In drei Arbeitsgruppen diskutieren etwa 40 Bürger ihre Anregungen und Vorschläge für die zukünftige Gestaltung des Bosch-Areals. Sie fließen in den Ausschreibungstext für die vier ausgesuchten Planungsbüros ein.

Rutesheim - Wir wollen alles!“ Die gesamte Runde lacht. Die knapp 40 Rutesheimer Bürger wissen natürlich, dass das ein Ding der Unmöglichkeit ist, aber die gute Laune ist ein Zeichen für den gelungenen Nachmittag. Viel Interessantes, konstruktive Vorschläge und mutige Visionen sind zur Sprache gekommen.

 

Die Stadt hatte interessierte Bürger dazu eingeladen, in drei thematischen Arbeitsgruppen Anregungen und Vorschläge für die Zukunft des fast 2,5 Hektar großen Bosch-Geländes zu machen. Dieses wird Ende 2019 frei, weil Bosch die Produktion nach Feuerbach verlegt und den Standort schließt. Deshalb soll das Grundstück in ein Wohngebiet umgewandelt werden. Für die Moderation der Bürgerbeteiligung hatte die Stadt die Wüstenrot Haus- und Städtebau mit ins Boot geholt.

„Zu dem großen Bedauern, dass Bosch nach mehr als sechs Jahrzehnten Rutesheim verlässt, gesellt sich nun die Chance, dass mitten in der Stadt eine erhebliche Fläche frei wird, auf der Wohnnungen entstehen können“, sagt Bürgermeisterin Susanne Widmaier. Das habe die Stadt ganz dringend notwendig. Widmaier spricht sogar von Wohnungsnot angesichts der Tatsache, dass sich für die 19 Bauplätze im neuen Gebiet Schelmenäcker/Pfuhlweg aktuell 650 Interessenten gemeldet haben.

„Kein sozialer Wohnungsbau“

Auf dem Bosch-Areal müssten Geschosswohnungen Vorrang haben. „Wichtig ist, dass bezahlbarer Wohnraum geschaffen wird, aber explizit kein sozialer Wohnungsbau“, sagt die Rathauschefin. „Keine von den Bürgern in den drei Gruppen eingebrachte Idee geht verloren, aber ich kann nicht versprechen, dass jeder Vorschlag übernommen werden kann“, stellt sie klar.

Mitreden werde auch die „Woge“, die Wohnungsbaugesellschaft von Bosch. Zudem werden vier erfahrene Fachbüros nach den Vorgaben der Auslobung, in die auch die Anregungen und Visionen aus der Bürgerbeteiligung einfließen, das Gebiet überplanen, erläuterte Susanne Widmaier. Doch das letzte Wort werde der Gemeinderat haben, wenn er dann im kommenden Jahr dem Plan seinen Segen gibt.

Dass es einen ausgewogenen Mix an Eigentum und Mietwohnungen geben muss, waren sich die 20 Teilnehmer der Gruppe Wohnformen/Zielgruppen einig. Ferner hieß es: Geschossbau ja, aber nicht zu hoch und auf keinen Fall sollten hier frei stehende Einfamilienhäuser entstehen. Bei den Wohnformen sollten alle Größen berücksichtigt werden und für jeden Geldbeutel etwas dabei sein. Nachdenken sollte man auch über Bauherren-Gemeinschaften und Häuser für mehrere Generationen, lautet das Fazit der Arbeitsgruppe. Vorgeschlagen wurde auch, das Pförtnerhaus als Treffpunkt oder Café zu erhalten.

Das Gebiet baucht einen Namen

„Lambda-Sonde sollte das Gebiet nicht unbedingt heißen“, scherzte ein Teilnehmer  der  Gruppe  Freiraum/Identität/Mobilität „aber trotzdem einen Bezug zu Bosch haben.“ Offen, durchgängig und ohne Angsträume sollte das Wohngebiet gestaltet werden, aber nicht als Stadt in der Stadt. Gewünscht wird ein Gebiet der schnellen Wege, mit hoher Aufenthaltsqualität sein. Ein angestrebtes Ziel sei, die Autos unterirdisch abzustellen. Eine interessante Erkenntnis war in der zehnköpfigen Gruppe, dass es künftig darum gehen müsse, auch mal zu teilen und nicht selbst alles zu besitzen.

Sparen bereits beim Bauen, Sonnenenergie und Regenwasser zu nutzen, eine zentrale Energieversorgung einzurichten, verbunden mit einer gesunden Belichtung, aber auch Beschattung, waren nur einige Anregungen aus der Gruppe Energie/Klimaschutz/Smart City. Das seien Voraussetzungen für ein gesundes Wohlfühlklima. Fazit: Die Bewohner untereinander zu vernetzen sei das Wichtigste. Das mache letztendlich das Konzept Smart City aus.