Die Pumpenherstellung wird verlagert, aber für den Standort Bietigheim soll es neue Arbeiten geben. Zudem können Beschäftigte in andere Bosch-Werke wechseln.

Wirtschaft: Ulrich Schreyer (ey)

Stuttgart - Die IG Metall und die Geschäftsführung von Bosch Automotive Steering haben im Streit um den Abzug der Pumpenfertigung aus Bietigheim-Bissingen eine Einigung erzielt. Danach soll die Herstellung hydraulischer Pumpen für Nutzfahrzeuge nach Berlin verlagert werden. Betriebsbedingte Kündigungen soll es in Bietigheim-Bissingen wenigstens bis zum Jahr 2021 aber dennoch nicht geben. Der jetzt erzielte Kompromiss sei das Höchste, was habe erreicht werden können, sagte der Erste Bevollmächtigte der IG Metall in Ludwigsburg, Konrad Ott. Geschäftsführer Christian Sobottka meinte, mit der Einigung habe der Standort nun eine „langfristige Perspektive“. Die Mitglieder der IG Metall in der Belegschaft von Bosch Automotive Steering müssen die Einigung allerdings noch gut heißen. Dafür wurde eine Abstimmung vereinbart, die von der Gewerkschaft bis zum 27. April durchgeführt werden soll.

 

Wie von der Geschäftsführung geplant, soll die Herstellung von Pumpen künftig im Werk Berlin konzentriert werden. Das dortige Werk könne im Vergleich zu Bietigheim deutlich günstiger produzieren. Zudem entfielen doppelte Kosten für die Infrastruktur. Die Bündelung leiste auch einen Beitrag dazu, die Pumpenfertigung überhaupt in Deutschland halten zu können, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens.

Möglichkeit zum Wechsel an andere Bosch-Standorte

Bosch Automotive Steering bietet zwischen 150 und 170 Mitarbeitern an, in den Vorruhestand oder in Altersteilzeit zu gehen. Zudem soll es auch freiwillige Aufhebungsverträge geben. Auch das Unternehmen betont in seiner Mitteilung, betriebsbedingte Kündigungen in Bietigheim seien nicht vorgesehen. Für 120 bis 130 Mitarbeiter soll es die Möglichkeit geben, an andere Standorte von Bosch zu wechseln, so etwa nach Stuttgart Feuerbach. Dies sei nur möglich, weil Bosch in der Region stark verwurzelt sei, erklärte Sobottka.

Wie bisher sollen in Bietigheim auch künftig Komponenten für die Elektrolenkung gefertigt werden. Im Zuge der Diskussion um die Verlagerung der Herstellung hydraulischer Pumpen war auch befürchtet worden, dass langfristig auch diese Komponentenherstellung auslaufen könnte. In diesem Bereich sollen 150 bis 200 Mitarbeiter beschäftigt werden. Elektrische Lenkungen werden zunehmend eingesetzt, die Nachfrage nach Pumpen für hydraulische Lenkungen geht dagegen schon seit Jahren zurück.

Neue Arbeitsgebiete für Bietigheim

In Bietigheim will Bosch Automotive Steering zudem Arbeitsplätze für 80 Entwickler im Bereich des automatisierten Fahrens ansiedeln. Neu aufgebaut wird in Bietigheim das Nachseriengeschäft für elektrische Lenkungen für Personenwagen. Dabei handelt es sich um Reparatur, Wartung oder Austausch von Lenkungen. Da in Personenwagen seit etwa zehn Jahren Elektrolenkungen eingebaut würden, nehme das Nachseriengeschäft nun deutlich zu, schreibt das Unternehmen. Bietigheim solle von diesem wachsenden Markt profitieren, sagte Sobottka.

Nach Berechnungen der IG Metall werden an dem Standort etwa 300 der heute noch 480 Arbeitsplätze erhalten bleiben. Dies entspreche ziemlich exakt der Zahl der Beschäftigten, die derzeit noch in der Herstellung von Hydraulikpumpen tätig sind. Ott hätte sich für Bietigheim allerdings den Erhalt von mehr als 300 Arbeitsplätzen gewünscht. Als positiv wertete der Erste Bevollmächtigte der IG Metall aber, dass der Standort mit Komponenten für Elektrolenkungen, dem Nachseriengeschäft und dem automatisierten Fahren nun „drei Standbeine“ habe. Nach Ansicht von Ott haben die Beschäftigten mit ihren Protesten wesentlich zu dem jetzt erreichten Kompromiss beigetragen.

Nicht kommentieren wollte Bosch Automotive Steering Gerüchte, wonach das Unternehmen mit Sitz in Schwäbisch Gmünd einen wichtigen Auftrag verloren haben soll. Dabei soll es sich dem Vernehmen nach um einen Auftrag von BMW handeln. Dieser Auftrag betreffe aber nicht das Werk in Schwäbisch Gmünd, sagt eine Sprecherin des Unternehmens.