Boschs neues Abgassystem für Dieselfahrzeuge ist bei EU-Politikern auf großes Interesse gestoßen. Brüssel will demnächst darüber entscheiden, ob die CO2-Grenzwerte weitere reduziert werden.

Korrespondenten: Markus Grabitz (mgr)

Stuttgart/Brüssel - Der Vorstoß von Bosch, mit einer technischen Neuentwicklung des Abgassystems das Stickoxid-Problem bei Dieselfahrzeugen zu lösen, ist in Brüssel aufmerksam zur Kenntnis genommen worden. Die Ankündigung aus Stuttgart, mit dem neuen System den Stickoxid-Ausstoß auch im Realbetrieb auf der Straße weit unter aktuellen und künftigen Grenzwerten zu halten, erreicht die EU-Ebene zu einem sensiblen Zeitpunkt: In den nächsten Wochen fällt die Entscheidung, wie der Ausstoß von CO2 bis 2030 weiter begrenzt werden soll.

 

Die Kommission, die den Verbrauch von Autos zwischen 2021 und 2030 noch einmal um 30 Prozent drücken will, beobachtet aufmerksam den Markt. Einzelne technische Entwicklungen werden aber von ihr nicht kommentiert. Ein Sprecher der Kommission wies jedoch ausdrücklich darauf hin, dass die EU-Gesetzgebung „technologieneutral“ ist. Und weiter: „Unser Gesetzesvorschlag hat zum Ziel, die Innovationsbereitschaft der europäischen Hersteller zu fördern und ihnen zu helfen, emissionsarme Fahrzeuge auf den Markt zu bringen.“ Das heißt: Die Kommission hält sich zurück, hat sich nicht auf alternative Antriebe als Königsweg festgelegt, auch saubere Dieseltechnologie ist damit also willkommen.

„Bosch zeigt, dass der Diesel eine Zukunft hat“

Deutlicher wird der Umweltexperte der Union im Europaparlament, Jens Gieseke. „Bosch zeigt, dass der Diesel eine Zukunft hat“, sagt der Abgeordnete gegenüber unserer Zeitung. Der Selbstzünder sei ein „Spieler, mit dem man weiter rechnen muss“. Beim Klimaschutz stelle der Diesel wegen des geringeren Verbrauchs schon länger seine Vorzüge unter Beweis. „Und wenn die Industrie nun zeigt, dass sie auch das Stickoxid-Problem souverän lösen kann, dann ist das eine gute Nachricht“, so Gieseke weiter. Die Diesel-Nachricht von Bosch unterstreiche, dass die Diskussion ideologiefrei und technologieoffen geführt werden müsse. „Was zählt, ist das beste Ergebnis für Verbraucher und Umwelt.“ Verhaltener reagierte der SPD-Verkehrsexperte Ismail Ertug.

„Es wäre ja erfreulich, wenn die Industrie tatsächlich dazu in der Lage wäre, das Stickoxid-Problem zu lösen“, sagte Ertug. Er sei aber bei Ankündigungen seitens der Industrie skeptisch geworden. „Ich hoffe, dass sich unsere Industrie mit ihrem andauernden Bekenntnis zur Dieseltechnologie nicht in die Tasche lügt und am Ende wirklich liefern kann.“ Selbst wenn Bosch halte, was der Konzern verspricht, sieht er die Überlebenschancen der Dieseltechnologie skeptisch: „Wenn die ganze Welt um uns herum auf alternative Antriebe setzt, wird es für uns schwer sein, wenn wir mit einem technisch anspruchsvollen Diesel am Ende ganz allein dastehen.“