Im Binnendelta des Okawango in Botswana erleben die Gäste regenbogenbunte Vögel und hechelnde Raubtiere, die nachts durch das Zeltcamp streifen.

Borro - Ralf hat wieder Dung fotografiert. „Wildkatze“, sagt der Badener mit Kennerblick unter seinem Safarihut und zeigt sein Kamera-Display. Die nussähnlichen Giraffenköttel hat er längst im Kasten, auch Impala und Nashorn. Für die kugelrunden, erdigen Hinterlassenschaften der Elefanten braucht der 51-Jährige Marketingprofi wenig später nicht mal sein Teleobjektiv.

 

In Botswana bieten sich ständig Motive für Ralfs geplante Foto-Collage. Schließlich gilt das Land als Top-Destination für Safari-Touristen im südlichen Afrika, auch solche mit herkömmlichen Foto-Interessen. Aus den Bergen Angolas kommend bewässert der mächtige Okawango im Nordwesten Botswanas einen riesigen Garten Eden von über 18 000 Quadratkilometern Fläche. Mit Galeitsiwe Dimbo kommen auch Ralf und seine Frau Manuela aus Bühl diesem Naturwunder zum Greifen nah. „Aber nicht die Arme rausstrecken“, sagt der 38-Jährige aus dem Bayei-Dorf Borro, eine staubige Autostunde von der Distrikt-Hauptstadt Maun entfernt. Hier gebe es Nilkrokodile und Flusspferde.

Dimbo versteht sein Geschäft

Und der schwankende Fieberglas-Einbaum, den er mit Ralf und Manuela nun ins Wasser schiebt, ist nicht kentersicher. Dimbo versteht sein Geschäft. Mit einer Holzstange stochert er das Mokoro, so nennt man hier die langen Einbäume, über den Borro-Fluss an Inseln vorbei in flache, dicht bewachsene Schilfkanäle. Links auf dem Ast weist er auf einen regenbogenbunten Vogel, eine Gabelracke. Weiter hinten stakst ein Klaffschnabel durchs Schilf. Galeitsiwe Dimbo hat einen Buschmann zum Vater und kennt alle Tiere des Deltas sogar mit deutschem Namen.

Dass die deutschen Besucher seinen Namen hingegen nicht über die Lippen bringen, stört ihn wenig. Man möge ihn „Galaxy“ nennen wie das Samsung-Handy, mit dem man hier draußen allerdings keinen Empfang hat. Alle Touristenführer haben sich Spitznamen gegeben, heißen „Human“, „Chekker“ oder „Tomato“. Für Heiterkeit sorgen besonders die Zwillingsschwestern „Me“ und „Me too“.

Achten solle man auch auf die Wasserlilien, sagt Galaxy. Nicht wegen der hübschen weißen Blüten. Eine Frau in der Nähe fischt deren Wurzeln kundig aus dem Wasser. Geschält und zwei, drei Stunden mit Tilapia, Wels oder Sardinen aus dem Delta gekocht, schmeckten sie vorzüglich. Und ihre Blätter lassen sich zu luftigen Hüten formen. Auf einem Spaziergang über eine Insel zeigt Galaxy später, wie man sich in diesem aquatischen Labyrinth zurechtfindet. Termitenhügel weisen den Weg.

Ralf macht begeistert ein Extra-Bild

Als Schutz gegen die seltenen, aber heftigen Regengüsse sind sie stets nach Westen geneigt. Die gekochten Wurzeln von wildem Salbei helfen gegen Durchfall, die Fächerpalme liefert einen Schnaps, der selbst Elefanten beschwipst. Apropos Elefanten. Deren Dungkugeln helfen mit einem Stück Kohle zum Glimmen gebracht in der Dämmerung gegen Moskitos, sagt Galaxy und hält ein stattliches Exemplar in die Luft. Ralf macht begeistert ein Extra-Bild. Tags drauf geht es dann noch weiter hinein in die Wildnis.

Im sehr ursprünglichen Moremi-Wildreservat und im Savuti-Sumpf im Norden des Deltas, er gehört zum Chobe Nationalpark, kann man mit Geländewagen auf die Pirsch gehen. Ein Büffel mit großem Loch im Bauch, umkreist von zwei Dutzend Geiern, führt schnell auf die Spur eines Löwenrudels, das mit hechelnder Zunge im Schatten eines Akaziengestrüpps verdaut. „Captain“, der Fahrer, übersieht, vom Jagdtrieb gepackt, einen flachen Termitenbau und rollt fast auf Sprunglänge an die Raubkatzengruppe hinein. Dabei reißt ein Loch in die Benzinleitung. Hechelnd strecken die Löwen ihre Zungen raus. Mit dem Paketband einer Mitreisenden - erstaunlich, was manche Leute im Gepäck haben - flickt er das Leck.

Später, in einem Zeltcamp ohne Zaun, kriegt Ralf auf seinem Feldbett kein Auge zu. Ein Löwe habe nachts vor seinem Zelt gebrüllt, erzählt er beim Frühstück. Den Reißverschluss des Eingangs vor der Morgendämmerung wieder zu öffnen, hat Captain den Besuchern untersagt. Am Abend zeigt er warum. Das Licht seines großen Scheinwerfers streift die roten Augen einiger Hyänen, die im Schutz der Dunkelheit ums Lager streifen. Auch eine Leopardenspur ist zu sehen - und Löwen lagern häufig in der Nähe.

Infos zu Botswana

Anreise
Flug über Johannesburg nach Maun bzw. Victoria Falls. Die schnellsten Verbindungen bietet South African Airways. Kosten Hin-/Rückflug 1000 bis 1200 Euro, www.flysaa.com

Unterkunft
Das Khwai River Bedouin Camp von Jenman Safaris in der Nähe des Moremi-Reservats verfügt über geräumige Zwei-Personen-Zelte mit Bad/WC und Vollpension. Kosten: vier Tage Pauschalpaket ab / bis Maun ab 1050 Euro, www.jenmansafaris.com

Stilvolle Entspannung am Fluss verspricht die Thamalakane River Lodge bei Maun, DZ ab 150 Euro, www.thamalakane.com

Veranstalter: ADAC-Reisen bietet die vorgestellte Route als Flugpauschalreise an: 15 Tage/ 12 Nächte ab/bis Frankfurt oder München im DZ ab 2349 Euro, www.adacreisen.de

Allgemeine Informationen
Botswana Tourism Organisation Deutsche Repräsentanz, Karl-Marx-Allee 91A, 10243 Berlin, Tel. 030 / 42 02 84 64, www.botswanatourism.de

Was Sie tun und lassen sollten
Auf jeden Fall geröstete Mopane-Würmer probieren, eine Pirschfahrt durch das Moremi Wildreservat unternehmen, im Delta einen Fährtenleser zu Fuß begleiten.

Auf keinen Fall nachts in offenen Camps unbegleitet herumlaufen, und auch kein Leitungswasser trinken.