Bei Borussia Mönchengladbach legen die Stuttgarter zwar einen ordentlichen Auftritt hin und kommen nach einem frühen Rückstand zurück. Am Ende geht nach der 1:3-Niederlage das lange Warten auf den ersten Auswärtssieg im Jahr 2022 weiter.

Sport: David Scheu (dsc)

Fünfzehn Spiele in Folge hatte der VfB Stuttgart auswärts in der Bundesliga nicht mehr gewonnen, am Freitag kam das 16. hinzu. Nach der 1:3(1:2)-Niederlage bei Borussia Mönchengladbach bleibt die Mannschaft von Trainer Michael Wimmer im Jahr 2022 in der Fremde sieglos und tief im Tabellenkeller stecken. „Wir haben kein schlechtes Spiel gemacht“, meinte Mittelfeldmann Chris Führich. „Unser Trainer hält uns positiv. Deshalb lassen wir uns von der Niederlage nicht unterkriegen.“ Wimmer ergänzte: „Gegen Augsburg war auch nicht alles Gold, was glänzt. Genauso war heute nicht alles schlecht.“

 

Im Vergleich zum vorangegangenen 2:1-Erfolg gegen den FCA hatte der VfB-Coach seine Mannschaft auf drei Positionen umgestellt. Hiroki Ito und Dan-Axel Zagadou fielen grippebedingt aus, Pascal Stenzel rückte neu in die Abwehr. Überraschend musste Silas Katompa zunächst mit der Bank vorlieb nehmen. Für ihn durfte Tiago Tomas von Beginn an ran. Die Schwächen der Stuttgarter waren damit aber nicht behoben.

Alles war wie immer – und begann mit einem frühen Gegentor. Wie gegen Augsburg dauerte es nur vier Minuten, ehe Florian Müller den ersten Ball aus seinem Tor holen durfte. Wataru Endo schaute Alassane Plea beim Flanken nur zu, Borna Sosa und Naouirou Ahamada konnten den heranrauschenden Jonas Hofmann nicht aufhalten – 0:1.

Acht Gegentreffer in der Anfangsphase sind absoluter Negativrekord

Da war er wieder, der obligatorische frühe Rückstand. Bereits zum achten Mal kassierten die Weiß-Roten einen Gegentreffer in der Anfangsviertelstunde – absoluter Negativrekord in der Liga. Dabei hatten sie sich ja so viel vorgenommen. Von Beginn an hellwach sein, mutig gegen den Ball, dem Gegner keine Räume bieten und so weiter. Nichts davon bekam die Mannschaft vor 53 178 Zuschauern im Borussia-Park in den Anfangsminuten auf den Platz. „Wir waren nicht gut im Spiel“, kritisierte Abwehrspieler Waldemar Anton. „Solche Anfangsphasen müssen wir dringend abstellen.“ Am besten schon am Dienstag (20.30 Uhr) gegen Hertha BSC.

Immer wieder sah man den Stuttgarter Coach Wimmer in seinem Kapuzen-Pulli wild an der Seitenlinie gestikulieren. Erst nach einer guten Viertelstunde nahm der Schwabenexpress Fahrt auf. Nach vorne sah das dann nett aus, durch Tomas (11.) und Konstantinos Mavropanos (24.) kam der VfB auch zu Abschlüssen. Und viel fehlte nicht, um früh von einer Überzahl zu profitieren. Doch nach Studium der Fernsehbilder entschied Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck, den Armschwinger von Ramy Bensebaini gegen Anton nur mit Gelb zu sanktionieren.

Kaum im Spiel, folgt der nächste Nackenschlag

Der VfB war im Spiel – und kassierte den nächsten Nackenschlag. Die Borussia zeigte, was sie spielerisch drauf hat: Über sieben Stationen landete der Ball bei Marcus Thuram, der zum 2:0 einnetzte (25.). 0:2 nach einer knappen halben Stunde. Sollte es dem VfB ähnlich schlecht ergehen wie vor zwei Wochen beim 0:5 gegen die Dortmunder Borussia? Nein – weil die Gäste in einem sehr offensiv ausgelegten 4-4-2-System nicht aufsteckten und durch Tiago Tomas zurückschlugen. 35. Minute: Ein Zuspiel von Sosa nahm der Portugiese perfekt an, drehte sich blitzschnell um die eigene Achse und schloss gekonnt ins lange Eck ab.

„Chancen hatten wir genug“

Die Fohlen gerieten nach drei Pflichtspielniederlagen in Folge nach dem Anschlusstreffer ein wenig aus dem Tritt, der VfB wurde bis zur Pause immer stärker. Neben Tomas sorgten vor allem Sosa und Chris Führich über links für Gefahr, jene Seite, über die der VfB 40 Prozent seiner Saisontore vorbereitet hat. Allein: Es fehlte an der Effizienz. „Chancen hatten wir genug“, analysierte Waldemar Anton. „Leider haben wir sie nicht genutzt.“

Nach der Pause probierte es die Wimmer-Elf mit der Augsburg-Taktik: Lange abwarten, spät zuschlagen. Doch irgendwie wollte es nicht klappen mit der Schlussoffensive. Der VfB kam nur noch selten gefährlich vor das Gladbacher Tor. Die beste Chance zum Ausgleich vergab Serhou Guirassy (82.). Dafür verwandelte Joker Patrick Herrmann in der Nachspielzeit einen Konter zum finalen 3:1. Das war’s für den VfB, der mal wieder mit leeren Händen nach Hause fuhr.