Die Deutschen haben keine Scheu vor Kollege Roboter. Einer Umfrage zu Folge würde jeder Zweite mit einem Roboter zusammenarbeiten.

Wirtschaft: Imelda Flaig (imf)

Stuttgart/Renningen - Jeder zweite Deutsche kann sich vorstellen, mit Robotern zusammenzuarbeiten, wenn diese beispielsweise dem Menschen Routineaufgaben abnehmen. Dies zeigt eine Umfrage von Bosch und dem Marktforschungsinstitut Innofact. Ein weites Feld dafür ist die vernetzte Fertigung: In der smarten Fabrik werden Mensch und Maschine als intelligente Mannschaft zusammenarbeiten – der Roboter nimmt dem Menschen anstrengende oder gefährliche Aufgaben ab.

 

Global betrachtet arbeiten im Schnitt 85 Roboter pro 10 000 Mitarbeiter in der Fertigungsindustrie, wie aus der Statistik der International Federation of Robotics (IFR), also dem Herstellerverband, hervorgeht. Die Roboterdichte ist in Europa mit 106 dichter als in Amerika (91) und in Asien (75). Im vergangnen Jahr wurden weltweit 381 000 Roboter ausgeliefert, das entspricht einem Plus von 30 Prozent und damit einem Rekordhoch. Der Verkaufswert erreichte ebenfalls einen Höchststand mit 16,2 Milliarden Dollar (rund 14,2 Milliarden Euro). Unterm Strich hat sich der weltweite Umsatz mit Industrierobotern in den letzten fünf Jahren verdoppelt. Die meisten Roboter kommen in der Automobilindustrie zum Einsatz – mit einem Anteil von 33 Prozent am Gesamtangebot im vergangenen Jahr.

Roboter nutzen Künstliche Intelligenz

Ob zuhause, im Straßenverkehr oder im Job – künstliche Intelligenz (KI) wird die Welt verändern und ist längst nicht mehr nur Zukunftsmusik. Smartphones etwa verfügen schon heute über intelligente Sprachassistenten und in der Medizin wird KI zur Diagnose eingesetzt. „Je stärker intelligente Systeme den Alltag prägen, desto wichtiger ist es, den Menschen den Nutzen aufzuzeigen und so für Akzeptanz dieser wichtigen Technologie zu sorgen“, sagt Bosch-Geschäftsführer Michael Bolle. Der Großteil der Deutschen (85 Prozent) hat allerdings kein klares Bild davon, wo KI heute schon eingesetzt wird, wie die Umfrage von Bosch und dem Marktforschungsinstitut Innofact ergab.

Befragt wurden bundesweit 1022 Personen im Alter von 18 bis 69 Jahren. Zwei Drittel der Befragten sehen aber im Einsatz von künstlicher Intelligenz in den Bereichen Fertigung und Mobilität einen großen Nutzen. Bernhard Schöllkopf, Direktor am Max-Planck-Institut für intelligente Systeme in Tübingen, beschreibt, dass sich mit Künstlicher Intelligenz Probleme lösen lassen, für die Menschen keine explizite Lösung programmieren könnten. So würden Gesetzmäßigkeiten entdeckt, die Menschen nicht finden würden.

Maschinen lernen

Maschinelles Lernen heißt das Zauberwort. Beispiel ISS: Ein Bosch-Sensorsystem (SoundSee) wird bei Wartungsarbeiten auf der Raumstation helfen. Es zeichnet Geräusche auf und „hört quasi“, ob einzelne Komponenten repariert oder ersetzt werden müssen. Ein autonomer Mini-Roboter schwebt dabei frei durch die ISS. „Maschinen wie zum Beispiel Motoren und Pumpen machen charakteristische Geräusche“, sagt Samarjit Das, Grundlagenforscher und SoundSee-Projektleiter von Bosch in Nordamerika. Die Raummission ist für Mai 2019 geplant.

50 000 Euro Preisgeld für junge Forscher

Um bestehende Kompetenzen im Bereich KI auszubauen, hat Bosch Anfang 2017 das Bosch Center of Artificial Intelligence (BCAI) gegründet. Schwerpunkt ist, nach welchen Regeln Maschinen lernen und welche Schlüsse sie daraus ziehen. Für Bosch-Chef Volkmar Denner ist KI eine Schlüsseltechnologie, um Produkte in intelligente Assistenten zu verwandeln – egal ob im Auto oder im Haushalt. Um junge Forscher in diesem Bereich zu fördern, will Bosch 2019 erstmals den mit 50 000 Euro dotierten AI Young Researcher Award ausschreiben. „Wir forschen an Künstlicher Intelligenz, die sicher, robust und nachvollziehbar ist“, sagt Bosch-Forschungschef Thomas Kropf. KI werde die Fähigkeiten des Menschen ergänzen.