB muss zum Auftakt der Fußball-Bundesliga am Sonntag (17.30 Uhr) zu Borussia Mönchengladbach. Die Borussia setzt auf Tempofußball – und steht nach dem 3:2 in Sarajevo vor dem Einzug in die Europa League.

Mönchengladbach - Es ist eine sehr umkämpfte Tabellenregion, in der sich Borussia Mönchengladbach gerne etablieren würde, das weiß auch Max Eberl. Deshalb reagiert er eher zurückhaltend, wenn man ihn nach den Zielen für die neue Saison fragt: „Wir wollen erneut einen einstelligen Tabellenplatz erreichen“, sagt der Sportdirektor. In jenem brisanten Gefilde hinter den vier Großclubs aus München, Dortmund, Schalke und Leverkusen herrschte in den vergangenen Jahren jede Menge Fluktuation. Freiburg, Frankfurt, Mainz, Mönchengladbach, Hannover, Wolfsburg, 1899 Hoffenheim oder auch der Auftaktgegner am Sonntag (17.30 Uhr), der VfB Stuttgart, pendelten zwischen Europa-League-Ambitionen und Abstiegskampf hin und her, das große Ziel der Borussia ist nun, diesem Los endgültig zu entkommen.

 

Und im Moment scheint es, als sei von den genannten Clubs allenfalls der reiche VfL Wolfsburg diesem Ziel näher als die Borussia. Zum zweiten Mal binnen drei Jahren nehmen die Gladbacher an einem europäischen Wettbewerb teil, am Donnerstag Abend gewannen sie das Play-off-Hinspiel zum Einzug in die Europa League bei FK Sarajevo mit 3:2 (2:1). Zudem erreichten sie in der Liga zum dritten Mal in Folge einen einstelligen Tabellenplatz, so viel Konstanz auf hohem Niveau gab es am Niederrhein seit den 1980er Jahren nicht.

Den Kern des Erfolgsrezepts hat Eberl im diesem Sommer sehr präzise in Worte gefasst. „Wir versuchen, eine Nische für Spieler zu bedienen, die bei den Topclubs im Augenblick noch keinen Stammplatz bekommen würden, dies aber als Ziel haben“, sagt er. Der Weltmeister Christoph Kramer gehört ebenso in diese Spielerkategorie wie die Stürmer Max Kruse und Raffael oder Neuzugang André Hahn vom FC Augsburg und der Belgier Thorgen Hazard, der vom FC Chelsea ausgeliehen wurde.

Eberl hat zuletzt seine Wunschspieler bekommen

Solche hochveranlagten Fußballer werden neben der Aussicht auf viel Einsatzzeit mit einem Argument an die niederländische Grenze gelockt, das den zweiten Kernpunkt der Rezeptur darstellt und das kein Club mit ähnlichen finanziellen Voraussetzungen vorzuweisen hat: Konstanz und Kompetenz auf der Trainerposition. „Wir können auf einen Trainer verweisen, der dafür bekannt ist, dass er Spieler immer noch besser machen kann“, sagt Eberl. Deshalb haben sie in den vergangenen Transferperioden immer wieder genau ihre Wunschspieler bekommen, und der gefeierte Trainer feilt nicht nur an den individuellen Fortschritten seiner Fußballer, sondern auch an der Art und Weise, mit der die Mannschaft spielt.

Im Sommer stand das Thema Tempo im Mittelpunkt, der Ballbesitzfußball der Vorsaison soll im Grundsatz unverändert bleiben, aber etwas schneller werden. Und diese Idee prägt auch die Transfers. Der Vertrag des oft genialen, aber eben nicht besonders flinken Juan Arango wurde nicht verlängert, verpflichtet wurden dafür unter anderem die Sprinter Ibrahima Traore vom VfB Stuttgart, Hahn, Hazard und Fabian Johnson von der TSG 1899 Hoffenheim. Mit ihnen soll es möglich werden, rasanter umzuschalten und den Gegner aggressiver am Spielaufbau zu hindern.

Yann Sommer ersetzt den Torhüter Marc-André ter Stegen

Einen Spielertyp haben sie allerdings noch nicht finden können: Favre wünscht sich einen spielstarken Strafraumstürmer, hält den Kader aber für so stark, dass keine Eile geboten ist. Die Ruhe, mit der diese Personalie bearbeitet und vielleicht auch auf die Winterpause verschoben wird, zeigt, in welch komfortabler Lage die Borussia sich inzwischen befindet. Der Kader ist auch so stark besetzt, unfreiwillig haben sie nur Marc-André ter Stegen (an den FC Barcelona) abgegeben, und dieser Verlust wurde durch den Schweizer Nationaltorhüter Yann Sommer kompensiert.

In der Hinterhand hat Favre zudem einige Eigengewächse wie den 18-Jährigen Mittelfeldspieler Mahmoud Dahoud. Vor allem aber sind viele Spieler, wie etwa Branimir Hrgota, der in Sarajevo zwei Treffer erzielte und gegen Stuttgart den verletzten Max Kruse ersetzen wird, gereift. Die Ambitionen bleiben dennoch bescheiden. Favre möchte „die „guten Leistungen der vorigen Saison bestätigen“, wobei genau das die Kunst zu sein scheint – dort, in der Region zwischen Rang fünf und zehn.