Wer kein Abo des Streamingdienstes Amazon Prime hat, kann jetzt auch im linearen Fernsehen den Mordermittlungen des Detectives Harry Bosch von der Los Angeles Polizei folgen.

Titelverantwortliche Redakteurin Stuttgarter Nachrichten: Veronika Kanzler (kan)

Stuttgart - Eines der lästigen Phänomene des Streamingzeitalters: Viele interessante Serien liegen hinter Bezahlschranken. Selbst wer einen der Anbieter abonniert hat, stößt immer wieder auf Empfehlungen, die ihm nichts nutzen – die jeweilige Serie läuft bei einem anderen der vielen Dienste.

 

Zwischen Stereotypen und Neuem

So werden viele Krimi-Freunde schon gehört haben, „Bosch“ sei eine der besten Genre-Serien der vergangenen Jahre. Sehen konnten die aber nur Abonnenten von Amazon Prime. Das wird jetzt anders: Von diesem Samstag an wird „Bosch“ von Kabel Eins ausgestrahlt. Zwar findet man auch in dieser Serie um den Cop Hieronymus „Harry“ Bosch (gespielt von Titus Welliver) bekannte Muster. Die Hauptfigur ist ein alter weißer Mann, der sich hart präsentiert. Natürlich ist er geschieden, fängt gerne mit einer jüngeren Kollegin eine Beziehung an, trinkt Whiskey und raucht. Dennoch ist dieser eher altmodische Ermittler, dem seine Eltern offenbar nach dem berühmten holländischen Maler benannt haben, vielschichtig. Der Zuschauer erhält tiefere Einblicke in sein Seelenleben, beispielsweise in dramatische Kindheitserinnerungen. Boschs Mutter, eine Prostituierte, wurde umgebracht, als er elf Jahre alt war. Das alles mag vertraut klingen, aber es wird hier sehr gut erzählt.

Bloß nicht das Intro übersehen

Überhaupt steht bei dieser Serie meist das Privatleben des Ermittlers im Mittelpunkt, was wie die ebenfalls starken Nebenfiguren der Serie gut tut. Außer durch die beruflichen Fehden – und den wunderschönen Blick von Boschs Haus auf die Skyline von Los Angeles – überzeugt diese Serie durch nachhaltigen und langfristigen Storyaufbau. Statt in jeder Folge einen neuen Täter zu jagen, wird in jeder Staffel nur ein Fall – in der ersten geht es um den Fund von Kinderknochen – zu Ende ermittelt. Die Geschichte lässt sich Zeit und wird sehr vielschichtig aufgebaut.

Bei „Bosch“ überzeugt allerdings nicht nur die Handlung. Hier packt einen auch die Gestaltung. Sogar das Intro ist viel zu sehenswert, als dass man es einfach überspringen sollte. Dabei kommt es gerade mal mit einem Effekt aus: Alles wird gespiegelt. Dass dieser visuelle Trick außerdem immer wieder Bezug auf die Story nimmt, bemerkt der Zuschauer erst nach einigen Folgen.

Bosch: Serienstart am Samstag, 4. Juli, um 23.15 Uhr mit einer Doppelfolge