Mit dem Jahreswechsel ist Schluss. Annemarie Huber schließt nach Jahrzehnten das Bowlingcenter in Stuttgart-Möhringen. Für die örtliche Bowling-Gemeinschaft ist das ein Problem.

Möhringen - Annemarie Huber nimmt schon seit Tagen und Wochen Abschied. Am 30. Dezember wird die Inhaberin des Bowlingcenters in Möhringen ihre Anlage schließen. Für immer. Und das nach Jahrzehnten. 1980 hatte ihr späterer Mann den Betrieb im Lautlinger Weg eröffnet, und sie hatte direkt in der Küche und hinter der Theke angefangen. Seit dem Tod des Mannes 2008 schmeißt sie den Laden allein, Unterstützung erhält Annemarie Huber von Aushilfskräften.

 

Sechs Tage die Woche ist regulär geöffnet, sonntags auf Zuruf. Die Abende sind lang. „Manchmal mache ich schon um 22.30 Uhr zu, manchmal geht es bis 1 Uhr“, sagt sie. Die Lautstärke aber, die könne sie so nicht mehr aushalten. Im nächsten Jahr wird die Chefin 70. Und mit ihr ist auch das Bowlingcenter mit den acht Bahnen gealtert. „Alles ist im Stil der 80er. Wenn man da was macht, dann wird’s nicht billig“, sagt die Seniorin.

Die 30 Mitglieder der BG Möhringen müssen umziehen

Daher hat sie den Entschluss gefasst zu verkaufen. Annemarie Huber schwebt vor, dass jemand das Geschäft übernimmt, renoviert und weiterführt. Sie sei bereits in Gesprächen. „Der Laden muss verjüngt werden“, findet sie. Zwar sei der Kegelsport bei Jugendlichen nicht mehr so beliebt, bekennt sie, aber mit Familien, Betriebsgruppen oder Vereinen sei doch täglich etwas los. Einige Stammgäste kämen seit Beginn. Darunter: die Mitglieder der Bowling-Gemeinschaft Möhringen (BG).

Der Verein wurde ein Jahr nach der Eröffnung des Centers gegründet und lässt seither dort die Bälle rollen. Die etwa 30 Mitglieder trainieren donnerstags mehrere Stunden auf ihrer Hausbahn. Nun aber müssen sie umdisponieren. Als Ausweichquartier hat Oliver Klein, der Vorsitzende, für die Zeit ab Januar eine Anlage in Böblingen ausgemacht. Da die Fahrt dorthin aber aufwendig ist, wurden die Trainingszeiten vorverlegt und auf einen 14-Tage-Rhythmus verkürzt. „Bis jetzt ziehen alle mit, aber wie sich das ab Januar entwickelt, wird sich zeigen. Man sagt nicht umsonst: aus den Augen, aus dem Sinn“, sagt er.

Die BG hofft auf einen Käufer für das Bowlingcenter

Mittel- bis langfristig sieht er den ohnehin schon kleinen Verein in Gefahr. Viele Mitglieder kommen direkt aus dem Bezirk, aus Degerloch, Vaihingen oder Filderstadt. Oliver Klein befürchtet, dass einige zu Clubs in der Stadtmitte oder Feuerbach wechseln könnten, denn die BG lebe vom Familiären und vom Bierchen nach dem Sport. Er befürchtet, dass dieser Zusammenhalt durch die Pendelei nach Böblingen auseinandergerissen werden könnte. Hinzu komme, dass manche Mitglieder kein Auto hätten. „Ich mache mir durchaus Sorgen, wie es weitergeht“, sagt er.

Auch die BG hofft daher auf einen Käufer für das Bowlingcenter. Der Vorsitzende bietet sogar Hilfe beim Umbau an. „Eventuell wird sich der Verein mit Manpower beteiligen. Ich denke, ich spreche da im Namen aller.“ Die Chancen, dass das in die Jahre gekommene Center nach einer Frischekur wieder aufblühen könnte, sieht er als gut an. „Bowling ist im Freizeitbereich beliebt“, sagt Oliver Klein und nennt Kindergeburtstage, Betriebsmannschaften oder Disco-Bowling als Beispiele. Und das Potenzial in Möhringen, das sei da.