Die Band The Bosshoss hat in der Stuttgarter Schleyerhalle gastiert. Die Show hat dem Publikum Spaß gemacht. Der Sound war aber nicht gut.

Kultur: Jan Ulrich Welke (juw)

Stuttgart - Allzu viele deutsche Countrybands, die mühelos Stuttgarts größte Konzertarena füllen, gibt es bekanntlich nicht. Daher überrascht am Freitagabend der erste Blick in das weite Rund der Schleyerhalle: Die Hütte ist gerammelt voll, zehntausend Besucher sind gekommen, um The Bosshoss zu sehen. Aber die Berliner Truppe rund um den früheren Reklamegrafiker und jetzigen Bandmitvorsteher Sascha Vollmer weiß nun einmal, wie man die Werbetrommel rührt. Für einen Eiskremhersteller haben sie ja schon mal einen Song gecovert, wirkten bereits segensreich in der Jury von „The Voice of Germany“ mit, zudem sind sie aktuell zweifach für den überaus renommierten Musikpreis Echo nominiert.

 

Aber Scherz beiseite. Ihr im Herbst erschienenes letztes Album landete auf Platz Eins der deutschen Albumcharts, und beim deutschen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest lieferten sie neulich (die StZ berichtete) – wohlweislich nicht als Kandidaten angereist, sondern zu Gast als Pausenfüller – den besten Beitrag des gesamten Abends ab.

„Jolene“ hieß der Song, eine schon viel nießgebrauchte Coverversion des alten Gassenhauers der Countrysängerin Dolly Parton. Er kommt, gegen Mitte des Konzerts, auch in der Schleyerhalle. Eigentlich handelt es sich beim wunderbaren „Jolene“ um einen eher traurigen Song des Inhalts, dass eine Frau fürchtet, ihren Mann von Jolene ausgespannt zu bekommen; aber Spaß muss – und darf – sein, weswegen sich der Song in jener launig gestimmten Ausspann namens Schleyerhalle gut in das Repertoire des Abends fügt.

Country ist ein weites Feld

Denn Country ist, von Truck Stop bis Johnny Cash, ein weites Feld, und The Bosshoss beackert jene Krume des fröhlichen Crossovers mit der Rockmusik nebst Tijuana-Bläsersätzen. Heiter weiter geht es also im Verlauf des Abends, selbstredend wird der größte Bandhit „Don’t gimme that“ ebenso gegeben wie die aktuelle Single „Dos Bros“ vom gleichnamigen aktuellen und kommerziell sehr erfolgreichen Album. Die Band feiert ein arglos-ausgelassenes Programm in der Schleyerhalle, das Publikum lässt sich gerne auf die schwer ausgereizten Mitmachposen ein, und warum denn auch nicht.

Was allerdings bleibt, ist der offenbar unausrottbare Irrglaube, dass sich Dynamik durch Schalldruck vermitteln ließe. Grotesk laut ist der Sound in der Schleyerhalle ausgesteuert, und zu seiner Ehrenrettung lässt sich leider auch nicht anführen, dass er besonders exzellent austariert wäre. Ganz im Gegenteil hören wir zu viel von allem: zu dröhnenden Tiefbass, zu spitze Höhen, zu schneidende Mitten. Aber sei’s drum: alle Beteiligten hatten ihren Spaß. Manchmal will man ja eigentlich auch nichts mehr oder weniger als das.