Bosch-Chef Volkmar Denner hat die Debatte um das Ende des Verbrenners für beendet erklärt. Doch einige wichtige Fragen sind dabei immer noch ungeklärt. Beim Thema Nachrüstung etwa nur auf die Hersteller zu verweisen ist zu wenig, meint Anne Guhlich.

Chefredaktion: Anne Guhlich (agu)

Stuttgart - Bosch traut sich beim Thema Diesel wieder aus der Deckung. Nachdem der Konzern seit Beginn des Skandals um manipulierte Abgaswerte in der Defensive war, gehen die Verantwortlichen nun mit ungewöhnlich vollmundigen Versprechen an die Öffentlichkeit: ein neues Dieselantriebssystem, das schon heute die Stickoxid-Grenzwerte von morgen unterbietet. Und weil die Menschen misstrauisch werden, wenn sie Geschichten über die Einhaltung von Grenzwerten hören, hat Bosch schon Wochen vor der Vorstellung der neuen Technologie Journalisten zu Testfahrten geladen, damit sie sich mit eigenen Augen davon überzeugen können, dass das Antriebssystem tatsächlich unter den Grenzwerten von 2020 bleibt – und zwar auf der Straße, nicht nur im Labor.

 

Und so wirkt die Jahrespressekonferenz des Konzerns dieses Jahr weniger wie die Gelegenheit zur Bilanzvorlage als vielmehr wie eine fein orchestrierte Show zur Vermarktung des Diesels, von dem allein bei Bosch 50 000 Jobs abhängen. Sie gipfelt darin, dass der Bosch-Chef Volkmar Denner die Debatte über das Ende des Verbrennungsmotors für beendet erklärt.

Bosch steht im Zentrum des Abgasskandals

Doch Denner wäre nicht der Erste, der darüber stolpert, das Ende einer Debatte zu verkünden, bevor sie wirklich vorbei ist. Einige drängende Fragen sind immer noch ungeklärt. Das neue Antriebssystem wird frühestens in zwei Jahren in Fahrzeugen auf der Straße zu finden sein. Fahrverbote für alte Autos drohen aber bereits ab Januar 2019. Was passiert mit den überkommenen Fahrzeugen – egal ob sie Diesel oder Benzin tanken? Bei der Frage, wie verbraucherfreundliche Nachrüstungen aussehen könnten, verweist Denner konsequent auf die Autohersteller. Das ist zu wenig. Und wirkliches Vertrauen werden die Kunden Bosch ohnehin erst wieder schenken, wenn auch die Rolle des Konzerns im Skandal um manipulierte Abgaswerte geklärt ist.

Zur Erinnerung: Bosch steht im Zentrum des Skandals, weil der Konzern an praktisch jeden Hersteller, der im Verdacht steht, geschummelt zu haben, die Software zur Motorsteuerung geliefert hat.

Niemand hat je wirklich an der Kunstfertigkeit der Bosch-Ingenieure gezweifelt. Insofern ist ihnen auch der nun kommunizierte Durchbruch beim Diesel zuzutrauen. Schwer zu vermitteln aber ist, warum die Techniker ihre geballte Kompetenz nicht gleich in saubere Lösungen gesteckt haben, anstatt sich beim Abgasskandal in einen Strudel aus Lug und Betrug hineinziehen zu lassen.